Die Digital Natives konfrontieren die Arbeitgeber mit neuen Anforderungen. Forderungen, die einige Unternehmen für schwer umsetzbar halten, andere als unrealistische Ansprüche wenig arbeitswilliger Generationen abtun. Wer sie hingegen ernst nimmt, kann sich einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil verschaffen und sich als attraktiver Arbeitgeber der Zukunft positionieren.
Flexibilität und soziale Bindung als Pluspunkte
Die Digital Natives bringen Bewegung in den Arbeitsmarkt. Sie wollen mehr als ein überdurchschnittliches Gehalt, einen klangvollen Jobtitel oder die Anstellung beim attraktivsten Arbeitgeber der Region. Was sie wollen, ist Flexibilität und echte zwischenmenschliche Beziehungen. Kompromisse kennen sie dabei nicht. Das bestätigt auch eine Studie des Softwareentwicklers Citrix in Zusammenarbeit mit Coleman Parks Research und Oxford Analytica. Demnach sagen mehr als zwei Drittel der weltweit befragten Studienteilnehmer, dass sie durch Telearbeit zwar die Bedeutung sozialer Interaktion im Arbeitskontext erkannt haben, aber dennoch nicht ins Büro zurückkehren möchten.
Unternehmen stecken somit in der Zwickmühle: soziale Nähe inmitten virtueller Distanz - ein scheinbarer Widerspruch. Man ist versucht, den jungen Generationen zuzurufen: "Ihr könnt nicht alles haben. Entscheidet euch. Entweder flexibel virtuell zusammenarbeiten oder im Büro einen starken Teamgeist erleben.” Da die Digital Natives aber die Zukunft der Unternehmen sind und man es sich mit der Zukunft nicht verscherzen will, suchen Unternehmen nach Lösungen. Eine in der IT-Branche häufig anzutreffende Lösung ist ein Kompromiss zwischen mobiler Arbeit und Präsenzpflicht. Das ist gut gemeint, aber selten gut gemacht.
Kompromisse sind keine Lösung
Die richtige Dosierung zwischen Tele- und Büroarbeit zu finden, die alle zufriedenstellt, ist zweifellos eine äußerst ambitionierte Aufgabe. Eine zu hohe Dosis an Telearbeit birgt die Gefahr, dass sich die Mitarbeiter emotional vom Team distanzieren und das Fluktuationsrisiko steigt. Denn wer sich nicht gebunden fühlt, denkt schneller darüber nach, sich einen neuen Job zu suchen. Die Digitalisierung gießt hier zusätzlich Öl ins Feuer, denn durch die wachsende Zahl virtueller Arbeitsmodelle in der IT ist der nächste Job oft nur einen entschlossenen Mausklick entfernt.
Eine zu hohe Anwesenheitsquote hingegen wird von den jüngeren Generationen oftmals als Zeichen von mangelndem Vertrauen und Rückständigkeit interpretiert. In einer international aufgestellten IT ist diese Maßnahme nicht mehr zeitgemäß, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Anwesenheitspflichten setzen voraus, dass alle Mitglieder eines Teams an einem Standort tätig sind. Dies ist in global ausgerichteten Organisationen, in denen häufig auch zahlreiche externe Kollegen eingebunden sind, selten der Fall.
Selbst unter den günstigsten Bedingungen, wenn alle Teammitglieder an einem Standort arbeiten, stellt sich die Frage, wie viel Zeit sie tatsächlich miteinander verbringen können. Nicht selten sitzen die Mitglieder eines Teams stundenlang nebeneinander, ohne viele Worte zu wechseln, weil alle in einem Meeting-Marathon stecken oder unter Zeitdruck noch konzentriert Aufgaben erledigen müssen. Da bleibt kaum Raum für lockeren Small Talk, geschweige denn dafür das Feuer eines unerschütterlichen Wir-Gefühls zu entfachen, das selbst dann noch brennt, wenn die Teammitglieder wieder virtuell zusammenarbeiten. Doch dieses Feuer brauchen Unternehmen, um junge Fachkräfte anzuziehen.
Virtuellen Teamgeist entzünden
Triste, leblose virtuelle Meetings, in denen immer die gleichen Personen diskutieren und die Masse im Schatten ausgeschalteter Kameras verschwindet, sind jedem vertraut. Dieser Standard zieht sich wie ein roter Faden durch die virtuelle Zusammenarbeit. Wo sich Unternehmen jedoch von der Konkurrenz abheben können, ist, wenn sie das Gefühl vergangener Zeiten, des einst lebendigen Büroalltags, im virtuellen Raum wieder aufleben lassen - jene Momente, in denen fröhliches Lachen die Räume erfüllte, man gemeinsam in die Schlacht zog und Siege feierte.
