Die Mischung macht's: Der Weg in die obere Führungsebene deutscher Unternehmen führt immer öfter über die Universität. Ihre Aufstiegschancen stark verbessert haben in den letzten fast 30 Jahren die Kandidaten, de beides vorweisen konnten: eine berufliche Ausbildung - also etwa mittlere Reife und Lehre - plus einen akademischen Abschluss.
Das zeigen Christine Franz und Dorothea Voss-Dahm von der Uni Duisburg-Essen im jüngsten IAQ-Report unter dem Titel "Ohne Studium (k)eine Führungsposition?". Für das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) haben sie sich die Bildungsbiografien von 1408 Führungskräften in der deutschen Privatwirtschaft zwischen 1984 und 2008 angeschaut - die Daten stammen vom Sozio-Ökonomischen Panel beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Das gemischte Doppel in der Chefetage
Es zeigt: Die größte Gruppe unter den deutschen Chefs, 42,8 Prozent, hat sich durch eine rein-akademische Ausbildung für diesen Posten qualifiziert. Ein gutes Drittel wies sich durch eine rein berufliche Ausbildung aus. Die kleinste Gruppe, 19,8 Prozent, hatte beides kombiniert. Aber sie sind diejenigen, die im Rennen um die ganz hohen Posten die Nase vorn zu haben scheinen.
Seit 1984 haben die Kombinierer ihren Anteil unter den "Führungsaufgaben mit umfassenden Leitungsfunktionen" von marginalen 6,4 Prozent auf zuletzt 31,9 Prozent gesteigert. Die anderen beiden Bildungstypen, also rein akademisch oder rein beruflich, besetzen heute je ein Drittel der Chefsessel. Dabei haben sich die Aufstiegschancen von puren Akademikern in diesem Bereich seit Mitte der Achtziger kaum verändert. Wer nur auf den beruflichen Bildungsweg setzt, hat in Bewerbungsrunden zunehmend das Nachsehen: Die Statistik dokumentiert einen Absturz von 61,8 auf 33,3 Prozent.
Letzten Endes bestimmt das Angebot die Nachfrage, wenn es um Stellenbesetzungen geht. Die Bildungsexpansion in Deutschland führt dazu, dass seit Jahrzehnten immer mehr Bewerber höhere Abschlüsse vorweisen können. Und sie basteln sich verstärkt ihre persönlichen Bildungsprogramme zusammen, aus dem besten beider Welten.
Knapp ein Viertel aller deutschen Studenten, berichtete das Bundesbildungsministerium 2010, hat bereits einen beruflichen Abschluss in der Tasche. Und jeder fünfte Azubi, der 2008 einen Ausbildungsvertrag abschloss, besaß dank Abitur oder Fachabitur auch eine Hochschulzugangsberechtigung.
Ein Studium bringt IT-Profis nach oben
Für die IT-Branche sagen die Autoren der Studie voraus, dass Führungskräfte in Zukunft in jedem Fall akademische Abschlüsse benötigen - eben weil dort ohnehin schon sehr viele hochqualifizierte Beschäftigte arbeiten. Anders sieht die Situation zum Beispiel im Einzelhandel aus. Unter den Führungskräften waren 65,2 Prozent allein über die berufliche Qualifikation auf diesen Posten gelangt - nur 16,3 Prozent der Chefs haben ihren Job ausschließlich an einer Hochschule gelernt.
Die Autoren schließen daraus, "dass das berufliche Bildungssystem durch den Trend der Höherqualifizierung nicht automatisch in die Defensive gerät". Im Gegenteil, in Kombinationen mit den Hochschulen befeuert es für die Mitarbeiter von Morgen den Weg ganz nach oben. Vor allem in dualen Studiengängen, bei denen die Studenten zwischen Hörsaal und Betrieb pendeln, sieht die Studie einen wichtigen Bildungsweg für die Zukunft.