Bereits der Kauf des Dienstleisters Perot Systems ging in die Richtung, das ehemalige Geschäftsmodell von Dell radikal zu ändern: vom Assemblierer von Workstations, PCs und Servern hin zu einem Hersteller, der über eigene Technologie verfügt. Dazu diente auch die Übernahme von EqualLogic, einem Spezialisten für iSCSI-Speichergeräte. Weitere Übernahmen wie die von Ocarina, Spezialist für Data Deduplication, bekräftigten den eingeschlagenen Kurs.
Durch den Kauf von Perot Systems kam ein großes Dienstleistungsunternehmen hinzu, mit dem sich Dell auf eine Stufe mit IBM, HP und anderen Anbietern stellen will. Die Abkehr von dem einstigen Geschäftsmodell, in dem man in voller Absicht weitgehend auf Dienstleistungen verzichtete und auf externe Anbieter wie Unisys setzte, hätte nicht größer sein können.
Mit dem Versuch, das Speicher-Start-up 3Par, spezialisiert auf Highend-Storage und bisher ohne Gewinne, zu übernehmen, wollte sich Dell von dem OEM-Partner EMC und dessen Speicherprodukten unabhängig machen. Allerdings bekundete HP ebenfalls Interesse und legte mehr als das Doppelte auf den Tisch: etwa zwei Milliarden Dollar. Dell reagierte ein paar Monate später mit dem Kauf von Compellent, Hersteller einer ähnlicher Speichertechnologie wie 3Par.
In die mittlerweile längere Liste der Übernahmen von Dell fügt sich Insite One in besonderer Weise ein. Es handelt sich um eine cloud-basierte Archivierungs- und Disaster-Recovery-Lösung für medizinische Anwendungen. Damit weitet Dell den Anspruch, Anbieter für Storage und Healthcare-IT zu sein, erstmals mit einem Portfolio aus, das beides vereint.
Laut Angaben von Dell schließt die Insite-One-Technologie die Lücke zwischen der Speicherung medizinischer Aufnahmen auf der Diagnoseseite und auf der Seite der Behandlung. Durch die vereinfachte Speicherung der Bilder sollen sich zugleich Kosten sparen lassen.
Dell will universeller Anbieter für Archivierung von Bilddaten werden
Insite One bietet eine cloud-basierte Lösung an, die offen für unterschiedliche Bildarchivierungsprogramme und für Dells Lösung "Unified Clinical Archive" ist. Krankenhäuser und Ärzte können damit auf Aufnahmen zugreifen, egal mit welchem Programm sie erstellt und gespeichert worden sind.
Insite One ist schon jetzt – zumindest in den USA – zur bevorzugten Plattform für die Speicherung medizinischer Bilddaten geworden. Zurzeit verwaltet man 55 Millionen klinische Studien und mehr als 3,6 Milliarden medizinischer Aufnahmen. Außerdem unterstützt Insite One etwa 800 verschiedene Webseiten für klinische Anwendungen. Laut eigenen Angaben ist die Cloud-Infrastruktur sicher und skalierbar und arbeitet mit sämtlichen Lösungen für PACS-Systeme und allen Datenquellen zusammen.
Die Skalierungsfähigkeiten sind auch deswegen interessant, weil die medizinischen Bilddaten explodieren und zugleich die staatlichen Anforderungen an die langfristige Speicherung ständig zunehmen.
Zum erklärten Ziel von Dell gehört es, die Archivierungsfähigkeiten von Insite One auch für Bildquellen in anderen Industriebereichen zugänglich zu machen.