Onboarding-Prozess

Wie man neue Kollegen schneller eingliedert

02.02.2012 von Christiane Pütter
Unternehmen sollten neuen Mitarbeitern einen Mentor an die Seite stellen und formale Vorstellungsrunden etablieren. Das fordert der US-Marktforscher Aberdeen.
Mit welch unterschiedlichem Erfolg Unternehmen neue Mitarbeiter integrieren.
Foto: Aberdeen

Der Neue ist da - jetzt soll er sich so schnell wie möglich eingewöhnen und Ergebnisse liefern. Dass das nicht nur eine Frage des "glücklichen Händchens" ist, behauptet Mollie Lombardi vom US-amerikanischen Marktforscher Aberdeen. Ihr Report "Accelerating time to performance" soll zeigen, welche strategischen Faktoren im sogenannten Onboarding-Prozess entscheidend sind.

Lombardi stützt sich auf verschiedene Studien, die sie - teils gemeinsam mit ihrer Kollegien Madeline Laurano - durchgeführt hat. Üblicherweise werden die Studienteilnehmer drei verschiedenen Kategorien zugewiesen: Die besonders Erfolgreichen dürfen sich "Best in Class" (Bic) nennen. Sie stellen 20 Prozent des Feldes. Die mit den schlechtesten Ergebnissen gelten als "Laggard" (deutsch: Trödler). Sie machen 30 Prozent aus. Der Rest bildet das Mittelfeld ("Average").

Konkret heißt das zum Beispiel: Die Bics geben an, ihre Ziele in Sachen Onboarding zu 75 Prozent zu erreichen. Die Trödler dagegen erfüllen ihre Ziele nur zu 30 Prozent (Average: 48 Prozent). Außerdem nehmen die Musterfirmen für sich in Anspruch, 62 Prozent ihrer neuen Mitarbeiter seien hochmotiviert - bei den Nachzüglern sind lediglich 18 Prozent (Average: 35 Prozent). Basis war hier eine Befragung unter 282 Entscheidern.

Lombardi sieht in erster Linie die Unternehmen in der Bringschuld. Neue Mitarbeiter einzugliedern heiße nicht nur, sie Formulare ausfüllen zu lassen und ihnen eine Selbstdarstellungsbroschüre in die Hand zu drücken.

Kritik am Stellenwert von Human Resources in den Unternehmen laut Aberdeen.
Foto: Aberdeen

Die Analystin spricht von einem Sozialisationsprozess und einem Eingewöhnen in die Firmenkultur. Das kann zum Beispiel standardisierte und formelle Vorstellungsrunden beinhalten. Ein solcher Prozess laufe eben nicht nur informell ab, so Lombardi.

Mentor an die Seite Stellen

Besonders erfolgreiche Unternehmen stellen neuen Mitarbeitern daher Mentoren an die Seite. Außerdem sorgen sie dafür, dass die neuen Kollegen vom ersten Arbeitstag an alles zur Verfügung haben - sei es Zugang zu IT-Anwendungen, Netzwerken oder welcher Ausstattung auch immer. Das schafft offenbar nicht jede Firma.

Dass geregelte Onboarding-Prozesse in den Fokus rücken, hat laut Aberdeen mit dem Fachkräftemangel zu tun. Unternehmen versuchen, ihre neuen Mitarbeiter zu binden. Dabei sollen die neuen Kollegen so schnell wie möglich effizient arbeiten können.

Große Bedeutung firmeninterner Netzwerke

Lombardi betont, welch große Rolle firmeninterne Netzwerke bei diesem Prozess spielen. Sie ermöglichen den Mitarbeitern, sich schnell und aktuell über Projekte, Kunden und Teams zu informieren.

Der Tenor ihrer verschiedenen Studien liest sich so, dass Human Resources insgesamt - unabhängig vom Thema Onboarding - zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. 53 Prozent von 298 Befragten erklärten gegenüber Aberdeen, das HR-Team verbringe zu viel Zeit mit tagtäglichen Aktivitäten.

Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) moniert, die Entscheider aus dem Business unterstützten HR-Initiativen zu wenig. Ebenso viele erklären außerdem, die Führungsriege verkenne die Bedeutung von HR.

"Talent First"-Kultur gefordert

Letztlich fordert Lombardi eine grundsätzliche Aufwertung von HR. Sie spricht von der Notwendigkeit einer "Talent First"-Kultur.