Hört man in Deutschland den Namen Bosch, denkt mancher vor allem an dessen berühmteste Produkte: eine grüne Bohrmaschine und eine Zündkerze. Das ist nicht ganz falsch, wird aber der aktuellen Produktpalette des Konzerns längst nicht mehr gerecht. Entwickelt sich das Unternehmen doch immer mehr zum Technologie-Unternehmen, das Themen wie das "Internet der Dinge" als wichtigstes Thema der Zukunft sieht.
Gründungsdatum des Unternehmens von Robert Bosch ist der 15. November 1886, als "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik". In den Anfängen kann man die neue Firma fast schon als Handwerksbetrieb bezeichnen.
Die Firmenchronik nennt als erste Aufträge Schwachstromanlagen, elektrische Klingeln, Türkontakte und Wasserstandsfernmelder. Anhand einer nicht geschützten Vorlage von Deutz entwickelt Robert Bosch aber bald einen eigenen Magnetzünder, der größter Umsatzbringer des Unternehmens ist. Ein Durchbruch ist auch das zweite Produkt, die neuartige "Bosch Abreisszündung", ein patentierter Magnetzünder. Schnell ist das Zündsystem ein Erfolg, das Unternehmen wächst rapide. Am 1. April 1901 zieht das Unternehmen in die Elektrotechnische Fabrik Robert Bosch ein, 1902 arbeiten hier schon 80 Mitarbeiter. Gottlob Honold entwickelt in diesem Jahr die bahnbrechende Hochspannungs-Magnetzündung, die aus Bosch ein international erfolgreiches Unternehmen macht.
Fokus auf das Auto
Um nicht von einer "Eintagsfliege" wie der Zündung zu stark abhängig zu sein, investiert Bosch aber schon früh in weitere Produkte wie Auto-Lichtanlagen, ein erster elektrischer Anlasser erscheint 1913. Kurz vor dem ersten Weltkrieg ist die USA der größte Absatzmarkt für Bosch - der Auslandanteil liegt bei 88 Prozent. Allerdings gehen fast alle ausländischen Firmenwerte im ersten Weltkrieg verloren - was sich beim zweiten Weltkrieg wiederholen wird. 1925 kommt es zu einem Absatzeinbruch bei Autos, Bosch beginnt deshalb sein Produktangebot zu erweitern. Das Unternehmen stellt eine Haarschneidemaschine vor, 1929 gründet Bosch mit Baird, Zeiss Ikon und Loewe die Fernseh AG - 1936 erscheint der erste Heim-Fernsehgeräte.
Zugekauft werden die Gasgeräte von Junkers & Co, die ersten Bohrmaschinen und 1933 bietet das Unternehmen den ersten Kühlschrank an - in Trommelform. Der Firmengründer stirbt 1942, hatte sich aber schon lange zuvor aus der Firmenleitung zurückgezogen. Nach dem Kriegsende bleibt die Zündkerze wichtiger Umsatzbringer und rettet das Unternehmen. Bosch wächst in den 1950er Jahren schnell und international.
Bald beginnt die Firma wieder Haushaltgeräte herzustellen, 1952 die erste Küchenmaschine. Es folgt die erste Waschmaschine, in den 60er erscheinen die ersten Geschirrspüler und 1973 bringt Bosch den ersten Mikrowellenherd auf den Markt.
Forschen und entwickeln
Elektronik ist immer wichtiger, schon 1958 verbaut das Unternehmen das erste Halbleiter-Produkt, die simple "Variode". Bosch versucht möglichst unabhängig zu sein, entwickelt eigene Dioden, Transistoren und integrierte Schaltkreise. 1967 erscheint die erste elektronisch Einspritzung Jetronic - wenn diese auch noch Probleme mit der Zuverlässigkeit besitzt.
Viel Wert legt das Unternehmen auf die Forschung, so entsteht 1965 die Gründung des Bereichs "Forschung, Stoffe, Verfahren", die erste eigenständige Forschungsabteilung. Projekte und Aufgaben sollen unternehmensweit organisiert werden. 1961 kommt das Forschungsinstitut Berlin dazu, das bis 1988 für Grundlagenforschung zuständig ist, etwa im Bereich der integrierten Schaltungen. Die Autoindustrie bleibt bis heute größter und wichtigster Kunde. Ungewöhnlich erscheint 2010 der Bau einer Halbleiterfabrik in Reutlingen, mit 600 Millionen Euro eine der größten Investitionen der Firmengeschichte. Für den Kunden Autoindustrie ist aber auch in Deutschland die Chip-Produktion noch profitabel.
