Deutsche CIOs scheinen hartnäckiger zu sein als ihre internationalen Kollegen. Das lässt zumindest eine Studie des Marktforschers Techweb über die Erfahrungen mit Service-orientierten Architekturen (SOA) vermuten. Demnach fangen 57 Prozent der deutschen CIOs ein geflopptes SOA-Projekt wieder von vorn an. Im internationalen Durchschnitt wagen nur 41 Prozent einen Neustart. Die anderen lassen es bleiben und arbeiten wieder mit Legacys. Befragt wurden IT-Entscheider in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und Australien.
Allerdings: Viele CIOs sind noch gar nicht so weit, dass sie vor dieser Frage stehen. In Deutschland stecken 31 Prozent der SOA-Projekte noch im Pilot-Status (Durchschnitt: 28 Prozent). 25 Prozent geben an, SOA sei unternehmensweit im Einsatz (Schnitt: 28 Prozent) und ebenfalls 25 Prozent erklären, die Service-orientierten Architekturen seien "Teil einer unternehmensweiten Initiative" (Schnitt: 29 Prozent). Was das konkret heißt, erklären die Autoren der Studie leider nicht.
Die Analysten wollten wissen, wie lang es nach dem Scheitern dauert, bis die IT wieder läuft. In der Bundesrepublik ist man demnach entweder gründlicher oder langsamer als in den anderen Ländern: 37 Prozent der Deutschen brauchen sechs bis zwölf Monate (Schnitt: 14 Prozent). Im Gegenzug sind 48 Prozent der internationalen CIOs in weniger als drei Monaten wieder auf der Spur (Deutschland: 33 Prozent).
Die Frage, ob sich die bisherigen Anstrengungen in Sachen SOA gelohnt haben, ist schwer zu beantworten. Die Autoren der Studie haben verschiedene Punkte abgefragt, die kein einheitliches Bild ergeben. Beispiel Konvertierung von Legacy-Anwendungen: Hier ist die Enttäuschung besonders hoch. Jeweils 14 Prozent aller Befragten erklären, in diesem Punkt habe SOA die Erwartungen unter- beziehungsweise übererfüllt. Der Rest gibt an, die Konvertierung sei gelaufen, wie erwartet.
Deutschland fällt allerdings aus dem Rahmen. Hier sind 21 Prozent der CIOs enttäuscht und ebenfalls 14 Prozent mehr als zufrieden.
Auch in der Frage, ob SOA die Fachabteilungen bei ihrer Arbeit unterstützt, macht sich in der Bundesrepublik Frust breit. 22 Prozent der Studienteilnehmer zeigen sich enttäuscht. Nur sechs Prozent sehen ihre Erwartungen übererfüllt. Im internationalen Vergleich sind nur acht Prozent frustriert, während 16 Prozent hochzufrieden sind.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich dagegen bei Entwicklung und Einführung: Hier sind im Schnitt 19 Prozent aller Befragten sehr zufrieden (Deutschland: 17 Prozent) und acht Prozent unzufrieden (Deutschland: neun Prozent).
Ebenfalls 19 Prozent aller Studienteilnehmer attestieren ihrer SOA eine sehr gute Performance (Deutschland: 18 Prozent). Ihnen stehen zehn Prozent gegenüber, die erklären, SOA bleibe hinter den Erwartungen zurück (Deutschland: neun Prozent). Die übrigen erklären ihre Erwartungen für erfüllt.
Service-orientierte Architekturen (SOA) sind nicht nur IT-Sache
Ein weiteres Ergebnis der Studie: SOA ist nicht mehr nur Sache der IT. Zwar geben immer noch 40 Prozent aller Befragten (Deutschland: 39 Prozent) an, die Prozess-Eigner im Unternehmen sollten die Hände weglassen. Ebenso viele (Deutschland: 33 Prozent) beziehen die User aber mit ein, indem sie ihnen regelmäßig Reports über Service Level Agreements (SLAs) bereitstellen.
Auch in einem anderen Punkt heben sich die Deutschen vom internationalen Durchschnitt ab, nämlich bei den Plattformen. Die Analysten wollten wissen, wo geschäftskritische SOA-Anwendungen laufen. 58 Prozent der deutschen Entscheider geben Java an (Schnitt: 44 Prozent). Zusätzlich nennt jeder zweite Deutsche J2EE und Linux/Unix (Schnitt: 41 und 40 Prozent).
Deutsche CIOs Nachzügler bei Server-Virtualisierung
Dafür ist man hierzulande in zwei anderen Punkten Nachzügler. 62 Prozent aller Befragten haben bereits Server virtualisiert, in Deutschland sind es nur 57 Prozent. Und während 61 Prozent der Studienteilnehmer mit Realtime-Anwendungen arbeiten, sind es hier nur 36 Prozent.
Die Marktforscher von Techweb haben im Auftrag des IT-Management-Software-Anbieters CA 615 IT-Entscheider befragt.