SEPA - Single Euro Payments Area

Wie De-Mail die SEPA-Einführung unterstützen kann

23.07.2013 von Johannes Klostermeier
Bei der ab Februar 2014 geltenden SEPA-Lastschrift muss die Einwilligung des Kunden schriftlich vorliegen. Die Deutsche Telekom bietet nun eine Lösung per De-Mail an.

Telefonrechnung, Zeitschriften-Abo oder Online-Bestellungen – fast jede zweite bargeldlose Zahlung und rund 60 Prozent aller Online-Zahlungen erledigen die Deutschen heute per Lastschrift. Zum 1. Februar 2014 wird die klassische Einzugsermächtigung durch die europaweite SEPA-Lastschrift abgelöst. Einzugsermächtigungen müssen dann nachweisbar schriftlich eingeholt oder erteilt werden – sonst sind Aufträge nicht gültig. Eine einfache E-Mail reicht dafür nicht mehr aus.

Doch es geht auch anders: Den Gang zum Briefkasten können sich Unternehmen und Privatpersonen sparen, wenn sie eine De-Mail versenden. Damit lassen sich SEPA-Lastschriften rechtsgültig und nachweisbar online einholen und erteilen. Gemeinsam mit dem Partner van den Berg AG hat die Deutsche Telekom eine Lösung entwickelt, um elektronische SEPA-Mandate im Internet rechtssicher und nachweisbar zu erteilen und zu verwalten. CIO.de sprach darüber mit Dirk Backofen, der als Leiter Marketing Geschäftskunden der Telekom Deutschland nun auch das De-Mail-Geschäft verantwortet.

CIO.de: Wie sieht die De-Mail-Lösung für SEPA-Einzugsermächtigungen aus, die die Deutsche Telekom mit der van den Berg AG entwickelt hat?

Dirk Backofen hat die Cloud vorangebracht. Jetzt ist er bei der Telekom auch für den Bereich De-Mail verantwortlich.
Foto: Deutsche Telekom

Dirk Backofen: Zum 1. Februar 2014 wird die klassische Einzugsermächtigung durch die europaweite SEPA-Lastschrift abgelöst. Alle Lastschriftmandate müssen dann schriftlich eingeholt werden. Das bedeutet eine stärkere, sichere und verbindliche Nachweispflicht. Und genau das lässt sich nicht über Online-Portale oder normale E-Mails machen. De-Mail dagegen erfüllt diese Anforderungen. Daher ist sie das Mittel der Wahl für alle Firmen, die diese Einwilligungen brauchen, etwa Banken und Versicherungen. Auch im Bereich E-Commerce lassen sich SEPA-Lastschriftmandate einfach per De-Mail einholen.

CIO.de: Wie ist die Resonanz bei den Firmen? Es kümmern sich ja immer noch nicht viele Firmen um die SEPA-Einführung.

Dirk Backofen: Das stimmt. Viele kleinere Firmen haben sich erstaunlicherweise noch nicht mit dem Thema SEPA beschäftigt, obwohl sie dafür ihre IT-Systeme und Prozesse anpassen müssen und das erst einmal Aufwand bedeutet. Die Zeit läuft, denn niemand wird um das Thema herum kommen. Wir rechnen mit einer steigenden Nachfrage nach De-Mail. Gegenwärtig gibt es zur De-Mail kaum eine für den Massenmarkt taugliche internetbasierte Alternative für SEPA-Lastschriften.

Nach wie vor ist die Lastschrift eine beliebte Zahlungsmethode für den Endkunden, weil im Gegensatz zur Kreditkartenzahlung für ihn keine Gebühren anfallen. Auch die Verkäufer im Internet bevorzugen diese Zahlungsmethode, da deutlich geringere Kosten anfallen. Wir haben deshalb mit der Firma van den Berg AG eine Lösung zur Einholung neuer SEPA-Lastschriften entwickelt.

