In Grünlingen dreht sich alles um die Bahn. Die virtuelle Stadt befindet sich seit Kurzem auf der DB Lernwelt, einer zentralen Lernplattform für Mitarbeitende der Deutschen Bahn. Wer sich auf die virtuelle Reise begibt, startet ein E-Learning und kann herausfinden, wie eine Zugfahrt zustande kommt, was für einen pünktlichen Zugbetrieb erforderlich ist oder wo die Bahn ihre Energie bezieht.
Falko Radloff leitet den Qualifizierungsbereich für Ingenieure im Bereich Infrastruktur bei DB Training, Learning & Consulting und ist für das neue Angebot verantwortlich: "Grünlingen besteht quasi aus der DNA der Deutschen Bahn. Alle Mitarbeitenden, ob neu oder schon länger mit an Bord, sollen das komplexe System Bahn besser verstehen lernen", erklärt er den Sinn des digitalen Trainingscamps.
Virtuelles Training findet Akzeptanz
Präsenz-Qualifizierungen, Lernvideos sowie vereinzelt webbasierte Trainings mit Lerninhalten rund um das klassische Eisenbahnwissen sind bei der DB schon länger vorhanden. Radloff dazu: "Lernen hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Dem wollten wir gerecht werden, auch, weil wir uns gerade in einer Rekrutierungsoffensive befinden. In den nächsten Jahren wird der DB-Konzern rund 100.000 Neueinstellungen vornehmen." Mit neuen Lernformaten und Trends wie Gamification, also digitale Lernspiele, die einem PC-Game ähneln, oder Micro-Learning, - sprich kurze Lerneinheiten, sogenannte Learning Nuggets, bietet DB Training unterschiedliche Lernformate an: Wer lesend am besten lernt, findet auch weiterhin Unterlagen im Reader-Format. Für den auditiven Lerntyp hält die Lernplattform Podcasts bereit.
Auch interaktive virtuelle Angebote, wie etwa eine digitale 360-Grad-Exkursion durch das ICE-Werk Berlin-Rummelsburg oder der digitale Besuch von Grünlingen, stoßen bei den Beschäftigten auf Interesse. Auswertungen zeigen: Das neue E-Learning wird über alle Geschäftsbereiche hinweg häufiger genutzt als prognostiziert: "Selbst traditionell Lernende, die sonst eher Formate wie Präsenz-Qualifizierungen vorziehen, reizt der Gamification-Ansatz und sie finden sich in dem virtuellen Training wieder", so Radloff.
2D Map-Training vermittelt Lerninhalte
Mit der Entwicklung des Singleplayer Games hatte die DB nach einer Ausschreibung den Saarbrücker E-Learning-Anbieter imc beauftragt. Von Professor August-Wilhelm Scheer vor einem Vierteljahrhundert in Saarbrücken gegründet, ist das Unternehmen heute auf digitale Aus- und Weiterbildungsprogramme spezialisiert.
Für DB Training entstand ein sogenanntes 2D Map-Training: Ähnlich wie bei Google Maps, können sich User über eine auf Bildern basierende Karte in der fiktiven Bahnstadt Grünlingen bewegen. Lerninhalte lassen sich explorativ entdecken: Jeder entscheidet selbst, was er sich zuerst ansehen möchte und zu welchem Spot er als nächstes navigiert. Lernende schlüpfen dabei in die Rolle eines Redakteurs oder einer Redakteurin. Der Auftrag lautet, bei der DB hinter die Kulissen zu schauen und unter anderem herauszufinden, wie "grün" Grünlingen - und damit das System Bahn - wirklich ist.
Auf der zweidimensionalen Landkarte sind etwa Bahnhöfe abgebildet, die mit einem Klick betreten werden können. Hier wartet dann eine Aufgabe, ein Learning Nugget oder ein Quiz auf die Lernenden. Für die Lösung notwendige Informationen befinden sich auch als Overlay über der Karte. In einem Chatfenster meldet sich regelmäßig der virtuelle Chefredakteur und stellt Fragen zu Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Instandhaltung oder der Energieverteilung. Anhand dieser Chats können Teilnehmende prüfen, was vom vermittelten Wissen hängen geblieben ist.
Anwender und Lernerlebnisse stehen im Vordergrund
Grünlingen ist Teil einer Transformation: Die DB hat Qualifizierung und Lernen mit als Top-Themen der kommenden Jahre ausgerufen. Die DB Lernwelt, in der fast alle Schulungsmaßnahmen zentralisiert und verwaltet werden, soll sich mit einer Learning Experience Plattform (LXP) weiterentwickeln, die Nutzer und Lernerlebnisse in den Vordergrund stellt.
Die LXP mit allen relevanten Lernangeboten des DB Systemverbunds wird Basis für ein selbstgesteuertes, flexibles und bedarfsgerechtes Lernen. Für einen optimalen Lernerfolg wird aktuell getestet, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz anhand der Lern-, Wissens- und Qualifizierungshistorie von Mitarbeitenden bedarfsorientierte Lernpfade erstellt werden können. Ähnlich, wie große Online-Kaufhäuser zur bereits ausgewählten Ware noch weitere Artikel anzeigen, erhalten die Mitarbeitenden dann Vorschläge für weitere Fortbildungskurse.
"Digitales Lernen ist für uns nichts neues und im DB-Konzern fester Bestandteil in der Vielfalt der Lernformate. Doch gerade nach der Pandemie haben wir konzernweit ein großes Bedürfnis nach Gemeinschaft wahrgenommen", so Falko Radloff. Um diesem Bedürfnis auch bei der Wissensvermittlung nachzukommen, setzt DB Training verstärkt Blended-Learning-Konzepte ein, verknüpft also digitales Selbstlernen mit gemeinsamen Live-Formaten. (pg)