Die altbekannte Forderung nach mehr IT-Business-Alignment ist nicht mehr aktuell - künftig müssen sich CIOs als Co-Kreatoren verstehen. Diese These wurde auf dem MIT Sloan CIO Symposium im Mai diskutiert. Analysten und Praktiker skizzieren, wie das aussehen kann.
Durch die Digitalisierung arbeiten IT-Entscheider immer enger mit Entscheidern aus dem Business und mit externen Partnern des Unternehmens zusammen. Gemeinsam sollen Produkte und Services um digitale Komponenten angereichert werden. Weil CIOs neue Methoden wie Design Thinking und agiles Arbeiten zur Verfügung stehen, entwickeln sie sich in die Rolle eines Co-Schöpfers. Joe Peppard, Principal Research Scientist am MIT's Sloan Center, hält den Begriff Alignment für überholt. Er spricht von Co-Evolution, einem Begriff aus der Biologie.
Belkis Vasquez-McCall von der Unternehmensberatung McKinsey Digital sagt: "Früher hat das Business festgelegt, wie ein Problem zu lösen ist, und es der IT übergeben. Heute co-definieren IT-Entscheider das Problem und leiten die Evolution zu seiner Lösung ein." Diese Art der Partizipation kennzeichne die New Economy.
Digitalisierungsexperten als "Business Relationship Manager"
Dazu äußerten sich Experten aus der Praxis, beispielsweise Gail Evans, Chief Digital Officer (CDO) bei der Unternehmensberatung Mercer. Sie versteht ihre Mitarbeiter als Business Relationship Manager, die engen Kontakt zum Business pflegen. Ein "Digital Playbook" hat zum Beispiel den virtuellen Assistenten Warren hervorgebracht, eine Datenbank, in der die Berater Informationen über ihre Kunden nachschlagen können. Evans will nicht nur schnell auf den Markt reagieren können, sie will auch wissen, was der Wettbewerb tut.
Paul Gaffney arbeitet als Chief Technology Officer (CTO) bei Dick's Sporting Goods. Er setzt auf agile Entwicklung und holt dafür IT- und Business-Vertreter an einen Ort. "Es bringt die besten Ergebnisse, wenn sich alle persönlich versammeln", sagt er. Bevor neue Produkte auf den Markt kommen, lässt er sie durch Mitarbeiter aus den Filialen und Endverbraucher testen.
Der CTO setzt auf Unterstützung durch die richtigen IT-Werkzeuge. Welche "richtig" sind, entscheiden die Anwender. Die Firma Dick's Sporting Goods verspricht, Kunden glücklich zu machen. Über die Mitarbeiter sagt Paul Gaffney: "Man kann nicht erwarten, dass sie die Leute glücklich machen, wenn man ihnen Tools gibt, die sie hassen." Alle sechs Wochen unterbricht der CTO sein Tagesgeschäft, um ein paar Tage lang neue Software zu entwickeln. "Täte ich das nicht, würde ich den Draht zum Change verlieren", sagt Gaffney.
Grundlage ist eine "single source of truth"
Um den Zusammenschluss verschiedener Firmen zu einem Ökosystem geht es bei Jorn Lambert, Executive Vice President of Digital Solutions bei Mastecard. Das Unternehmen bietet gemeinsam mit Apple und Goldman Sachs eine digitale Kreditkarte über Apple Wallet an. "Es ist entscheidend, mit den richtigen Co-Creation-Partnern neue Standards zu setzen", sagt Lambert.
Als Grundlage dessen betrachtet Cathy Southwick, CIO bei Pure Storage, eine einheitliche Daten-Plattform. Ihr Ziel sei eine "single source of truth".
Die lebhafte Diskussion auf dem Symposium bekam jedoch einen Dämpfer: George Westerman, Senior Lecturer an der MIT Sloan School of Management, schnitt das Thema Bürokratie an. Er sagte: "Bei der Geschwindigkeit, in der sich die Technologie verändert, hinken IT-Abteilungen immer hinterher."
Mit Material von IDG News Services