Das Ziel war klar formuliert: Datev soll eine lernende Organisation werden, in der alle Mitarbeitenden sich und ihre Erfahrungen einbringen. "Wir haben auf vielen Ebenen Veränderungsbedarfe identifiziert", so Robert Mayr, CEO der Datev - von Prozessen über Steuerungsfunktionen, Skills, Rollen, Entscheidungen, Verantwortung, Strukturen, Infrastruktur bis hin zur Organisationskultur. Die Grundannahme - die sicher auch für viele andere Unternehmen gelten dürfte - lautete: Es gibt keinen dauerhaften Idealzustand eines Unternehmens, lediglich ein gewünschtes Zielbild.
Zur Realisierung dieser Zielbilder wurden sogenannte Workstreams eingeführt. Diese tragen die Verantwortung für ein Produkt oder ein Projekt über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Gleichzeitig sind die Entscheidungsstrukturen deutlich schlanker geworden, wie Mayr stolz vermeldet: "Während Datev in der Vergangenheit ein historisch gewachsenes System mit mehr als 50 Entscheidungsgremien hatte, gilt heute weitgehend End-to-End-Verantwortung" - und zwar möglichst dort, wo der Entscheidungsbedarf entsteht, also im Workstream.
Eigene Methode der Organisationsentwicklung
Das Vorgehen im Transformationsprozess folgt dabei dem selbst entwickelten Change &Transition-Framework (CaT) als Methode der Organisationsentwicklung. Dieses sieht ein iteratives Vorgehen in Lernschleifen vor. Damit diese Lernschleifen unternehmensweit wirken, wurden unter dem Dach von #Datevlernt verschiedene Plattformen organisationalen Lernens entwickelt:
- Die interne CaT-Community mit über 350 Mitgliedern wurde 2019 gegründet und trifft sich wöchentlich, um Veränderungserfahrungen aus dem gesamten Unternehmen zu diskutieren.
- Ein "kuratiertes" BarCamp-Format Datev DigiCamp findet seit 2019 regelmäßig statt. Nach dem Vorbild des Pathinder-/Work X Festivals von intrinsify sind sie Plattformen für organisationales Lernen und interdisziplinären Austausch für alle Mitarbeitende, Mitglieder der Genossenschaft sowie Kunden und Partner.
- Einmal im Jahr gibt es das Datev-CoCreationCamp als Barcamp mit externen Beratern, Coaches, Kunden, Partnern sowie Datev-Mitarbeitenden zur gemeinsamen Reflexion von Veränderungsprozessen.
- Mit dem OpenSpace Datev - angelehnt an Open Space Agility von Daniel Mezick - haben die Nürnberger erstmals einen offenen Experimentierraum für Veränderungsprojekte geschaffen. Sechs Monate haben die Experimente Zeit, sich zu entwickeln. Die Erfahrungen werden reflektiert und je nach Ergebnis in den Transformationsprozess integriert. Anfang 2021 ist die zweite Runde gestartet.
Mayr zeigt sich überzeugt, dass Datev mit der FFZ-Initiative, mit der sich das Unternehmen für den Digital Leader Award (DLA) bewarb, auf dem richtigen Weg ist. Als Beleg führt er die erfolgreiche Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen im Unternehmen an: "Wir haben es im Frühjahr 2020 praktisch über Nacht geschafft, Teams neu zu organisieren, um ihr Arbeit unter den neuen Voraussetzungen reibungslos weiterzuführen."