Stimmcoach Arno Fischbacher beschäftigt sich in seinem Beruf mit der Wirkung der Stimme und ihrer unbewussten Macht. Welche Körpersprache sein Gesprächspartner hat, hört er sogar am Telefon.
CIO.de: Warum ist die Stimme so wichtig?
Fischbacher: Wenn ein CIO etwas präsentiert, dann ist natürlich der allererste Eindruck der visuelle. Aber was passiert in dem Moment, in dem er zu Sprechen beginnt? Das ist ein ganz magischer Moment. Der zweite Eindruck stellt jetzt für alle Anwesenden klar, wie die nächste Viertelstunde wohl verlaufen und wie gern man dieser Person zuhören wird. Die Stimme ist ein höchst wirksamer Schlüsselreiz in der Kommunikation.
CIO.de: Ist denn Körpersprache ein Mittel, die Stimme zu beeinflussen?
Fischbacher: Die Stimme ist der hörbare Teil Ihrer Körpersprache. Sie zum Beispiel sitzen in diesem Moment, habe ich Recht?
CIO.de: Ja.
Fischbacher: Die Art, wie Sie sich gerade bewegen, ist unmittelbar in der Stimme hörbar. Wenn Sie sitzen, ist Ihre Stimme etwas weniger dynamisch als im Stehen und sie hat etwas weniger Kraft.
CIO.de: Sitzen Sie auch?
Fischbacher: Ja. Allerdings habe ich mir bei Gesprächen wie diesem angewöhnt, dass ich meine Körpersprache verändere. Ich sitze gerade im sogenannten Kutschersitz.
CIO.de: Wie sieht der aus?
Fischbacher: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einem Kutschbock und das Gefährt rumpelt über eine schlechte Straße. Da stellt man zwei Füße auf den Boden, stützt sich am Boden ab und richtet sich so auf. Das heißt, ich richte mich auf, lehne mich nicht an und kann so freier gestikulieren. Dann hören Sie meine Stimme etwas bewegter, etwas modulierter und sie klingt etwas brillanter.
Stimmtipps für Leisesprecher
CIO.de: Gibt es Stimmtipps für jemanden, der zum leisen Reden neigt und das verändern möchte?
Fischbacher: Jede kleine Veränderung der Sitzhaltung oder der Haltung im Stehen nimmt Einfluss auf die Stimme. Solange Sie so stehen wie immer werden Sie auch so klingen wie immer. Da gibt es immer eine Alternative, die dramatisch anders klingt.
CIO.de: Was muss ich dafür ändern?
Fischbacher: Wenn Sie im Sitzen mit Ihrem Kunden sprechen und Ihren Standpunkt hörbar machen wollen, empfehle ich Ihnen den Kutschersitz, über den wir schon gesprochen haben.
CIO.de: Was verändere ich, wenn ich schon stehe?
Fischbacher: Der Großteil der Menschen belastet nur ein Bein und verspannt damit die Bewegungsmuskulatur. Das wirkt sich auf die Stimme aus. Als Alternative belastet man beide Beine, steht etwas dynamischer und streckt die Knie nicht ganz durch. Ohne viel Mühe lassen Sie so Ihrer Gestik mehr Raum und wirken deutlich souveräner.
CIO.de: Helfen Sie mir noch mit einer anderen Situation. Viele Menschen neigen in Konfliktgesprächen dazu, aggressiver zu wirken. Wie bekommt man seine Stimme da unter Kontrolle?
Fischbacher: Wenn es in Konfliktsituationen emotional zugeht, wird die Stimme etwas höher, sie kippt, zittert ein bisschen und man hört die Anspannung heraus. Wer mir gegenüber den Wunsch äußert, das unter Kontrolle zu bringen, dem gebe ich das Bild eines Schnellkochtopfs als Vergleich. Wenn der auf dem Herd steht und der Ofen auf höchster Stufe läuft, kochen die Emotionen hoch und Sie selbst spüren das. Dann schrauben Sie bei dem Schnellkochtopf das Ventil zu. Sie merken richtig, wie sich in Ihnen alles Mögliche verspannt und gleichzeitig der Druck steigt.
CIO.de: Was soll man also tun?
Fischbacher: Im ersten Schritt muss man registrieren, was passiert. Man spürt in sich hinein, aktiviert seine Körperwahrnehmung und lässt so den Dampf entweichen. Das schlägt sich dann auch in Ihrer Stimme nieder. Danach haben Sie eine bessere Körperhaltung und Gemütslage, um das Konfliktgespräch sachlich und lösungsorientiert in Angriff zu nehmen.
Geheimer Verführer Stimme
Arno Fischbacher coacht Unternehmen zum Thema "Erfolgsfaktor Stimme". Von ihm ist das Buch "Geheimer Verführer Stimme" erschienen.