Chief Digital Officer (CDO) liefern ihren Unternehmen bisher nicht den Mehrwert, den sie bieten könnten. Diese These stammt vom US-Marktforschungsinstitut Gartner, das sich auf eine Studie unter 257 Digitalisierungsverantwortlichen stützt. Deren Fazit: CDOs setzen die richtigen Prioritäten - aber ihre Arbeit folgt keiner erkennbaren Strategie.
Als wichtigstes Ziel nennen CDOs, Chief Analytic Officers und ihre Kollegen das Schaffen einer datengetriebenen Unternehmenskultur. Doch im Arbeitsalltag verlieren sie sich zwischen technologischen und nicht-technologischen Anforderungen sowie taktischen Aktivitäten. Konkret geht es dabei um Daten-Integration, Qualifizierungsmaßnahmen und Programme zur Verbesserung des Enterprise Information Managements (EIM). Gartner definiert EIM als übergreifende Disziplin zur Strukturierung, Beschreibung und Governance aller Assets rund um Daten und Information. EIM zielt darauf ab, organisatorische und technologische Hürden im Umgang mit Daten zu überwinden und so Transparenz und Effizienz zu steigern.
Gartner kritisiert, dass die Befragten zwar die geringe "Data Literacy" der Belegschaft als größte Hürde ansehen, sich aber gleichzeitig zu wenig für die Verbesserung dieser "Digitalisierungsalphabetisierung" einsetzen. Die Analysten raten, mit folgenden Fragen zu starten:
Wie viele Angestellte können statistische Operationen wie etwa das Berechnen von Korrelationen und Durchschnittswerten aus dem Stand durchführen?
Wie viele Manager können auf Basis akkurater und relevanter Zahlen einen Business Case erstellen?
Wie viele Manager können den Output ihrer Systeme und Prozesse belegen und erklären?
Wie viele Data Scientisten können den Output ihrer Machine-Learning-Algorithmen erklären?
Wie viele Kunden des Unternehmens wissen den Wert der Daten zu schätzen, die man ihnen bereitstellt?
Generell achten CDOs zu wenig darauf, ob ihre Arbeit dem Unternehmen den nötigen Mehrwert bringt, so die Marktforscher weiter. Stammdaten-Management beispielsweise muss sich konsequent an den Governance-Richtlinien orientieren.
Knapp jeder zweite Befragte (45 Prozent) entwickelt Metriken wie Genauigkeit, Vollständigkeit, Skalierbarkeit und Nutzung der Daten. Insgesamt 29 Prozent geben an, außerdem den Beitrag von Daten-Assets zur Optimierung von Prozessen zu kontrollieren. Acht Prozent der Befragten messen den finanziellen Nutzen ihrer Daten-Analysen, das hält Gartner für wenig.
16 Prozent der Unternehmen arbeiten mit der Blockchain
Eine Mehrheit der Digitalisierungsverantwortlichen nimmt für sich in Anspruch, mit der Arbeit an Daten-Assets interne Prozesse sowie Produkte und Services zu verbessern (60 beziehungsweise 57 Prozent der Nennungen). Erst 19 Prozent verkaufen Daten über Datenbroker oder Online-Marktplätze.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Knapp sechs von zehn Unternehmen (56 Prozent) nutzen Machine Learning, fast ebenso viele (53 Prozent) Künstliche Intelligenz. 18 Prozent arbeiten mit Smart Contracts, 16 Prozent mit der Blockchain. Teils stecken all diese Projekte aber noch in der Pilot-Phase.
Gartner rät CDOs und Kollegen in vergleichbaren Positionen Folgendes:
1. Den eigenen Wertbeitrag durch nachvollziehbare Metriken zu belegen. Dafür eignen sich beispielsweise verringerte Kundenabwanderungen (aufgrund von Datenanalysen) und positive Effekte durch gesteigerte Datenqualität.
2. Taktische und strategische Ziele in Balance zu bringen. Dazu gehört auch, die Grenzen der eigenen Kompetenz zu erkennen - Implementierungen im Bereich IT bleiben Sache des CIO.
3. Mit neu aufkommenden Technologien rund um die Digitalisierung zu experimentieren.
Generell erwarten die Marktforscher, dass die Rolle eines Digitalisierungschefs an Bedeutung gewinnt und damit auch der Einfluss von CDOs wächst. Daten und Daten-Analyse rücken zunehmend ins Zentrum jeder Unternehmensstrategie, schreiben sie.