Erfolg mit grünem Leitbild

Wie ein Berliner Startup alten Beamern ein zweites Leben schenkt

03.12.2015 von Johannes Königes
Wer sein Wohnzimmer zu einem richtigen Heimkino umgestalten möchte, gibt sich heutzutage kaum noch mit einem Flachbild-TV zufrieden. Ein Beamer muss es sein! Doch muss so einem Projektor, wenn der Zahn der Zeit ihm zugesetzt hat oder er wegen der Anschaffung eines neuen Modells ausgedient hat, zwangsläufig in der Tonne landen? Diese Frage stellte sich auch Jonas Huber. Die Antwort gibt er zusammen mit seinem Co-Gründer Jan Schulte und ihrem Startup rebeam.

Als Jonas Huber ein kleiner Junge war, gehörten die Familienausflüge zu Ikea für ihn zu den Highlights. Hier durfte Jonas, der als Waldorfschüler in einem fernsehfreien Haushalt aufwuchs, im Kinderkino Filme schauen. Die Idee, ein Kino in den eigenen vier Wänden zu haben, ließ ihnnicht mehr los. 1997 kaufte er sich mit 16 Jahren seinen ersten Beamer gebraucht aus der Lokalzeitung. Als er zwei Jahre später denselben Beamer auf Ebay für den dreifachen Preis verkaufte, war dies gleichzeitig die Geburt seiner Geschäftsidee: gebrauchte Beamer günstig ankaufen und mit Gewinn wieder verkaufen.

Vom Hobby zum Businessplan

Doch beim An- und Verkauf, um sich das Wirtschaftsingenieur-Studium zu finanzieren, blieb es nicht. Als der Markt für Beamer um 2005 immer größer und umkämpfter wurde, schrumpfte Hubers Gewinnmarge beim Verkauf aufgrund des Preisdrucks zusammen. Also tat er sich mit einem Ingenieur zusammen und kaufte fortan auch defekte Beamer zu deutlich geringeren Preisen an, die er mit seinem Techniker reparierte und so mit einer deutlich höheren Gewinnmarge verkaufen konnte.

Gebrauchte Beamer für das Heimkino wiederaufzubereiten, um so Kohlenstoffdioxid einzusparen, das ist die Idee, die hinter Jonas Hubers Unternehmen rebeam steht.
Foto: Jendrik Bradaczek

Das Thema Weiterverwertung gebrauchter Beamer griff Huber dann auch 2008 in seiner Diplomarbeit wieder auf. Seinen Businessplan, den er im Rahmen seiner Diplomarbeit ausarbeitete, setzte er mit seinem damaligen Mitbewohner um und gründete die Beamer-Vermietfirma Beamaround. Das Unternehmen, das Huber auch als Testgelände für sein aktuelles Geschäftsmodell nutzte, vermietet heute Eventtechnik in Berlin.

Gründung mit 2000 Euro Startkapital

Ein Jahr später gründete Huber mit seinem Nachbarn Jan Schulte am Existenzgründerzentrum der heutigen HTW Berlin sein Unternehmen rebeam. Nachdem sie kein Exist-Stipendium für Gründer bekommen hatten, investierten sie jeweils 1000 Euro Startkapital aus eigener Tasche in das Projekt. Dieser Schritt sollte sich bereits nach kurzer Zeit als richtig herausstellen, da sich das Unternehmen ab der ersten Minute als rentabel erwies.

Dies ermöglichte es den beiden Gründern, viel Zeit in die Entwicklung und Optimierung von Prozessen zu stecken. Ab 2012 entwickelten sie ein eigenes Warenwirtschaftssystem, das sie 2013 mit einem selbst entwickelten Online-Shop ergänzten. Im September 2015 wurde der Online-Shop überarbeitet und das Portfolio um Zubehör, Reparatur- und Reinigungsservice erweitert. Die Ankaufplattform "Geld statt Tonne" soll unter dem neuen Namen sellmyprojector.com ein internationales Publikum ansprechen.

Das Unternehmen rebeam ist dank seines umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Geschäftsmodells für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2015 nominiert.
Foto: Jendrik Bradaczek

Umweltfreundliches Geschäftsmodell

Mittlerweile beschäftigt das in Berlin-Kreuzberg ansässige Unternehmen 14 Mitarbeiter und erzielte 2014 einen Umsatz von 1,25 Millionen Euro; für 2015 werden 1,8 Mio. Euro angepeilt. Das Unternehmen ist geprägt von einem "grünen" Leitbild, das sich als Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft definiert. Spaß an der Technik hat für die Gründer nichts damit zu tun, jedes Jahr ein neues Gerät zu kaufen und Technik zu konsumieren - Spaß an der Technik bedeutet, den vorhandenen Produkten ein neues Leben zu geben.

So haben Jonas Huber und seine Kollegen inzwischen etwa 12.000 Beamer recycelt. Im Rahmen der Masterarbeit einer Werkstudentin der TU Berlin konnte jetzt auch beziffert werden, wie nachhaltig das Geschäftsmodell wirklich ist: Durch die Wiederaufbereitung eines Beamers werden im Vergleich zur Neuproduktion etwa 60 Kilo CO2 eingespart. Dank seines ressourcenschonenden Geschäftsmodells wurde rebeam als eines von nur drei Unternehmen in der Kategorie "Deutschlands nachhaltigste KMU" für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2015 nominiert, der am 27. November 2015 in Düsseldorf verliehen wird.

Ein Baum pro Neugerät

Mit dem Online-Shop rebeam-shop.com plant das Team auch den Verkauf von neuen Projektoren und Zubehör. Ihrem Unternehmensleitbild wollen sie dennoch treu bleiben und für jedes verkaufte Neugerät als Ausgleich für das entstandene CO2 einen Baum pflanzen lassen. In ihrem Kerngeschäft, der Wiederaufbereitung und dem Weiterverkauf von gebrauchten Projektoren, wollen Huber und Schulte ihre Kapazitäten ausbauen und durch Kooperationen mit Herstellern auch Garantiereparaturen anbieten.