Viele IT-Verantwortliche sorgen sich um die Sicherheit in ihren Unternehmen, sie kämpfen mit Kontrollverlust und erhöhtem Stress. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, die der IT-Konzern Cisco bei den Marktforschern von GLG in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden rund 330 IT-Verantwortliche weltweit. Im Durchschnitt gaben 78 Prozent der CIOs an, die Coronakrise habe sich stark auf ihre Unternehmen ausgewirkt. Dabei hat es die EU offenbar am stärksten getroffen. Hier erklärten 88 Prozent, es habe weitreichende Veränderungen gegeben.
Verglichen mit Ende 2019 ist der Anteil der Heimarbeiter weltweit von 22 auf 70 Prozent gestiegen. Der Wechsel ins Home Office hat in neun von zehn Betrieben zu einem kulturellen Wandel geführt. Auch in dieser Beziehung hat sich in Europa am meisten verändert.
Als wichtigste Aufgabe in dieser Situation sehen die meisten Manager, den Normalbetrieb aufrechtzuerhalten (Business Continuity). Am schwersten haben es dabei CIOs in Indien, während ihre Pendants in Japan und den USA nur mäßig ins Schwitzen kommen. Die EU rangiert im oberen Mittelfeld.
Gestresste CIOs
Die Veränderungen wirken sich auch auf die Gemütslage der Manager aus: Berichteten vor Covid-19 noch 85 Prozent der CIOs, sie hätten den Überblick über alles, was in ihrem Ressort passiert, waren es in der aktuellen Befragung nur noch etwa ein Drittel. Besonders betroffen waren IT-Leiter in der EU und den USA. In den beiden Regionen haben die Befragten auch am häufigsten das Gefühl, durch Covid-19 die Kontrolle über wichtige Aspekte ihrer Arbeit zu verlieren.
Diese Faktoren führen dazu, dass CIOs sich im Durchschnitt doppelt so gestresst fühlen als noch vor der Pandemie. Am stärksten hat es hier die USA getroffen. Die Europäer behalten den Angaben zufolge eher einen kühlen Kopf. In der EU und in Großbritannien gibt es durch Covid-19 zwar auch mehr belastete CIOs. Im globalen Vergleich ist das Stressempfinden in diesen Regionen aber am wenigsten ausgeprägt. In Kanada hat die Krise sogar zu einer geringeren Belastung geführt.
Mehr Stress führt offenbar zu mehr Frustration: 56 Prozent aller Befragten ärgern sich über Dinge, die sich außerhalb ihrer Kontrolle befinden - gegenüber 25 Prozent vor der Krise. Auch hier sind die US-Amerikaner am schwersten betroffen, während CIOs in der EU und Großbritannien die Dinge gelassener sehen.
Security bleibt die größte Sorge
Sowohl vor als auch in der Krise nannten die Manager IT-Sicherheit als ihr größtes Sorgenkind. Andere Prioritäten haben sich jedoch verändert. Bis zur Pandemie gehörten knappe Budgets und der Fachkräftemangel zu den Top-Drei-Herausforderungen. Mit der zunehmenden mobilen und Heimarbeit sind nun eher Bandbreiten für VPN-Verbindungen und die Produktivität in den Fokus gerückt. Darüber hinaus berichteten die CIOs auch von allgemeinen Stressfaktoren. In der EU bereiten beispielsweise knappe Ressourcen und ein hoher Planungsaufwand den Managern Kopfzerbrechen.
Die IT ist gut vorbereitet
Auf der anderen Seite sind die IT-Abteilungen insgesamt relativ gut aufgestellt. Fast alle CIOs können das Tagesgeschäft mit ihrem Team am Laufen halten. Über die Hälfte der Befragten berichtet sogar von ausreichenden Kapazitäten, um sowohl den täglichen Betrieb zu stemmen als auch neue IT-Anforderungen umzusetzen.
Zudem sind etwa 70 Prozent der Ansicht, sie hätten unter dem Strich genügend Ressourcen, um einen guten Job zu machen und mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Bei einem Großteil helfen Automatisierungs- und Netzwerktechnik dabei, das Stress-Level der IT-Abteilung zu mindern. Sie machen betriebliche Aufgaben einfacher und erleichtern es, den Überblick über die IT-Landschaft zu behalten sowie schneller auf Sicherheitsvorfälle reagieren zu können.
Wenig überraschend spielen auch Collaboration Tools eine große Rolle dabei, IT-Teams in der Krise zu unterstützen. Dazu zählen regelmäßige Video-Meetings im Team oder zu zweit. Unified Communication Tools werden eingesetzt, um effizienter zusammenzuarbeiten. Unter den genutzten Systemen nimmt Microsoft Teams weltweit mit Abstand den Spitzenplatz ein, gefolgt von Skype, Zoom und Cisco Webex.
Allerdings ist nicht alles eitel Sonnenschein. Manche IT-Abteilungen kämpfen damit, dass die neuen Technologien komplex zu verwalten sind. Zudem dauert es oft lange, sie zu implementieren, und es fehlt am nötigen Know-how in der IT.
Besonders in Japan und Großbritannien sind laut der Umfrage neben technischen Tools für mehr Effizienz auch Tele-Health-Services fester Bestandteil der Maßnahmen, um die IT-Abteilungen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Solche Dienste sollen für die emotionale und geistige Gesundheit der Mitarbeiter sorgen. In der EU wird auf solche Services weniger Wert gelegt.
Mehr Zeit für die Familie
Diejenigen CIOs, die sich stark um die emotionalen Belange ihrer IT-Mitarbeiter kümmern, taten dies vor der Krise hauptsächlich durch regelmäßigen Austausch mit dem Team per Videokonferenz oder persönlich. Das hat sich inzwischen geändert. Seit Ausbruch der Pandemie geben die IT-Leiter ihren Mitarbeitern hauptsächlich dedizierte Zeit für den persönlichen Kontakt mit ihrer Familie und Freunden.
Der Video-Chat mit einzelnen Mitarbeitern oder im Team ist nun die zweithäufigste Maßnahme, um sie emotional zu unterstützen. An dritter Stelle rangieren gut strukturierte Arbeitspläne für das Home Office. Regelmäßige Sportangebote von Arbeitgebern sind in Deutschland deutlich weniger verbreitet als im Rest der Welt. Das war auch schon vor der Krise so.
Gerüstet für mobiles Arbeiten
Verglichen mit 2019 fühlen sich CIOs in fast allen Regionen nun besser darauf vorbereitet, mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Damit das so bleibt, wollen die Manager ihre IT-Teams verstärkt weiterbilden. Die meisten planen dies noch während die Home-Office-Regelungen in Kraft sind, oder kurz nachdem der Normalzustand wiederhergestellt ist. Lediglich in der EU sieht die Mehrzahl der IT-Chefs dafür keinen Bedarf.
Mit Blick auf die Zukunft zeigen sich die Interviewten verhalten optimistisch. CIOs in der EU, den USA und Großbritannien haben nur geringe Bedenken, dass die IT-Teams in den kommenden Wochen und Monaten den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten können. Überhaupt keine Sorgen macht sich fast jeder fünfte IT-Verantwortliche in Europa.