Diese basiert auf einer Mandatsverwaltungssoftware. Das funktioniert so: Der Endkunde bekommt per De-Mail den entsprechenden Rechtstext zur SEPA-Lastschrift zugesendet, bestätigt ihn per De-Mail und damit gleichzeitig die Rechtsmäßigkeit des Mandats und erteilt somit dem jeweiligen Unternehmen die Einzugsermächtigung. Diese wird dann automatisch in der Mandatssoftware gespeichert.

CIO.de: Wie hoch sind die Kosten und der Aufwand für die Firmen?

Dirk Backofen: Wenn ein Unternehmen schon an De-Mail angeschlossen ist, hält sich der Integrationsaufwand in Grenzen. Und die Lösung hat mehrere Vorteile: Firmen müssen keine Briefe mehr versenden, sie sparen Zeit, Geld und Papier, und sie schonen die Umwelt. Die Mandatsverwaltung lässt sich etwa bei größeren Firmen mit überschaubaren Anpassungen auch an das vorhandene ERP-System anbinden.

"Bei der Umstellung der Briefpost-Prozesse ist SEPA immer ein Thema"

Banken und Versicherungen müssen sich bald auf das neue Verfahren einstellen. Aber auch alle Unternehmen, die E-Commerce betreiben.
Foto: cio.de

CIO.de: Gibt es denn schon Kunden, die künftig SEPA-Lastschriften per De-Mail einholen wollen?

Dirk Backofen: Die Telekom hat bereits mehrere hunderttausend De-Mail-Kunden gewonnen, darunter viele Groß- und Mittelstandskunden, bei denen neben der Umstellung der Briefpost-Prozesse immer auch SEPA ein Thema ist. Und die Nachfrage nach SEPA gerade bei den Großkunden wächst. Auch der Mittelstand und kleinere Betriebe werden sich bis zum Jahresende dem Thema annehmen müssen. Daher erwarten wir auch hier eine große Nachfrage nach De-Mail.

CIO.de: Wie ist denn der aktuelle Stand bei De-Mail, sie wird ja noch nicht so viel genutzt.

Dirk Backofen: Das wäre auch überraschend. Noch gibt es das klassische Henne-Ei-Problem. Die Privatkunden warten auf die Unternehmen, die Unternehmen auf die Privatkunden. Aber das ändert sich gerade. Die Unternehmen sehen das Potenzial der De-Mail und gehen in Vorleistung. Viele unserer großen Firmenkunden haben mittlerweile ein De-Mail-Gateway eingerichtet. Erste Unternehmen beginnen damit, ihre internen Prozesse auf De-Mail umzustellen und konkrete Anwendungen für ihre Endkunden zu entwickeln.

Dirk Backofen: Wir gehen davon aus, dass Unternehmen und die öffentliche Hand in 2013 und 2014 für Millionen Kunden nützliche Anwendungen für De-Mail schaffen werden. Und sobald der Nutzen steigt, wird es auch mehr Nutzer und mehr Nutzung geben. Das E-Government- und das E-Justice-Gesetz werden zusätzlich Rückenwind geben. Und natürlich schiebt die Telekom selbst tüchtig mit.

Was meinen Sie damit?

Kanzlerin Angela Merkel und Telekom-Chef René Obermann auf der Cebit in Hannover.
Foto: Telekom

Dirk Backofen: Mit unserem Home-Ident-Angebot machen wir es den Kunden leicht, sich zu Hause anzumelden und auch identifizieren zu lassen. Darüber hinaus wollen wir in der zweiten Jahreshälfte Marketing-Aktionen starten, um zusätzliche Anreize für die Registrierung und die Identifikation für De-Mail zu schaffen. Dazu kooperieren wir etwa mit Zalando.

Jeder neue De-Mail-Kunde erhält einen Zalando-Gutschein

Jeder Kunde, der sich für De-Mail der Telekom registriert, erhält einen Zalando-Gutschein. Diese Aktion startet in den nächsten Tagen. Ähnliche Aktivitäten planen wir aktuell auch mit weiteren Kooperationspartnern. Dazu kommen große Open Air-Konzerte mit internationalen Top-Acts wie zum Beispiel zur IFA in Berlin. Hierfür werden neue registrierte und identifizierte De-Mail-Kunden kostenlos Tickets bekommen.

