Der Kaiser aus dem Märchen erfuhr es auf dem peinlichstem Wege: Keiner wollte ihm sagen, dass er nackt ist - nur ein Kind. Spitzenmanager kennen das Problem. Je höher sie aufsteigen, desto weniger Feedback bekommen sie. Dabei ist konstruktive Kritik lebenswichtig: Wer seine eigenen Fehler nicht sieht, fährt Projekte und ganze Unternehmen an die Wand - und sägt langsam an seinem eigenen Stuhl.
Hilfe bietet der Harvard-Wirtschaftsexperte Robert S. Kaplan, der früher Vice Chairman bei Goldman Sachs war. In seinem Buch "What to ask the Person in the Mirror" spricht er aus Erfahrung und stellt er eine Rosskur vor, mit der Top-Entscheider die Meinung ihrer Untergebenen bekommen. Die Essenz hat er in einen Aufsatz für McKinsey gesteckt; hier gibt es jetzt die Essenz der Essenz. Vier Strategien führen Kaplans Erfahrung nach zum Ziel. Die wichtigste Regel: Wer um Rat fragt, zeigt Stärke - und nicht Schwäche.
Danke sagen und zur Lieblingsband stehen
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Nachwuchs-Coaches heranziehen: Der Anfang ist schwer, die ersten Gespräche unangenehm. Dennoch sollten Spitzenmanager ihre Kollegen in Nachrückpositionen ermutigen, ihnen explizit Punkte zu nennen, an denen sie an sich arbeiten sollten. Nachhaken ist wichtig, um tief zu schürfen - aber freundlich. Und Danke sagen nicht vergessen. Es hilft, wenn man vorher für sich selbst seine Stärken und vor allem Schwächen auf einen Zettel schreibt. Gerne auch aufs iPad.
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Selbstoffenbarung üben: Das rätselhafte, undurchsichtige Wesen namens Chef beeindruckt die eigenen Mitarbeiter weniger als dass es ihnen Angst macht. Öffnen hilft, damit die Kollegen auf einen zugehen. Es muss ja nicht gleich die Homestory aus dem Schlafzimmer sein. Also: Wo kommen Sie her, welche Platte legen Sie am liebsten auf und wohin streben Sie? Die Mitarbeiter sollten verstehen, wie ihr Chef tickt und welche Werte ihm wichtig sind. Das schafft Vertrauen.
Einfach mal die Klappe halten
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Moderieren lernen - und zuhören: Es erfordert Training, auch mal die Klappe zu halten. Besonders dann, wenn alle daran gewöhnt sind, dass hier nur einer spricht: Der Chef. Wenn der sich aber vor dem Meeting drei oder vier wichtige Fragen notiert, über die er die Kollegen dann diskutieren lässt, ist viel gewonnen. Merke: Ein guter Moderator hakt nach, fasst zusammen und treibt vor allem die Diskussion weiter an. Und er hört zu, damit er sich die wichtigsten Erkenntnisse merken und aufschreiben kann. Wer am Ende die Entscheidung trifft, ist damit ja nicht gesagt.
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Tabula Rasa machen: Fast alle in der Firma haben mehr mit den Kunden und dem Markt zu tun als der Chef. Was man da besser machen kann, darüber reden die meisten aber eher in der Kantine als im Meeting. Geben Sie ihren Nachwuchs-Kräften doch einfach mal ein leeres Blatt Papier und die Aufgabe, die Firma im Kopf neu zu gründen. Sie werden staunen, was man alles anders und besser machen kann. Vielleicht sogar besser als die Konkurrenz. Ein positiver Nebeneffekt des Spielchens ist: Sie erkennen, wer in ihrer Mannschaft etwas drauf hat - und finden vielleicht sogar ihren lange vergeblich gesuchten Kronprinzen.