Unternehmen, denen es gelingt, inmitten der isolierten digitalen Welt eine solch lebendige Arbeitsatmosphäre zu schaffen, üben eine magnetische Anziehungskraft auf junge Talente aus. Selbst erfahrene Kollegen überlegen es sich dann sehr genau, ob sie ein solches Umfeld verlassen.
Ein gelebter Teamgeist entsteht jedoch nicht von selbst. Es bedarf gezielter Maßnahmen, damit der Funke überspringt. Hier kommt die digitale Teamentwicklung ins Spiel - die bewährte Methode der mediativen Teamentwicklung kann auch im virtuellen Raum das Feuer entfachen.
Digitale Teamentwicklung: Das Konzept
Mediative Teamentwicklung kombiniert bewährte Methoden der klassischen Teamentwicklung mit strategischer Konfliktlösung (Mediation) zu einem wirkungsvollen Ansatz, der die Entwicklung von Konfliktkompetenz und anderen für die virtuelle Zusammenarbeit wichtigen Teamfähigkeiten in den Mittelpunkt stellt. Das Team legt dabei die Prioritäten fest, identifiziert die häufigsten Stolpersteine und überwindet sie mithilfe des Mediators. So erreicht das Team Schritt für Schritt die nächste Leistungsstufe.
Der mediative Ansatz unterscheidet sich damit von der klassischen Teamentwicklung vor allem durch ein wesentlich selbstbestimmteres Vorgehen. Auf diese Art und Weise kann sichergestellt werden, dass die Themen, die dem Team immer wieder auf die Füße fallen, auch in dem entsprechenden Umfang bearbeitet werden. Denn wer sollte besser wissen, um welche Themen es sich dabei handelt, als das Team selbst?
Teamentwicklung ist klar abzugrenzen von Teambuilding, einer polarisierenden Veranstaltung, die bei einigen kurzfristig positive Erinnerungen hinterlässt, während andere erleichtert sind, dass beispielsweise der Ausflug in den Hochseilgarten, die für manche kindlich anmutenden Spiele oder Vertrauensübungen vorbei sind. Tatsache ist, dass Teambuilding oft nicht die beste Maßnahme ist, um reife Teams voranzubringen. Solche Teams haben meist viele Baustellen. Zu viele, um sie mit Teambuilding in der Tiefe zu beseitigen. Mediative Teamentwicklung kann genau das leisten - auch im virtuellen Raum.
Fachkräftemagnet werden: So geht’s
Werfen wir einen genaueren Blick darauf, wie Unternehmen die digitale Teamentwicklung nutzen können, um junge Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. So überzeugen Sie:
1. Zugehörigkeit, die bindet
Digital Natives wollen Berge versetzen, aber nicht allein, sondern im Team. Das ist es, was sie wollen, aber bei der Jobsuche selten finden, denn in der IT-Branche wird das Wort "Team" zwar oft gebraucht, aber selten gelebt.
Nüchtern betrachtet sind Teams laut der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft "künstlich gebildete soziale Gruppen zur Lösung bestimmter Aufgaben”. Im Gespräch mit Teammitgliedern wird häufig deutlich, dass ein Team für sie weit mehr ist als eine Gruppierung von Menschen. Es ist ein Gefühl. Es ist das Gefühl, gemeinsam etwas Größeres zu schaffen, sich aufeinander verlassen zu können und sich gegenseitig zu unterstützen. Viele bezeichnen ein Team sogar als Familie.
Diese subjektive Erfahrung stellt sich jedoch nicht von selbst ein und erfordert mehr als nur gelegentliche Begegnungen. Digitale Teamentwicklung kann helfen, dieses Gefühl zu erzeugen. Sie kann aus einer Gruppe virtuell verteilter Fachkräfte eine unerschütterliche Gemeinschaft formen, die Talente (ver)bindet.
2. Authentizität, die anzieht
Organisationen überbieten sich gegenseitig in der Darstellung dessen, was viele junge Menschen hören wollen: eine flexible, umweltbewusste und teamorientierte Unternehmenskultur. Doch nur gelebte Werte wirken anziehend. Besonders deutlich wird das Dilemma, wenn Unternehmen einerseits mit Flexibilität werben und andererseits kleinlichst über Anwesenheitsquoten diskutieren. Solche Praktiken haben das Potenzial, Unternehmen unglaubwürdig erscheinen zu lassen, das Vertrauen der Mitarbeiter zu untergraben und potenzielle Nachwuchskräfte in die Flucht zu schlagen.
