Management-Theorien kann Russell Bishop eigentlich nichts abgewinnen. Was den Geschäftsführer einer Beratungsfirma interessiert, sind Anwendungsbeispiele und die Wege zu den Ergebnissen. Bishop ist davon überzeugt, dass es in jedem Unternehmen Hindernisse gibt, im einen mehr, im anderen weniger. Das können zum Beispiel unnötige Prozesse, Widerstände oder sinnlose Meetings sein, die die Angestellten frustrieren und Trägheit verursachen.
Immer wieder erlebt Bishop Mitarbeiter, die mit dem Finger auf andere zeigen anstatt selbst Verantwortung für Hindernisse im Unternehmen zu übernehmen und Abhilfe zu schaffen. Wer das einmal ausprobieren möchte, sollte sich in einem ersten Schritt fragen, mit welchen Maßnahmen man Hindernisse im Job abbauen könnte, die niemand genehmigen oder unterstützen muss.
In einem zweiten Schritt kann man dann darüber nachdenken, was alles möglich wäre, wenn man dazu die Unterstützung anderer bekommt und wie man andere beeinflussen kann, damit sie einem ihre Unterstützung zusichern. Im dritten Schritt sollte man sich dann überlegen, wie dieser Einfluss einen selbst und das Unternehmen so weit bringt, dass effektiver auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen eingegangen werden kann.
Bishop bringt ein persönliches Beispiel, bei dem einer seiner Mitarbeiter durch persönlichen Einsatz ein Hindernis aus dem Weg räumen konnte: Der Kollege drohte wegen Unwetters eine Maschine zu einem Kundentermin zu verpassen. Anstatt den Termin abzusagen, buchte er mit Eigeninitiative eine neue Maschine und einen Mietwagen und erschien pünktlich zum Meeting.
Aufgaben nicht mehr vor sich herschieben
Abhilfe schafft man häufig, ohne dass die Maßnahme großes Aufsehen erregt. Außenstehende werden wahrscheinlich nicht bemerken, was man anders macht aber durchaus wahrnehmen, dass die Dinge reibungsloser ablaufen als zuvor. Man selbst wird mehr Freude an seinem Job haben, prophezeit Bishop.
Er beobachtet immer wieder, dass Angestellte sich nicht trauen, dieses oder jenes Hindernis abzubauen. Häufig ist das so, weil sie Angst haben, dass ihr Einsatz schief geht und sie die Prozesse im Unternehmen am Ende verschlimmern.
Für den Anfang rät Bishop, der Prokrastination ("Aufschieberitis") ein Ende zu machen. Denn wer Projekte und Aufgaben vor sich her schiebt, hat den Kopf nicht frei. Dann unterteilt man die Aufgaben nach Dringlichkeit und entscheidet, was zuerst gemacht werden muss und was noch warten kann. Mittlerweile unnötig gewordene Aufgaben streicht man aus der Aufgabenliste.
Wenn man jetzt mehr auf dem Schreibtisch liegen hat als man bewältigen kann, hält Bishop das nicht für einen Grund zur Panik sondern für eine gute Sache. Man sei schließlich nicht dafür da, alles zu erledigen, sondern um die Dinge in Bewegung zu halten, sagt er.
Der Artikel ist ursprünglich bei unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com erschienen.