Weitsichtige CIOs entwerfen Dreijahrespläne, denn sie müssen nicht nur strategisch denken, sondern auch visionär sein. In diesem Sinne blicken viele bereits voraus und überlegen, was sie, ihre IT-Abteilungen und ihr Unternehmen im Jahr 2025 benötigen. Todd Cassidy, CIO bei Capital One, gehört zu dieser Spezies: "Wir blicken ständig nach vorne, um sicherzustellen, dass wir für die Zukunft gerüstet sind", berichtet er.
Zu den Trends, die sich auf seine Drei-Jahres-Roadmap auswirken, zählt er beispielsweise technisch bedingte Veränderungen der Arbeitswelt, aber auch Fortschritte in Bereichen wie Cloud Computing, maschinelles Lernen und Open Source. Zudem verweist er auf den Wunsch nach mehr Agilität in der IT und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterbildung. "CIOs müssen in der Lage sein, auf der Innovationswelle zu reiten, indem sie nicht nur die technischen Fortschritte nutzen, sondern auch ihre IT-Organisationen rüsten, um Veränderungen schneller umzusetzen", lautet seine Empfehlung.
CIOs brauchen auch mittelfristige Pläne
IT-Führungskräfte, Business-Manager und Berater räumen ein, dass Zukunftsprognosen generell schwierig sind. Unwägbarkeiten sind normal und können auch solide Pläne durchkreuzen, wie etwa die COVID-Pandemie im Jahr 2020 und die große Rezession gut ein Jahrzehnt zuvor. Dennoch berichten viele Manager, dass sie auch weiter vorausplanen und die verfügbaren Informationen nutzen, um plausible Einschätzungen für das Jahr 2025 zu entwickeln.
CIOs, so der Tenor, sind für derartige Prognosen prädestiniert, weil Technologie und das Business mittlerweile eng miteinander verwoben sind. "Um die Wertschöpfung weiter zu steigern, müssen IT-Verantwortliche ihre Anstrengungen zur digitalen Transformation ausweiten. Dabei kommt es darauf an, dass CIOs eine Führungsrolle einnehmen", fordert Irving Tyler, Research Vice President beim Marktforscher Gartner.
Mehr Cloud und Metaverse am Horizont
Marktbeobachter und CIOs gehen davon aus, dass viele derzeit schon genutzte junge Technologien in den kommenden Jahren ausgereift sein werden. Außerdem sei zu erwarten, dass einige Technologien, die sie derzeit nur beobachten oder erproben, bis 2025 zum Mainstream gehören werden. Aus ihrer Sicht handelt es sich dabei eher um eine Evolution und nicht um eine Revolution, so dass die meisten kritischen Enterprise-Technologien für 2025 bereits bekannt seien. Einige Experten sagen zum Beispiel, dass ihre Drei-Jahres-Roadmaps stark auf die Cloud ausgerichtet sind, insbesondere auf die verstärkte Nutzung der Public Cloud.
"Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Cloud das dominierende Paradigma sein wird", kommentiert Barry Brunsman, Leiter des CIO Advisory Center of Excellence bei KPMG und Principal in der CIO Advisory Practice des Unternehmens. "Bei uns werden alle Daten- und Cyber-Plattformen als Service bereitgestellt. Und die Tools, mit denen wir entwickeln, befinden sich in einer Hyperscale-Cloud-Umgebung."
Die Cloud als Basis anderer IT-Trends
Darüber hinaus glauben CIOs und Researcher, dass eine robuste Cloud-Umgebung unabdingbar sein wird, um von anderen Technologietrends zu profitieren, die für 2025 erwartet werden. Dazu gehörten das wachsende Interesse an und die Anwendungsfälle für Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) sowie das Metaverse, auch wenn letztgenannte Technologie noch lange nicht ausgereift ist.
Dennoch: "Wir sehen echte Begeisterung für Web3 und das Metaverse", berichtet Brunsman. Andere stimmen ihm zu und ergänzen, dass CIOs heute schon die Aufgabe hätten, sich mit den Chancen des Metaverse auseinanderzusetzen. Trotzdem dämpft Brunsman die Erwartungen an das Metaverse und sein Potenzial im Jahr 2025. Viele Führungskräfte würden zögern, beim Bau des Metaversums an vorderster Front mitzuwirken.
