Salz wird gern als "weißes Gold" bezeichnet, Erdöl als schwarzes. Für den US-Marktforscher Aberdeen sind Daten das neue Gold. Der Erfolg eines Unternehmens hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut es seine Daten nutzen kann, so die Analysten. In der Studie "Data Management for BI - fueling the analytical engine with high-octane information" untersucht Aberdeen weltweit den Umgang von rund 370 Unternehmen mit Daten und Business Intelligence-Systemen (BI).
Aberdeen ordnet die Studienteilnehmer stets in drei verschiedene Kategorien ein: Besonders erfolgreiche Unternehmen dürfen sich "Best in class" (Bic) nennen. Dazu zählen 20 Prozent der Unternehmen. Die, die am schlechtesten abschneiden, tituliert Aberdeen als "Laggards" (Trödler). Das sind 30 Prozent des Feldes. Die Mitte gilt als Durchschnitt.
Bei dieser Analyse heißt das in Zahlen: Die Bics brauchen zwölf Tage, um eine neue Datenquelle in ihr BI-System zu integrieren - bei den Laggards sind es 143 (Mittelfeld: 60 Tage). Außerdem geben die Bics an, 93 Prozent der Informationen innerhalb des gewünschten Zeitfensters zu erhalten. Die Trödler können nur 34 Prozent on-time abrufen (Mitte: 80 Prozent).
Wenig überraschend sind bei den Musterschülern denn auch 82 Prozent der Nutzer "zufrieden bis sehr zufrieden" mit dem BI-Umfeld. In den Laggard-Firmen sind es nur acht Prozent (Mitte: 37 Prozent).
Die Marktforscher haben sich die Ursachen dafür angesehen und zunächst einmal den Einsatz von Technologie verglichen. Dabei zeigen sich folgende Unterschiede: 75 Prozent der Bics arbeiten mit Data Integration Tools, jedoch nur 46 Prozent der Laggards (Mittelfeld: 66 Prozent). 66 Prozent der Klassenbesten setzen außerdem Data Modelling Software ein (Trödler: 30 Prozent, Mitte: 41 Prozent) und nutzen Data Cleansing Tools (Laggards: 32 Prozent, Mittelfeld: 45 Prozent).
Das erklärt den Erfolg der Musterfirmen aber nur zum Teil. Denn über den Einsatz solcher Tools hinaus geben zwei Drittel der Bics an, die Nutzung von BI-Werkzeugen systematisch zu überprüfen. Gut jeder Zweite (51 Prozent) erklärt, die Erfordernisse der Anwender in einem formalisierten Prozess zu erheben. Auch dadurch heben sie sich von den anderen Studienteilnehmern ab.
Firmenleitung muss sich für BI engagieren
Nicht zuletzt geben überdurchschnittlich viele Befragte aus der Bic-Kategorie an, die Firmenleitung klemme sich hinter das Thema BI. Bei ihnen herrsche eine entsprechende Unternehmenskultur.
Unabhängig von den genannten Ergebnissen wollte Aberdeen von allen Studienteilnehmern wissen, warum Unternehmen Projekte zum Daten-Management starten. Jeder zweite Befragte erklärt, auf zu viele Daten keinen Zugriff zu haben beziehungsweise zu wenige Informationen für Business-Analysen nutzen zu können. 42 Prozent fühlen sich von der Komplexität der Daten mittlerweile überrollt.
Das passt zu einem weiteren Ergebnis der Studie, bei dem es um die steigende Datenflut geht. Laut Aberdeen wuchs die Menge an Daten, die für Analysen genutzt werden sollen, von 2008 auf 2009 um 28 bis 31 Prozent. Von 2009 auf 2010 schwoll die Datenmenge um 36 bis 43 Prozent an. Die Prozentzahlen variieren nach Firmengröße, wobei die größten Unternehmen nicht automatisch den stärksten Informationszuwachs verzeichnen.
Die Analysten leiten aus den Ergebnissen nicht nur die Empfehlung ab, Tools zum Daten-Management einzusetzen und deren Nutzung zu beobachten. Sie sind vor allem der Meinung, Unternehmen brauchten eine Kultur der Daten-Qualität. Aberdeens Tipp: Ein abteilungsübergreifendes Team solle Daten-Management-Strategien entwickeln.
Daten-Management "ein Kampf"
Bei allem Lob für die "Best in class"-Teilnehmer - einer von ihnen gestand den Analysten: "Daten-Management ist für jedes Unternehmen ein Kampf."