Am Ende rauchen die Köpfe. Rund ein Dutzend Interessierte hatten sich in München zum Seminar "Selbstmarketing der IT-Abteilung" eingefunden. Vertreter von IT-Abteilungen aus mittleren und großen Organisationen. Zwei Tage drehte sich alles darum, wie sich die IT innerhalb des Unternehmens besser darstellen lässt. Die Motivation der Teilnehmer ist ähnlich. "Die IT wird immer nur als Verhinderer gesehen", klagt einer der Anwesenden. "Solange die Systeme laufen, nimmt uns niemand wahr", ergänzt ein anderer. Und das soll sich ändern.
Das Imageproblem der IT ist nicht neu. "In jedem Unternehmen gibt es eine Historie zwischen IT- und Fachabteilung", sagt Seminarleiter Joachim Wolbersen. "Die muss man kennen, damit muss man umgehen können." An dieser Geschichte sind die CIOs selbst nicht ganz unschuldig. Erst schraubten sie in den neunziger Jahren die Erwartungen hoch, machten unüberlegt alle Hypes mit oder wurden von ihren CEOs dazu angehalten. Nach dem Einbruch der Dotcom-Blase schlug die Situation um, auf einmal beherrschte die Konzentration auf Kosten das IT-Management. "Kein Wunder, dass Geschäftsführung und Fachbereiche die IT jetzt als Bremser und Kostenfaktor wahrnehmen", meint Wolbersen.
Der Seminarleiter - Joachim E. Wolbersen |
Er ist Führungskräfte-Coach und Interimsmanager für Change-Projekte. Joachim E. Wolbersen berät als leitender Partner der Guide Consulting Dr. Wolbersen & Partner Mandanten im Banken-, Pharma- und Touristik-Umfeld an den Standorten Hamburg und Basel. Zudem ist er Mitbegründer und Dozent des Instituts für Zukunftsfähigkeit (IFZ) in Österreich. Erfahrungen mit der IT sammelt Wolbersen schon seit mehr als 20 Jahren - zwischen 2003 und 2008 war er unter anderem als Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung der Lufthansa Systems IS Consulting GmbH in Hamburg tätig. |
Der Coach packt seine sogenannte Toolbox für das IT-Marketing aus. Es sind unterschiedliche Parteien zu adressieren: interne wie externe Mitarbeiter in verschiedenen Fachabteilungen, Abteilungsleiter, die Geschäftsleitung und der Betriebsrat, Lieferanten, vielleicht auch Endkunden oder Key User. "Wichtig ist, die Inhalte auf die Adressaten zuzuschneiden." Am wirkungsvollsten sei nach wie vor der persönliche Kontakt, etwa über die Hotline oder bei der Einführung neuer Mitarbeiter. Weitere Möglichkeiten sind Broschüren, Mitarbeiterzeitungen oder Newsletter, Flyer oder Wandzeitungen, eine Hotline, ein Kummerkasten, das Intranet. Und besonders Schulungen hält Wolbersen für ein deutlich unterschätztes Instrument des IT-Marketings.
Es herrscht also kein Mangel an Gelegenheiten, auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen. "Die Aussage, man habe so wenig Einfluss, ist falsch", ist Wolbersen überzeugt.
Bleiben Sie realistisch
Bleibt die Frage nach den Inhalten, die vor dem Start einer jeden Kampagne geklärt werden müssen. Was will man erzählen, und wer benötigt welche Informationen? "Bleiben Sie realistisch", empfiehlt der Seminarleiter. Das Bild von der IT als Partner des Business etwa ist oft mehr Wunsch als Wirklichkeit. In vielen Unternehmen ist die IT vor allem der Unterstützer, und als solcher sollte sie dann auch auftreten. Wer sich als etwas geriert, was er nicht ist, nicht sein soll, nicht leisten kann, dem verhilft auch kein Marketing zu einem besseren Image.
Das Seminar - "Selbstmarketing für die IT" |
In schöner Regelmäßigkeit bietet der Veranstalter Management-Circle das Intensivseminar "Selbstmarketing der IT-Abteilung" an. Die Zahl der Termine lässt darauf schließen, dass das Unternehmen hier auf einen echten Bedarf trifft. Letztlich geht es darum, Marketing-Laien einen ersten Überblick über die Ziele und Methoden einer Kommunikationsstrategie zu verschaffen. Praktische Tipps, eine Fülle von Hintergrundmaterial - bis hin zu Erkenntnissen aus der Hirnforschung - und Ausflüge in Bereiche wie Change- und Projekt-Management runden das Programm ab. |
"Rede über das, was du tust"
Die Binsenweisheit "Tue Gutes und rede darüber" trifft die Sache nicht ganz. "Rede über das, was du tust" passt besser. Denn auch das gehört dazu: Läuft etwas nicht wie gewünscht oder versprochen, darf die Kommunikation nicht aussetzen. "Gehen Sie auf keinen Fall auf Tauchstation", sagt Wolbersen. Im Gegenteil. "Die Qualität des Marketings macht sich bemerkbar, wenn es nicht läuft", betont er. Denn dann gewinnt die IT die stärkste Waffe, mit der Kommunikation aufwarten kann: Glaubwürdigkeit. "Und das ist weit mehr, als einmal im Jahr eine Zufriedenheitsstudie zu erstellen", sagt Wolbersen.
Noch ein Tipp zum Schluss: Wer meint, einen wöchentlichen Newsletter starten zu müssen, dem werde schnell die Puste ausgehen, warnt der Seminarleiter. Nach wenigen Wochen wird es nichts Neues zu berichten geben, oder die Arbeit fällt anderen Aufgaben zum Opfer. "Verschicken Sie lieber einen Newsletter alle drei Monate statt alle zwei Wochen."