Geduld keine Stärke der Generation Z
Sehen wir aber auch der Realität ins Auge: Große Unternehmen sind mit schwerfälligen Tankern gleichzusetzen - langsam und träge in ihren Entscheidungsprozessen. Aufgrund ihrer Größe und Komplexität dauert es meist länger, bis Veränderungen umgesetzt werden können - viel länger, als die jüngeren Generationen bereit sind, sich in Geduld zu üben.
Natürlich kann man den Digital Natives vorwerfen, zu ungeduldig zu sein. In der Tat ist Geduld nicht gerade ihre Stärke, aber das kann man ihnen kaum zur Last legen. Es sind die Generationen, die mit digitalen Plattformen und Streamingdiensten wie Netflix aufgewachsen ist. Alles ist dort auf einen Klick verfügbar. Im Vergleich dazu wirken manche Unternehmen auf diese Generationen so fortschrittlich, als befänden sie sich im Videozeitalter und bewegten sich mit der Geschwindigkeit eines auf Grund gelaufenen Tankers. Erwartung und Realität klaffen hier weit auseinander. Doch wie kann diese Diskrepanz verringert werden? Ein Tanker bleibt ein Tanker und wird auch dann nicht zum Schnellboot, wenn man vehement ein schnelles Umsteuern fordert. Virtuelle Teamentwicklung kann eine Antwort sein.
Diese Teamentwicklung bietet den Digital Natives die Chance, auch in großen Konzernen flexibler zu agieren und die Teamkultur der Zukunft schon heute aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig können Unternehmen ihre Flexibilität, ihr Umweltbewusstsein und ihre Teamorientierung unter Beweis stellen. Denn die virtuelle Teamentwicklung ist vergleichbar mit einem Film auf Netflix - sie ist sofort verfügbar, erfordert keine zu genehmigenden Reisebudgets und hilft zudem, CO2-Emissionen einzusparen. So bekommen die jungen Generationen, was sie wollen, Unternehmen gewinnen an Authentizität und ebenso an Zeit, die digitale Transformation in ihrem eigenen Tempo umzusetzen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
3. Empfehlungen, die Vertrauen schaffen
Es wird immer schwieriger für Unternehmen, die Aufmerksamkeit junger Talente auf sich zu ziehen, wenn sie nur den ausgetretenen Pfaden der Konkurrenz folgen. Glanzvolle Social-Media-Auftritte, mitreißende TikTok-Videos und strahlende Fotos von Teamevents gehören heute zum Standardrepertoire der meisten Unternehmen. Diese Posts gehen in der Masse unter und erzeugen kaum noch die Dopaminausschüttung, die Organisationen brauchen, um ihre Follower an den Bildschirm zu fesseln.
Digital Natives prüfen daher genau, ob das, was ihnen in der Werbung angepriesen wird, auch der Realität entspricht. Sie nutzen dazu zunehmend ihre persönlichen Netzwerke, um zu erfahren, wie es hinter den Mauern der Unternehmen wirklich zugeht. Echte Erfahrungen von echten Menschen sind für sie weitaus glaubwürdiger, als sich von aufwendig inszenierten Werbekampagnen beeindrucken zu lassen. Als Generationen, die mit sozialen Netzwerken aufgewachsen und stark vernetzt sind, fällt es ihnen leicht, auf diese Weise authentische Einblicke zu gewinnen.
Mitarbeiter sind die besten Firmenbotschafter
Eine unschlagbare Strategie, um junge Talente zu anzuziehen, kann daher darin bestehen, die eigenen Mitarbeiter als "Botschafter" zu mobilisieren. Das funktioniert allerdings nur, wenn diese selbst begeistert sind und mit leuchtenden Augen von ihrem Arbeitsumfeld berichten, in dem Flexibilität, Wertschätzung und Zusammenhalt spürbar sind.
Digitale Teamentwicklung kann Unternehmen dabei unterstützen, ein inspirierendes virtuelles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Kulturen und Fachrichtungen Hand in Hand zusammenarbeiten. So gewinnen Unternehmen leidenschaftliche Botschafter, deren Empfehlungen unschlagbar sind und deren Wirkung selbst die teuersten Werbekampagnen übertrifft.
Fassen wir zusammen: Die Ansprüche der Digital Natives an die Arbeitswelt sind weder besser noch schlechter als die Ansprüche früherer Generationen - sie sind schlichtweg anders. Neue Anforderungen verlangen nach neuen digitalen Wegen, um sie zu meistern. Ein erfolgversprechender Weg kann die digitale Teamentwicklung sein.