Die Zahl der Freiberufler ist laut dem Bundesverband der Freien Berufe e.V. innerhalb eines Jahres um 1,8 Prozent auf insgesamt 1,4 Millionen gestiegen. Am stärksten gewachsen sind dabei die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe auf nunmehr 271.000 Selbständige - eine Steigerung von immerhin 3,8 Prozent. Unternehmen, ob Dienstleistungs-, Automobilbranche, öffentliche Verwaltung, verarbeitendes Gewerbe oder Energieversorger, merken, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels auf diese Selbständigen angewiesen sind. Mehr noch: Der Trend zur digitalen Transformation zwingt sie - oft aufgrund des fehlenden internen Know-hows auf externe Spezialisten zuzugreifen.
Studien bestätigen nämlich diese Entwicklung, dass Unternehmen in Zukunft immer häufiger Freiberufler statt Festangestellte beschäftigen. Umgekehrt ist die spezialisierte Expertise der Freelancer eines ihrer stärksten Argumente und sichert ihnen eine entsprechende Auftragslage.
Fakt ist, dass auch die Vermittlung der Freiberufler von der Digitalisierung erfasst werden. "Die Umverteilung hin zu Freelancern wird zukünftig noch stärker über Online-Plattformen erfolgen", ist Stefan Oberdörfer von freelance.de überzeugt. Das Oxford Internet Institute schreibt in seinem Forschungsbericht, dass allein im letzten Jahr die Anzahl der Projekte, die auf Online-Plattformen ausgeschrieben wurden, um 26 Prozent gestiegen ist, besonders in dem Bereich IT Entwicklung.
"Für Unternehmen bietet diese Art der Rekrutierung hohe Flexibilität", gibt der Münchner Manager zu bedenken. Denn sie können auf die Freelancer genau in dem Moment zugreifen, in dem sie diese bräuchten. Trotzdem entstehe kein langfristiger Kostenfaktor, der beispielsweise bei schlechterer Auftragslage kritisch werden könnte. "Insgesamt werden Firmen mit ihrem Recruiting so zunehmend agiler, und dieser Faktor wird in Zeiten der Digitalisierung weiter an Bedeutung gewinnen", so Oberdörfer. Die gleichen Punkte gelten im Übrigen auch für Freelancer: Der Zugang zu Projekten wird über Internet-Plattformen erleichtert und die Projektfindung funktioniert einfacher und vor allem schneller.
Und noch eines sollten Arbeitgeber bedenken: Durch ihre Arbeit in unterschiedlichen Projekten und mit verschiedensten Auftraggebern haben Freiberufler oftmals mehr Routine in der Einarbeitung in Themen und der Zusammenarbeit mit neuen Teams. "Da die Digitalisierung jegliche Grenzen der Zusammenarbeit (auch im internationalen und kulturellen Raum) aufhebt, wird sogenannte Social Collaboration in Mixed Teams immer mehr zum Standard", beobachtet Freelance.de-Manager Oberdörfer.
Neben dieser Art von Teamarbeit übernähmen Freelancer auch große Projektaufträge, für die sie die Verantwortung tragen. Dabei stellen sie eigene Teams aus weiteren Freelancern zusammen und koordinieren und organisieren den gesamten Ablauf. Auch das klassische Home-Office wird von manchen eher gegen eine betriebsamere Umgebung eingetauscht: Shared Offices und Coworking-Spaces seien ein "großer Trend".
Dieser Trend hin zur neuen Art von Zusammenarbeit hängt für Oberdörfer auch mit einer neuen Generation zusammen. Die Generation Y sei in der Arbeitswelt angekommen und strebe neue Werte an: "Das Hobby zum Beruf machen, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, Freude an der Arbeit und flache Hierarchien stehen im Mittelpunkt - das Einkommen hingegen wird dabei oftmals zur Nebensache," glaubt er. All diese Anforderungen ließen sich als Freelancer sehr gut umsetzen. Ein Grund mehr, warum die Zahl der Freiberufler auch in Zukunft noch weiter ansteigen wird.