Change Management

Wie CIOs die Arbeitswelt von morgen prägen

20.01.2020 von Julia Lamml
Mensch-Maschine-Interaktion, Innovationskultur und Mitarbeiter-Engagement bestimmen Unternehmenserfolge. An all diesen Stellschrauben können CIOs drehen.
Die Zukunft der Arbeit findet zwischen Mensch und Maschine statt.
Foto: pathdoc - shutterstock.com

Künstliche Intelligenz (KI) und Robotic Process Automation (RPA) haben großes Potential für Unternehmen, allerdings nicht in der Form von Data Insights und auch nicht als innovative "Pet-Projects". Das zumindest erklärte Forrester-Analyst Pascal Matzke, der zusammen mit Co-Autor Dan Bieler in München den Leitfaden "Zukunft der Arbeit in Europa" vorstellte.

Unternehmen, die zu den ersten gehören, die KI-Projekte stemmen, wollten sich damit oft nur ein innovatives Image geben. Dabei steckten in den Technologien vor allem Möglichkeiten, um den kulturellen Wandel zu steuern.

Ein Beispiel sei die DHL, die in der Lagerlogistik Google Glasses einsetzt, um die Belegschaft mit Augmented Reality bei der Warensuche zu unterstützen. Der Nutzen finde sich in Kostenersparnissen wieder sowie auch in weniger Krankheitstagen der Mitarbeiter.

Der erste Schritt:Die Organisation überdenken

Doch die Mehrheit der Unternehmen versuche mit Automation oder RPA nur, lineare Prozesse einfacher zu gestalten. "Da stellt sich die Frage nach den Silostrukturen", so Matzke. "Man sollte nicht nur in Prozessen Interaktion vorantreiben, sondern insgesamt Synergien schaffen." Kreativer Einsatz von KI und Automation sei gefragt.

Deshalb sollten IT-Entscheider im ersten Schritt immer die Gesamtorganisation überdenken. Dafür gebe es drei Gründe:

Einige Arbeitsschritte können Maschinen übernehmen, andere müssen in Menschenhand bleiben.
Foto: Forrester

Gelingen könne die Transformation der Arbeitswelt in drei Schritten:

Betriebsräte stünden dem Thema KI und Automation daher auch nicht grundsätzlich skeptisch gegenüber. Für ein erfolgreiches Zusammenspiel von Mensch und Maschine am Arbeitsplatz ist laut Susanne Gold, Referentin für Innovationskommunikation bei Siemens, ein Verständnispunkt entscheidend: Menschen suchten nach Sinn und unterschieden sich deshalb durch kreative Gedächtnisleistung von Maschinen.

Notwendig ist das Vertrauen nach Innen

Für einen echten kulturellen Wandel benötigten Führungskräfte ein Vertrauensverhältnis nach Innen. So habe Jan Brecht, CIO von Daimler, im Rahmen des Programms "Leadership 2020" schon formuliert, es brauche ein starkes Mandat von oben. "Mitarbeiter müssen sich empowered fühlen", erklärt Matzke.

Für den Unternehmenserfolg sei es essentiell, engagierte Arbeitnehmer zu finden, kommentiert auch Analyst und Co-Autor Jan Bieler. Wenig Mitarbeiter-Engagement kostet Geld. Kunden verzeihen zum Beispiel Fehler eher, wenn Mitarbeiter transparent die "extra Meile" gehen und sich für die Problembehebung einsetzen.

Zwischen engagierten Mitarbeitern, Innovationskultur und zufriedenen Kunden besteht ein direkter Zusammenhang.
Foto: Forrester

Um die Motivation der Mitarbeiter sei es global aber schlecht und in Deutschland noch schlechter bestellt. Nur 32 Prozent sind engagiert.

