Google tritt mit aktuellen Studienergebnissen der verbreiteten Ansicht entgegen, dass soziale Netzwerke vor allem im Beruf Zeitkiller sind und Mitarbeiter von eigentlich wichtigeren Tätigkeiten abhalten. Für die Google-Studie befragte das britische Marktforschungsinstitut Millward Brown 2700 Beschäftigte von Firmen quer durch alle Branchen in sieben westeuropäischen Ländern. Sie alle haben während der Arbeitszeit beruflich Zugang zu sozialen Netzwerken im Büro.
Unter sozialen Netzwerken verstehen die Studienautoren Plattformen wie Facebook, Twitter, Google+, Linkedin und interne soziale Tools wie Yammer und Chatter. Hier geht es wohlgemerkt um die berufliche Nutzung sozialer Medien, nicht um die Frage, ob Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit auch privat bei Facebook und Co. surfen dürfen.
Überraschenderweise sind es nicht vorrangig die Young Professionals, die die Nutzung sozialer Medien im Unternehmen vorantreiben. Es sind die Führungskräfte, die soziale Medien für berufliche Zwecke häufiger nutzen: Fast drei Viertel (71 Prozent; in Deutschland: 78 Prozent) verwendet sie mindestens einmal pro Woche. Zum Vergleich: Dies tut nur knapp die Hälfte (49 Prozent, D: 49 Prozent) der ihnen untergeordneten Mitarbeiter.
Die positiven Effekte von Social Media
Führungskräfte sprechen positiv über die Effekte sozialer Medien im Unternehmen. Drei Viertel (75 Prozent, D: 74 Prozent) der Befragten sagen, soziale Medien verändern die Unternehmensstrategie. Nach eigenen Angaben konnten sie dank sozialer Tools bereits wichtige Dinge bei ihrem Arbeitgeber verbessern. So wurden die Ideen und Gedanken von geografisch verteilten Teams einfacher zusammengeführt (D: 84 Prozent, insgesamt 79 Prozent), neue Ideen und Innovationen generiert (D: 77 Prozent, insgesamt 71 Prozent) und die Produktivität gesteigert (D: 67 Prozent, insgesamt 76 Prozent).
Dass 67 Prozent der deutschen Führungskräfte von einer gesteigerten Produktivität durch soziale Medien sprechen, entkräftet das Vorurteil, soziale Medien würden genau das Gegenteil bewirken und unproduktiv machen. Die Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Produktivität in ihrem Unternehmen durch soziale Medien um durchschnittlich 22 Prozent (D: 20 Prozent) gestiegen ist. Die Zeit für das Lesen und Schreiben von E-Mails, für Meetings und Telefonkonferenzen sowie für die Informationssuche lasse sich sogar um mehr als 25 Prozent reduzieren, so die Führungskräfte.
Vom Einsatz sozialer Medien kann auch das Unternehmenswachstum profitieren. Europaweit glauben 69 Prozent der Befragten, dass diejenigen Firmen, die die aktive Nutzung sozialer Medien vorantreiben, schneller wachsen als solche, die diese Instrumente ignorieren. Unternehmen die gegenüber dem Vorjahr um mindestens zehn Prozent gewachsen sind, berichten von positiven Auswirkungen sozialer Medien auf den Unternehmenserfolg: 80 Prozent (D: 82 Prozent) geben an, die Nutzung verbessere die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch. 59 Prozent (D: 41 Prozent) optimieren durch den Einsatz sozialer Medien ihre Geschäftsergebnisse.
Warum Angestellte soziale Medien nutzen
Ein Drittel der Studienteilnehmer (32 Prozent, D: 32 Prozent) nutzt externe soziale Netzwerke wie Facebook, Google+, Linkedin oder Twitter täglich für berufliche Zwecke. 23 Prozent der Befragten nutzen täglich interne soziale Tools, 57 Prozent tun dies mindestens einmal pro Woche. Nur jeder vierte Umfrageteilnehmer gibt an, nie interne soziale Medien zu nutzen.
Am häufigsten nutzen die Befragten soziale Medien, um Personen, Informationen oder Expertise schneller zu finden (41 Prozent, D: 42 Prozent). Der zweithäufigste Grund für die Nutzung sozialer Netzwerke ist die Verbesserung der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs (37 Prozent, D: 36 Prozent). 34 Prozent der Befragten bewegen sich in sozialen Medien, um persönliche Netzwerke aus- und berufliche Partnerschaften aufbauen, das eigene Profil zu schärfen und Communities zu schaffen (D: 30 Prozent). Immerhin 31 Prozent wollen durch ihr Social-Media-Engagement die Menge und den Umfang von E-Mails reduzieren (D: 27 Prozent).
Für die Studie befragte das britische Marktforschungsinstitut Millward Brown 2700 Beschäftigte von Firmen quer durch alle Branchen in sieben westeuropäischen Ländern: Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien, Schweden und Großbritannien und Nordirland. Sie alle haben während der Arbeitszeit beruflich Zugang zu sozialen Netzwerken im Büro. Aus Deutschland nahmen 520 Berufstätige an der Umfrage teil.