Tooor! Dieser Jubelschrei ertönte bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nicht nur aus den Fernsehern zu Hause und von den Public-Viewing-Arenen, sondern immer häufiger auch aus Smartphones und Tablet-PCs. Denn immer mehr Menschen holen sich dank Streaming-Angeboten Großereignisse ins Büro oder an die Bushaltestelle, wenn sie sich gerade auf dem Heimweg befinden.
Schon zu den Olympischen Spielen in London vor zwei Jahren wurde ein erheblicher Anstieg der Nachfrage nach Video-Streams ermittelt, und die diesjährige Weltmeisterschaft übertraf das Großereignis aus dem Jahr 2012 noch einmal deutlich. Dies war eine globale Anstrengung, denn zahlreiche Anbieter weltweit stellten hunderte Terabyte an Daten zur Verfügung.
Wie bei kaum einer anderen Großveranstaltung wurde bei der Übertragung der Weltmeisterschaft ein Manko der Datenübertragung über das Internet deutlich: Schon extrem kurze Verzögerungen konnten Ärger verursachen, etwa wenn die Umgebung das Bild früher erhalten hatte und sich bereits über Tore freuen konnte, während man auf dem Bildschirm erst nach einigen Sekunden die neuesten Infos erhielt.
Einige dieser Verzögerungen sind bei allen Nutzern gleich - den Vergleich zwischen Internet und regulärem TV-Empfang über Satellit, Kabel oder DVB-T behandeln wir an dieser Stelle nicht. Dazu gehört etwa die Konvertierung des Videoformats. Wiederum andere sind allerdings vom Internet und vom gewählten Netz abhängig. Nutzer des Entertainment-Angebots eines bekannten Telekommunikationsanbieters freuen sich zum Beispiel darüber, dass ihre Inhalte über ein privates Netzwerk ausgeliefert werden. Sie erhalten die Bilder einige Sekunden eher als die Nutzer frei verfügbarer Angebote.
Content Delivery Network (CDN) als Problemlöser
Weltweit haben sich einige Sender bei der Auslieferung von frei empfangbaren Inhalten für Content Delivery Networks (CDNs) entschieden. Die privaten Netzwerke haben den entscheidenden Vorteil, dass Bandbreiten garantiert werden. Bei der Übertragung von Signalen über das öffentliche Internet ist es nämlich vollkommen unklar, welchen Weg die Daten eigentlich nehmen und welche Leistung die Server auf dem Weg zum Endnutzer bieten. Aufgrund der Verzögerungen muss beim Zuschauer ein größerer Videopuffer eingebaut werden, der dann zu den ungeliebten Verzögerungen führt.
An einem Spieltag wird ein CDN mit über 3,6 Tbit/s belastet. Tausende Nutzer greifen von ihren iOS- und Android-Geräten oder Spielekonsolen auf die Web-Streams zu. Beim Spiel Deutschland gegen die USA schauten sich das Spiel allein 750.000 Nutzer über den Live-Stream des amerikanischen Sportsenders ESPN an. Ein einziger Netzwerk-Provider zum Beispiel nutzte bei diesem Spiel bis zu 1 Tbit/s.
Damit es zu keinen Ausfällen kommt, treiben CDNs einen erheblichen Aufwand:
• Zehntausende Server akzeptieren Verbindungen von den Endgeräten und liefern die Video-Streams weltweit aus.
• Hunderte Arbeitsstunden sind für Betrieb und Support an jedem Spieltag notwendig; im sogenannten Network Operations Center haben die Verantwortlichen einen Überblick über den weltweiten Datenverkehr.
• Die Software analysiert den Traffic und bietet ein Echtzweit-Feedback darüber, wie viele Personen was, wann, wo und wie schauen.
CDNs sind also in der Lage, auch bei großem Datenaufkommen für ausreichend Leistung zu sorgen. Verwenden Anbieter keine dedizierte Lösung, dann sorgen Verzögerungen, Ruckler oder sogar komplette Serverzusammenbrüche für Ärger.
Unternehmen unterschätzen Netzwerkengpässe
So manches Unternehmen unterschätzt den Einfluss durch eine Netzwerkauslastung aufgrund von Großereignissen wie etwa der Fußball-WM. Der massive Datenverkehr wirkt sich jedoch negativ auf die gesamten globalen Traffic-Ströme aus. Und da sich die Dateien, auf die Nutzer zugreifen, nicht immer im Rechenzentrum im eigenen Land oder Kontinent befinden, kann auch die Performance von Webseiten, die nichts mit der WM oder Fußball zu tun haben, während der Spiele einbrechen.
Die Folgen einer mangelhaften Performance für den Umsatz können - übrigens nicht nur zur Fußball-WM - verheerende Folgen haben. Laut einer Studie von Google kann schon eine Verzögerung von 250 Millisekunden dazu führen, dass Kunden sich anderen Webangeboten zuwenden. Gleichzeitig werden Internetseiten immer komplexer. In der Umfrage "A Tidal Wave of Dynamic Web Content Is Coming - How Will You Respond?" von Forrester Research gaben 80 Prozent der Befragten an, dass ihre Webseiten ihren Nutzern Echtzeitinformationen zur Verfügung stellen.
Während sich also Umfang und Komplexität der Seiten vergrößern, schrumpft die Geduld der Nutzer, und zu allem Überfluss verstopfen Großereignisse wie die Weltmeisterschaft das Internet. Hinzu kommen die vielen unvorhersehbaren Ereignisse, die für eine hohe Netzwerkauslastung sorgen.
Bei der Analyse der eigenen Performance sollten Unternehmen immer zwei Faktoren mit einbeziehen. Die Untersuchung der eigenen Infrastruktur und Serverleistung ist für viele Webseitenbetreiber gängige Praxis. Doch nur wenige beziehen auch die tatsächliche Nutzererfahrung der Kunden mit ein. Diese ist aber entscheidend, denn für die Nutzer ist es unerheblich, dass der Server einwandfrei funktioniert, aber die Website trotzdem lange lädt.
Tipps zur Netzwerkoptimierung
Die Wahl eines CDNs für die Bereitstellung eigener Inhalte ist für zahlreiche Content-Anbieter der logische Schritt, um sich vor langsamen Ladezeiten und Umsatzeinbrüchen zu schützen. Darüber hinaus können Unternehmen mit Lösungen zur Front-End-Beschleunigung erhebliche Performance-Gewinne erzielen.
Cloud-Speicher-Angebote, die die eigene Infrastruktur optimieren, lassen sich leichter skalieren als On-Premise-Lösungen. Unternehmen wappnen sich so für einen unvorhergesehenen Ansturm auf die eigene Webseite und zahlen nur für den Traffic, der tatsächlich anfällt.
Firmen, die auf eine verzögerungsfreie Performance ihrer Webangebote angewiesen sind, stehen also zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung des Nutzererlebnisses zur Verfügung. Sie profitieren dadurch auch in der WM-freien Zeit, die nach viereinhalb Wochen Fußball-Euphorie wieder angebrochen ist.