Den Mitarbeiter des Monats küren oder die schnellste Truppe von der Nachtschicht? Anreizsysteme, um Mitarbeiter zu mehr Leistung anzuspornen, gibt es viele. Wissenschaftler aus Hannover haben jetzt eine Open-Source-Software entwickelt, mit der produzierende Unternehmen ihre Motivationsprogramme zielgenauer steuern können sollen. Validiert haben die Wissenschaftler um den Ingenieur Jens Knigge ihre Ergebnisse auch - mit Schokolade.
Entstanden ist die Software "SoConAu" am Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) und dem Hannoveraner Uni-Institut für Fabrikanlagen und Logistik. Bevor Knigge das Programm baute, ließ er Mitarbeiter von Partner-Firmen des Projekts befragen, zum Beispiel im Werkzeugbau. Seine Erkenntnis: "Der klassische Motivator ist Geld", sagt Knigge. "Aber er wirkt nur sehr kurzfristig." Hingegen seien Anerkennung, eine offene Unternehmenskultur und Events, die die Gemeinschaft stärken, viel langfristieger motivierend."
Stellschrauben: Termintreue und Lagerbestände
Termintreue, kurze Durchlaufzeiten, eine hohe Auslastung und niedrige Bestände - das sind die Stellschrauben, an denen produzierende Unternehmen für ihren Geschäftserfolg drehen. Anreizsysteme für die Mitarbeiter, zum Beispiel über zusätzliche Urlaubstage, setzen aber meistens nicht gezielt dort an. Sie beziehen sich in der Regel auf die generelle Produktivität der Belegschaft.
Doch es geht auch zielgenauer: Als Beispiel nennt Knigge, wie ein Industriepartner des Projekts die Mitarbeiter dazu bringen wollte, mehrere Maschinen gleichzeitig zu bedienen - also die eine Maschine laufen lassen, während sie die andere rüsten. Viele Kollegen waren dagegen; doch fanden die Wissenschaftler mit der Firma einen Weg: Sie verknüpften die Zahl der bearbeiteten Aufträge direkt mit einem Anreizsystem. So ließen sich die Kollegen eher dazu motivieren, eine Maschine zu laden, während die andere selbstständig ihren Dienst tat.
Da setzt die Software an: Sie verknüpft die Businessziele, die ein Unternehmen erreichen will, mit konkreten Verhaltensweisen. Wenn mehr Aufträge bearbeitet werden, sind die Lager leerer oder die Termine können besser eingehalten werden. Einstellen lässt sich auch die Mitarbeitergruppe, ob zum Beispiel die Meister im Betrieb, die Fertigungsplaner oder die Mitarbeiter an den Maschinen motiviert werden sollen.
Das Programm ist nur so schlau wie die Firma
Voraussetzung ist, dass das Unternehmen die eigene Belegschaft kennt: dass es vorher die Mitarbeiter danach befragt, wovon sie sich anspornen lassen, und diese Daten in das Programm eingibt. Denn die Software muss wissen, was sie vorschlagen kann. Sie ist also nur so schlau wie die Firma selbst, wenn es um die Wünsche der Belegschaft geht. So kann "SoConAu" die Motivationsstrukturen bewerten und sie den Verhaltensweisen zuordnen, die für das gewünschte Ziel hilfreich sind.
Am Ende müssen die Führungskräfte selbst entscheiden, ob sie nun mehr Urlaubstage versprechen, einen Wettbewerb zum Mitarbeiter des Monats ausloben oder mit Gehaltserhöhungen locken. "SoConAu" sagt ihnen allerdings, welche Vor- und Nachteile es hat, mehr Anerkennung auszusprechen oder eine Prämie zu zahlen.
Dass sie mit ihren Ergebnissen ganz gut liegen, haben die Wissenschaftler selbst in einem Modell überprüft - mit einem Spiel. Das "Goldratt-Game", benannt nach einer Methode des kürzlich verstorbenen Management-Gurus Eliyahu M. Goldratt, simuliert eine Produktionskette. Und siehe da: Der Output stieg, wenn es Belohnungen gab - und wenn das Schokolade war.
Den SoConAu-Demonstrator können Sie hier ausprobieren.
Mehr zum Projekt erfahren Sie unter www.soconau.de.