CIO.de: Sie sind bei der Telekom neu verantwortlich für De-Mail, warum?

Dirk Backofen: Wir haben die Verantwortung für das Thema nach dem Weggang eines Kollegen neu vergeben. Ich bin bei der Telekom Deutschland für das Marketing des gesamten Geschäftskundenbereichs verantwortlich. Da wir bereits viele Tausend De-Mail-Geschäftskunden haben, ist das Theman nicht neu für mich. Wir haben es jetzt lediglich eine Etage höher aufgehängt. Das unterstreicht, welchen Stellenwert die De-Mail im Telekom-Konzern hat.

CIO.de: Ist der derzeitige generelle Vertrauensverlust in digitale Kommunikation aufgrund der Abhörskandale nicht eine Erschwernis für De-Mail?

Dirk Backofen: Ja und nein. Ja, weil derzeit jegliche elektronische Kommunikation kritisch hinterfragt wird. Und nein, weil gerade aktuelle Umfragen zeigen, wie groß das Interesse der Bürger an mehr Sicherheit ist. Die De-Mail ist gegenüber der heutigen E-Mail-Kommunikation in punkto Sicherheit ein Quantensprung.

CIO.de. Es wurde doch immer gesagt, dass die De-Mails einmalig entschlüsselt werden, angeblich wegen der Virenbeseitigung…

Wer kann bei der De-Mail mitlesen? Haben Geheimdienste Zugriff?
Foto: telekom.de

Dirk Backofen: Eins gleich vorweg: Der Begriff Entschlüsselung ist hier falsch. Was im Hochsicherheits-Rechenzentrum – übrigens vollkommen automatisiert und ohne Zugriff von Menschen – passiert, ist ein Prüfprozess.

Das System prüft, ob einer Nachricht ein Virus oder eine andere Schadsoftware anhängt. Das dauert eine Millisekunde bis maximal eine Sekunde. Diesen Prüfprozess schreibt der Gesetzgeber vor, um die Plattform zu schützen. Viren und Trojaner sollen sich nicht ungehindert verbreiten können. Dies dient auch der Sicherheit der Computer aller De-Mail-Nutzer. Die Inhalte einer Nachricht liegen bei diesem Prüfprozess aber zu keinem Zeitpunkt offen.

Kunden wollen sicher gehen, dass nur sie auf ihre Daten zugreifen können

CIO.de: Erhalten Sie im Moment viele Anfragen von besorgten Cloud-Kunden?

Dirk Backofen: Was im Moment verstärkt nachgefragt wird, sind Cloud-Dienste aus sicheren deutschen Rechenzentren – die Diskussion zur Cloud made in Germany ist in aller Munde. Die Kunden wollen sicher gehen, dass nur sie allein auf ihre Unternehmensdaten zugreifen können. Und das alles unter den strengen Regelungen der deutschen Datenschutzgesetzgebung. Wir bieten Cloud-Dienste aus eigenen oder Partnerrechenzentren an. Je nachdem, was der Kunde möchte.

Und wir bieten dabei eine Ende-zu-Ende-Verantwortung, das heißt wir kümmern uns nicht nur um Applikationen, Datensicherheit und Datenschutz, sondern auch um die stabile und sichere Verbindung zum Rechenzentrum in der Cloud. Wir sind im Großkundengeschäft mit T-Systems schon seit 2005 im Cloud-Markt aktiv und bringen jetzt die Lösungen für Großkunden auch in den Mittelstand. Wir können alle Kunden, sowohl Privatkunden als auch kleine und mittelständische Firmen sowie Großkonzerne, mit Cloud-Services aus einer Hand versorgen. Wir ermöglichen die „Cloud für alle" und das alles mit dem Gütesiegel „Made in Germany".