Job-Messen, Karriere-Portale oder die klassische Stellenanzeige - Unternehmen legen sich ins Zeug, um neue Mitarbeiter zu finden. Dass es mit dem Einstellen neuer Leute nicht getan ist, zeigt die Analyse "Onboarding 2013. A new look at new hires" von der Aberdeen Group. Die US-Marktforscher haben dafür Angaben von Entscheidern aus 230 Unternehmen ausgewertet.
Zunächst einmal wollten die Analysten wissen, wie lang Entscheider dem Unternehmen und den neuen Mitarbeitern für die Einarbeitung Zeit geben. Offenbar muss es immer schneller gehen: 14 Prozent der Befragten sprechen lediglich von einem Tag - in einer vergleichbaren Umfrage aus dem Vorjahr sagten das nur sieben Prozent. Am anderen Ende der Skala rechnen 15 Prozent der Befragten mit mehr als sechs Monaten. 2012 waren es noch 20 Prozent.
Wie bei Aberdeen üblich, werden die Studienteilnehmer drei Kategorien zugewiesen. Besonders erfolgreiche Unternehmen dürfen sich "Best in Class" (Bic) nennen. Sie stellen 20 Prozent des Feldes. Die Teilnehmer mit den schlechtesten Ergebnissen gelten als "Laggard" (deutsch: Trödler), sie bilden 30 Prozent der Stichprobe. Der Rest gilt als "Average", Durchschnitt.
In dieser Studie heißt das: Die Bics können 91 Prozent ihrer neu eingestellten Mitarbeiter halten. Nach ihrem ersten Jahr sind sie noch im Unternehmen. Anders bei den Laggards: Lediglich 30 Prozent der Neuen bleiben. In den Durchschnittsfirmen liegt die Bindungsrate bei 70 Prozent.
Aberdeen wollte aber nicht nur wissen, ob die Neuzugänge im Unternehmen bleiben. Die Analysten haben sich auch die Performance angesehen. Hier zeigen sich ebenfalls erhebliche Unterschiede.
So erklären die Bics, dass 62 Prozent ihrer Neuen binnen Jahresfrist die gesetzten Ziele erfüllen. Die Laggards sagen das nur von 17 Prozent, die Durchschnittsfirmen von 29 Prozent der frisch Eingestellten. Bei den Klassenbesten erklären denn auch 33 Prozent der Personalverantwortlichen, ihre Zufriedenheit steige von Jahr zu Jahr - bei den Nachzüglern nur drei Prozent (Durchschnitt: elf Prozent).
Das hängt zum Teil mit Organisation und Abläufen zusammen, zum Teil mit IT-Unterstützung. 77 Prozent der besonders erfolgreichen Unternehmen geben an, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen während der Einarbeitungszeit klar festzulegen. Unter den Laggards nehmen das nur 50 Prozent für sich in Anspruch. 69 Prozent der Bics zentralisieren die Einarbeitung neuer Kollegen, aber nur 48 Prozent der Trödler.
Früh mit Personalentwicklung beginnen
Offenbar setzen erfolgreiche Unternehmen auch früher als andere auf Personalentwicklung. 58 Prozent von ihnen binden schon Neu-Angestellte in Weiterbildungs-Programme ein. Bei den Laggards sind es nur elf Prozent.
Beim Technologie-Einsatz zeigt sich folgendes Bild: Die Bics haben überdurchschnittlich häufig Workflow-Management-Systeme implementiert (55 Prozent versus 43 Prozent bei den Trödlern). Außerdem richten sie öfter Portale für ihre Neuzugänge ein (48 Prozent gegenüber 29 Prozent bei den Laggards). Darüber hinaus erfassen 45 Prozent von ihnen systematisch Daten über die Zufriedenheit der neuen Mitarbeiter (Nachzügler: 36 Prozent).
Dabei scheint das Thema Onboarding seine heutige Bedeutung erst seit kurzer Zeit entwickelt zu haben. 37 Prozent aller Befragten - unabhängig von ihrer Einordnung nach Erfolg - geben an, bereits länger als zwei Jahre "strategisch" in Onboarding zu investieren. Aberdeen hält das für wenig.
Die Analysten glauben, dass ein Return on Investment (ROI) in diesem Bereich schwer messbar ist. Daher die bisherige Zurückhaltung, vermuten sie. Mit dem Aufkommen von Schlagworten wie Employer Branding aber ändere sich der Blick auf die Mitarbeiter und damit auch auf die Einstellung und Einarbeitung neuer Kollegen.