NetApp, einer der Big Player am Speichermarkt und einer der wenigen, die dem Marktführer EMC noch Paroli bieten können, hat sich mit dem Start-up Fusion-io (gegründet 2006) darauf geeinigt, bei der Entwicklung zukünftiger Szenarien für das so genannte Virtual Storage Tiering (VST) zusammenzuarbeiten.
Die noch zu erarbeitenden Lösungen sehen vor, server-seitige Flash-Technologien von Fusion-io im Zusammenspiel mit Virtual-Storage-Tier-Technologien von NetApp zu verwenden. Beide Hersteller wollen gemeinsam derartige Produkte mit möglichst geringem Zeitversatz (Latenz) entwickeln.
Caching-Technologien beider Hersteller verbinden
Geplant ist, existierende Caching-Technologien beider Hersteller einschließlich NetApp "Flash Cache", NetApp "Flash Pool" und der Caching-Software von Fusion-io miteinander zu verbinden. Daten sollen zwischen Servern, die bereits schneller durch Flash-Einsatz arbeiten, und Speicher-Arrays mit NetApps VST-Technologie hin und her bewegt werden. Solche Lösungen werden umso dringlicher gebraucht, als sich Cloud-Servicemodelle für Shared Storage und zeitweilige Auslagerung von Anwendungen auf Abrechnungsbasis allmählich am Markt etablieren.
In einem Datenblatt zu "Flash Cache" skizziert NetApp die Ausgangssituation: "Genügend Speicherkapazität bereitzustellen, stellt sich heute unproblematisch dar. Um jedoch mit den Performance-Anforderungen und SLAs (Service Level Agreements) von Anwendungen Schritt halten zu können, muss man über die gegebene Leistungsfähigkeit von Festplatten hinausgehen. Immer mehr Disks miteinander zu koppeln, um den I/O-Durchsatz zu erhöhen, ist möglich, kommt aber einer Verschwendung von Storage-Kapazitäten, Rackplatz und Elektrizität gleich."
Tim Russell, Vice President der Data Lifecycle Ecosystem Group von NetApp, führt zu der Kooperation mit Fusion-io aus: "Fusion-io bietet eine führende Datenbeschleunigungstechnologie, die zusammen mit Technologien in unserer virtuellen Storage-Ebene wie Flash Cache und Flash Pool eine schnelle Bewertung von Workload-Prioritäten mit geringer Latenz ermöglichen wird." Dies führe dann zu kostengünstigen Lösungen für den exponentiellen Datenzuwachs, mit dem die meisten Kunden konfrontiert seien.
Welches Tiering-Konzept sich durchsetzt, ist offen
VST von NetApp unterscheidet sich vom Mainstream der Tiering-Technologien dadurch, dass Flash als Cache innerhalb eines Arrays (Flash Cache) oder eines Volumes (Flash Pool) eingesetzt wird, um die I/O-Prozesse zu beschleunigen. Dies erspart laut NetApp den Aufbau einer komplexen Speicherarchitektur mit mehreren Ebenen, zwischen denen mit Hilfe von Software-Tools die Daten ausgetauscht werden.
Mit der zuletzt erwähnten Tiering-Technologie, die von den meisten Speicherherstellern angeboten wird, soll eine optimale Balance zwischen Performance und Kosten hergestellt werden: Wichtige Daten, die schnellen Zugriff verlangen, werden vorübergehend auf teuren Medien – in der Regel Fibre-Channel-Disks und SSDs – abgelegt, während die nicht so gefragten auf langsamere, aber billigere Speicherorte verlagert werden. Bei NetApp hält man diesen Weg mit seiner Software-Priorität für zu komplex.
NetApp hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, VST auch außerhalb der eigenen Arrays einzusetzen. Mit Fusion-io arbeitet man nun mit dem ersten Hersteller zusammen, der auf der Server-Seite Flash Cache anbietet. Fusion-io gilt auf diesem Sektor als Marktführer und hat unter anderem OEM-Verträge mit Cisco, Dell und IBM.
Welche Tiering-Konzepte für Speicher sich schließlich bei den Anwendern durchsetzen werden, ist derzeit offen. EMC hat mit FAST (Fully Automated Storage Tiering) und dem Netzwerk-Cache "VFCache" (ehemals "Project Lightning") ebenfalls Eisen im Feuer, und HP will 3PAR-Speicher mit SmartCache bei den hauseigenen ProLiant-Servern der "Generation 8" kombinieren.