Der Linux-Gründer über Vertrauen, Ironie und Kritik

Wie Linus Torvalds Software-Projekte steuert

19.09.2008 von Christiane Pütter
Das beste Erfolgsrezept sind klare Ansagen. Dazu gehört auch, eigene Fehler zuzugeben. Torvalds erklärt, wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht.

Er habe ja gar nicht vor, Microsoft zu zerstören, das sei nur ein gänzlich unbeabsichtigter Nebeneffekt, soll Linus Torvalds 2003 in einem Interview mit David Diamond auf groups.google.com erklärt haben. Immerhin: Im vierten Quartal vorigen Jahres wurden nach den Zahlen des Marktforschers Gartner erstmals mehr als zwei Milliarden US-Dollar in Open Source-Rechnerysteme investiert - gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von elf Prozent.

Warum er sonst noch Erfolg hat, darüber sprach der Linux-Gründer mit unserer US-Schwesterpublikation cio.com. Dabei gab er fünf Tipps für das Managen von Software-Projekten:

1. Finden Sie Leute, denen Sie vertrauen können. Damit ist kein blindes Vertrauen gemeint. Aber jedem Mitarbeiter müssen alltägliche Entscheidungen selbst überlassen werden können.

2. Seien Sie selbst vertrauenswürdig. Es geht nicht um Ringelpietz mit anfassen. Sondern darum, dass Kollegen und Geschäftspartner wissen: Da meint einer das, was er sagt, und er steht auch dazu.

CIO.com-Autor Steven Vaughan-Nichols fügt an, Linus Torvalds werde auch dafür respektiert, dass er eigene Fehler unumwunden zugibt.

3. Sparen Sie sich Ihre Ironie. Mit klaren, deutlichen Worten kommt jeder Entscheider weiter als mit Sticheleien oder Sarkasmus. Die Leute sollen Feedback, Beurteilungen und Anweisungen verstehen. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund internationaler Kooperationen.

4. Lassen Sie die anderen auch mal was sagen. Wenn ein Entscheider sich erklären lässt, warum ein Mitarbeiter oder Partner etwas - scheinbar oder faktisch - falsch gemacht hat, lernt er dazu. Manchmal auch, dass seine Einschätzung vorschnell war.

5. Immer graderaus - und freundlich. Alle Beteiligten lernen am Meisten, wenn inhaltliche Fehler deutlich benannt werden. Und das am Besten in vernünftigem Ton.

Der Pinguin kann auch anders

Linus Torvalds scheint sich übrigens darüber zu amüsieren, dass manch einer sein Logo für einen "fetten" Pinguin hält. Sein Kommentar: "Das zeigt mir, dass diese Leute wahrscheinlich noch nie einen wütenden Pinguin gesehen haben, der sie mit einer Geschwindigkeit von über 160 Stundenkilometer angreift. Sie wären wohl etwas vorsichtiger, wenn sie das gesehen hätten."