IoT - mehr vernetzte Geräte und Datenströme
CIOs und IT-Berater gehen zudem davon aus, dass die hohen Wachstumsraten vernetzter Geräte auch in den kommenden drei Jahren anhalten. "Das Internet der Dinge (IoT) wird weiter rasant expandieren", prognostiziert Craig Wright, Senior Partner für Beratung und Transformation beim Beratungsunternehmen West Monroe. "Wir haben bereits Milliarden von Geräten, aber wir sprechen künftig von Billionen." Aus diesem Grund prüfen CIOs schon jetzt, wie sie die schnell wachsende Endpoint-Infrastruktur unterstützen, überwachen und absichern können. Das bedeutet etwa, dass sie biometrische Daten als Ersatz für Passwörter und Token einsetzen, aber auch mehr Edge-Computing-Geräte, mehr Analyse-Tools für die von Endgeräten generierten Daten sowie mehr automatisierte Datenanalysen.
Noch mehr Fokus auf noch mehr Daten
Der Fokus auf Daten ist für CIOs generell ein wichtiger Aspekt bis zum Jahr 2025, viele rechnen mit einem "Daten-Tsunami", der immer weiter anwachsen werde. "Der Trend zur verstärkten Datennutzung setzt sich fort", sagt Joan Holman, CIO der Anwaltskanzlei Clark Hill. "Für das Technologie-Team wird es entscheidend sein, dass es die Daten kennt und weiß, welche Erkenntnisse sie liefern können, um sie zum Erreichen der Geschäftsziele einzusetzen. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wo unsere Daten lagern, wie wir sie schützen und wie wir alle Teile zusammenfügen können, um einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen."
Infolgedessen werden CIOs fortschrittlichere Analysemethoden entwickeln - entweder allein oder in Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Abteilungen. Und im Jahr 2025 würden sie versuchen, noch mehr Daten zu nutzen, um die wachsenden Anforderungen künstlicher Intelligenzen und des maschinellen Lernens zu erfüllen, ergänzt Benjamin Rehberg, Managing Director bei der Boston Consulting Group.
CIO wird zum Integrationsbeauftragten
Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen CIOs eine ganze Reihe von Technologien zusammenführen. "Wenn man über das Jahr 2025 nachdenkt, werden sich unsere Teams weiterhin darauf konzentrieren, sowohl interne als auch externe Kunden zu bedienen und Wege zu finden, unser Geschäft täglich zu verbessern", sagt Richard Hook, CIO der Penske Automotive Group sowie der Penske Corp. "Darüber hinaus bauen wir die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter weiter aus, damit jeder zumindest über ein Grundwissen im Bereich Sicherheit verfügt, sich mit verschiedenen Cloud-Plattformen auskennt und bei der Automatisierung unterstützen kann."
CIOs als Entwickler der Transformation
"Führungskräfte erkennen zunehmend, dass die nächste Phase der Wertschöpfung aus Transformationsbemühungen erwachsen wird", sagt Gartner-Experte Tyler. "Sie versuchen, ihre Geschäftsmodelle zu verändern und neue Formen digitalisierter Produkte und Dienstleistungen zu finden, um weitere Kundensegmente zu erreichen. Gerade CIOs haben die Chance, bei der Entwicklung transformativer Visionen führend zu sein."
Die IT-Mannschaft der Zukunft
CIOs denken außerdem über die Fähigkeiten nach, die ihre Mitarbeiter und sie selbst benötigen, um die IT-Abteilung der Zukunft zu schaffen. Joanne Lee, Principal Research Director of CIO Advisory Services bei der Info-Tech Research Group, erwartet, dass IT-Verantwortliche mehr kritisches Denken und Problemlösungskompetenz brauchen werden, aber auch mehr emotionale Intelligenz. "Innovationen und Ideenreichtum werden ebenfalls immer wichtiger", so Lee.
IT-Kompetenzen außerhalb der IT
Eine weitere Prognose dreht sich um das wachsende IT-Wissen in den Fachbereichen. "Die IT-Funktion kann nicht die einzige Quelle für Technologie sein", sagt Tyler. "CIOs müssen einen besseren Zugang zu IT-Werkzeugen, Daten und Fachwissen ermöglichen." Infolgedessen würden funktionsübergreifende oder fusionierte Teams, die Technologie- und Business-Fachleute vereinen, immer mehr zur Norm.
Diese "Demokratisierung" der Technologie werde CIOs in eine Art Orchestrierungsmodus bringen. Sie müssten sich fragen: "Wie kann ich mit meiner Organisation eine intensivere Nutzung von IT in den Fachbereichen ermöglichen? Wie können wir dabei helfen, das notwendige Know-how aufzubauen?" Am Ende gehe es darum, Technologie auf anderen Wegen bereitzustellen und das hergebrachte IT-Betriebsmodell vollständig in das Unternehmens-Betriebsmodell zu integrieren.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com