51 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland sehen sich aktiv nach neuen Jobs um, unter den Millenials sind es sogar 71 Prozent.
Foto: Forrester

Für Bieler sind vor allem horizontale Silos die großen Hemmschuhe für kulturellen Wandel. Eine Diskrepanz ergebe sich zum Beispiel in den Prioritäten zwischen Top- und mittlerem Management: Innovationen stünden nur in der obersten Entscheidungsriege an erster Stelle. Scheitern zudem Projekte, so wüssten meist die Mitarbeiter am besten, was genau schiefgelaufen ist. Das Management dagegen habe oft keine Ahnung.

In neuen Arbeitsbiographien denken

Auch Susanne Gold beobachtet, dass in Unternehmen Ideen häufig nicht von unten nach oben dringen. Das liege hauptsächlich an den Biographien der Beteiligten: Aktuelle Chefs hätten Kaminkarrieren gemacht, beim Nachwuchs allerdings gleiche der Lebenslauf einem Mosaik. "Wir leben vorwärts, verstehen aber nur rückwärts", so Gold.

Als Vorbild im Change Management führt Bieler die Robert Bosch GmbH an: "Die Firma will kulturell etwas drehen, trotz der Größe und Historie." Mit Startups stelle sich das Unternehmen im Bereich IoT auf, ein Leitfaden definiere klare Ziele um den Kunden als Ankerpunkt.

Folgende Ansatzpunkte versprechen laut Bieler Erfolg:

Einige Tools und Technologien fördern eine innovative Kultur und helfen zum Beispiel bei der Collaboration oder im Knowledge-Management. Außerdem sei die Arbeitsumgebung ein wesentlicher Faktor: Nur 60 Prozent der Arbeitnehmer halten ihren Arbeitsplatz für inspirierend.

Bei der Mitarbeitergewinnung sollte weniger Wert auf Noten gelegt und mehr auf Soft Skills geachtet werden. Vor allem das Self-Management sollte im Fokus stehen. Diversität in Teams helfe, unterschiedliche Perspektiven und Lösungswege zu finden.

Tipps für die Mitarbeitermotivation
Zwischendurch Luft schnappen
Da kann es schon für mehr Energie sorgen, zwischendurch kurz an die frische Luft zu gehen. Vielleicht lässt sich ein Meeting nach draußen verlegen.
Ein Kaffee zwischendurch
Wer keinen Kicker oder Sportangebote im Büro vorfindet, dem hilft vielleicht eine kurze Kaffeepause mit Kollegen, um anschließend motiviert und mit neuen Ideen an die Arbeit zu gehen.
Verabredungen am Feierabend
Wer tagsüber im Büro vom Biergartenbesuch träumt, sollte ihn für abends fest einplanen und sich mit Kollegen oder im Freundeskreis verabreden. Die Aussicht auf eine schöne Verabredung motiviert für den Tag.
Ablenkung mit Kollegen
Wer sich kurz mit Kollegen ablenkt - zum Beispiel am Tischkicker - ist danach oft motivierter.
Weg vom Schreibtisch
Besonders bei größeren Arbeitgebern gehören Sport- und Entspannugsangebote genauso dazu wie die Kantine. Sie helfen, danach ausgeglichener und motivierter an den Schreibtisch zurückzukehren.
Entspannung am Schreibtisch
Manchmal muss man für mehr Entspannung den Schreibtisch auch gar nicht verlassen: zum Beispiel für eine kurze Meditation oder wenn der Arbeitgeber einen Massagedienst anbietet.
Entspannung im Sitzen
Mancher entspannt auch lieber allein für einige Minuten und findet in einer Sitzsack- oder Sofaecke Erholung und Motivation für neue Aufgaben.
Eiskalte Motivation
Auch die Aussicht auf ein Eis in der Mittagspause oder nach Feierabend kann die Motivation steigern.
Motivation am Nullpunkt
Gerade wenn es draußen wärmer wird, leidet häufig die Motivation der Mitarbeiter, die gedanklich schon die Füße im Badesee baumeln lassen.