Der größte geschäftliche Misserfolg von Bosch liegt ebenfalls nur wenige Jahre zurück. 2008 kauft Bosch die Aktienmehrheit des Solar-Unternehmens Ersol Solar Energy, kann aber beim steigenden Preiswettbewerb in dieser Branche nicht mithalten. 2012 muss Bosch einen Milliardenverlust verbuchen. Ende 2013 zahlt Bosch schließlich eine "Mitgift" von 130 Millionen Euro zahlen, damit ihnen Solarworld das Unternehmen wieder abnimmt.
Die Zukunft ist Embedded
Im September 2014 rundet Bosch sein Angebot an "weißer Ware" ab und kauft die bisher dem Partner Siemens gehörenden 50 Prozent der Firmenanteile von Bosch Siemens Hausgeräte ab. Aber auch das Gemeinschaftsunternehmen Bosch ZF Lenksysteme übernimmt die Firma komplett und führt sie jetzt unter dem Namen Robert Bosch Automotive Steering.
Größter Umsatzträger ist aktuell das Geschäft der Kraftfahrzeug-Sparte - der seit kurzem als "Mobility Solutions" firmierende Geschäftszweig sorgt 2014 für 33,3 Milliarden Umsatz - bei 49 Milliarden Euro Konzernertrag. Immer mehr ist der Automotive-Bereich aber von Elektronik und Software abhängig, als vor allem Embedded-Entwickler und die Architektur Autosar dominieren. So ist wohl nur Fachleuten die Bosch-Tochter ETAS bekannt. Ein Software-Entwickler für den Embedded-Bereich, der vor kurzem die Firma Escrypt übernommen hat und wohl etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt.
Hoch waren und sind die Ausgeben für Forschung und Entwicklung (F&E), 2014 gibt Bosch bei einem Jahresumsatz von 48,9 Milliarden Euro etwa 4,7 Milliarden für F&E aus - mehr als das fast doppelt so große Unternehmen Siemens. Aktionäre würden gegen solche Ausgaben wohl Einwand erheben, Bosch ist aber Eigentum der Robert-Bosch-Stiftung, die sich komplett aus der Firmenleitung heraus hält.
Ab ins Internet der Dinge
Als große Chance für die zukünftige Entwicklung von Bosch sieht die Firmenleitung unter Volkmar Denner das Thema Internet der Dinge, so der Bosch-Geschäftsführer bei der Connected World 2015. Es gehe dabei für Deutschland vor allem um den Bereich Industrie 4.0, die vernetzte Produktion.
Vor allem zwei Firmenbereiche sollen den Erfolg garantieren - Sensortec und Software Innovations. Eine Schlüsselrolle kommt der 2005 gegründete Bosch Sensortec zu, die seit 2008 mikromechanische Sensoren entwickelt und verkauft. Zielgruppe war anfangs vor allem die Autoindustrie, mittlerweile wird jedoch die Konsumelektronik immer wichtiger. "Jedes zweite Smartphone nutzt Sensorik von Bosch", so Geschäftsführer Dirk Hoheise. Beispielsweise erweitert der Bosch-Sensor BMP280 das iPhone 6 um eine Barometer-Funktion.
Mit der Bosch-Tochter Software Innovations besitzt Bosch als zweites Standbein einen Software-Anbieter im Bereich Internet der Dinge. Hauptprodukt von Software Innovations ist die Software "Bosch IoT Suite", die etwa im IIC-Projekt Track and Trace zum Einsatz kommt. Weltweit beschäftigt die Firma 550 Mitarbeiter, Mitte Februar 2015 kamen mit dem Zukauf der Firma Prosyst weitere 110 Mitarbeiter hinzu. Ein weiterer Ausbau ist offensichtlich geplant: Auf der Karriere-Seite der Abteilung finden sich jüngst 43 Stellenangebote in den Bereichen wie IoT, Machine-to-Machine und Smart Home.
Bosch will sich aber nicht auf firmeneigene Forschung beschränken, wie das Bosch IoT-Lab zeigt, eine Kooperation von Bosch mit der Universität St. Gallen. Aufgabe dieser "Denkfabrik" soll die Erforschung neuer Geschäftsmodelle für das IoT sein. (sh)