Umsatz, Leistung, Kundenzufriedenheit - wenig Unternehmen verstehen, welche Mitarbeiter sie voranbringen. Vor dem Hintergrund sich wandelnder Anforderungen und ständig neuer Projekte mit wechselnder Besetzung geraten klare Rollenbeschreibungen zur Mangelware. Wer diese Rollen aber nicht identifizieren kann, tut sich auch mit Stellenbesetzung und Personalakquise schwer. Das behauptet zumindest Mollie Lombardi vom US-Analysten Aberdeen.
Lombardi arbeitet schwerpunktmäßig zum Thema Human Capital Management. Sie hat mehrere Studien dazugeleitet und die Ergebnisse in dem Papier "Critical Roles: Sourcing for Business Impact" zusammengefasst.
Zunächst zur Frage der Rekrutieren neuer Mitarbeiter. Ob ein Unternehmen seine Sache gut oder schlecht macht, hängt für Lombardi von drei Faktoren ab.
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Erstens der Prozentsatz der Neulinge, die binnen Jahresfrist noch im Unternehmen sind.
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Zweitens die Prozentzahl der neuen Mitarbeiter, die binnen Jahresfrist ihre Ziele erreicht haben.
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Drittens die Zufriedenheit des obersten Personalentscheiders.
Was das Identifizieren erfolgskritischer Rollen angeht, schreibt die Analystin: Unternehmen müssen für jeden Bereich eine Definition des Begriffs "Erfolg" finden - samt Möglichkeiten, diesen zu messen. Für jedes Aufgabengebiet sollen Kernkompetenzen festgelegt werden, und jeder Mitarbeiter muss verstehen, welche Rolle er ausfüllt.
Dabei gilt es, das Zusammenspiel der Abteilungen zu verstehen. Das illustriert Lombardi mit einem praktischen Bild: Ein Klempner lebt nicht nur davon, dass er gut klempnert. Sein Erfolg hängt auch davon ab, dass seine Sekretärin die richtigen Teile zur richtigen Zeit bestellt, den Terminkalender ordentlich führt und am Telefon freundlich zu den Kunden ist.
Leider führt die Analystin nicht aus, wie gerade die "weicheren" Arbeiten eines Unternehmens gemessen werden können. Sie betont ganz allgemein die Bedeutung einer guten Firmenkultur.
Die Analystin vergleicht die Performance der Unternehmen, die einen solchen Prozess durchlaufen haben, mit denen, die es nicht getan haben. Glaubt man ihren Zahlen, hat gut jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) derer, die erfolgskritische Rollen identifiziert haben, im vergangenen Jahr seine Ziele erreicht. Unter den anderen sind es nur 39 Prozent.
Ein Blick auf die neu eingestellten Mitarbeiter zeigt: 44 Prozent derer, die in einer Firma mit Rollen-Identifizierung tätig sind, haben binnen Jahresfrist ihre Vorgaben erreicht. In den anderen Unternehmen sind es nur 33 Prozent.
Persönliche Kontakte noch immer die erste Wahl
Ein weiteres Ergebnis der Studie bezieht sich auf den Weg, über den Unternehmen neue Mitarbeiter finden. Die Befragten wurden gebeten, verschiedene Möglichkeiten zu bewerten. Die Skala reichte von Eins für den am wenigsten effizienten Weg bis fünf für das effizienteste Mittel. Dabei zeigt sich, dass persönliche Kontakte noch immer als beste Wahl gelten. Die Möglichkeit "Netzwerke und Empfehlungen der Angestellten" liegt mit einem Wert von 4,2 vorn.
Es folgen Karriere-Portale von Unternehmen mit einem Wert von 3,3 und Online Job-Boards mit 3,1. Allgemeine Soziale Netzwerke erreichen einen Wert von 3.0.
Risiko Neu-Einstellung
Zum Schluss gibt Lombardi zu Bedenken, dass Neu-Einstellungen immer mit einem gewissen Risiko verbunden seien. Unternehmen sollten den Aufwand genauer Rollen-Profile daher nicht scheuen. Werde eine Stelle falsch besetzt, koste das auf jeden Fall Zeit und Geld.