Absonderliche Anschreiben

Wie Sie den Job garantiert nicht bekommen

28.05.2013 von Christiane Pütter
Wie man sein Anschreiben formulieren muss, um einen Job ganz sicher nicht zu bekommen, weiß Max Messmer. Er ist CEO bei dem Personaldienstleister Robert Half International.

Sie füllen ganze Bücherregale, die Ratgeber zu Karriere und Bewerbung. Erfrischend anders nehmen sich die Erfahrungsberichte von Max Messmer aus. Der CEO des Personaldienstleisters Robert Half International stellt einige Beispiele von Bewerbern zusammen, die es komplett falsch gemacht haben.

Bei manchen Bewerbungsanschreiben kann der Personaler nur noch die Augen verschließen.
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Erst kürzlich schrieb ein Bewerber wörtlich: „Bitte lesen Sie dieses Anschreiben und lassen Sie mich wissen, wo ich am Besten in Ihr Unternehmen passe." Der hoffnungsvolle Aspirant wird wohl ins Leere laufen, fürchtet Messmer. Kein Personaler habe Lust oder Zeit, die Arbeit des Jobsuchenden zu erledigen und eine passende Position zu suchen.

Ein anderer Bewerber erklärte, er wolle in erster Linie im Bereich Business arbeiten oder bei der Kriminalpolizei. Er sei aber auch offen für andere Vorschläge oder Ideen. Messmer stellt klar: Eine Bewerbung ist kein gemeinsames Brainstorming.

Der Nächste schrieb: „Es ist mein Ziel, den Fuß in irgendein Unternehmen zu kriegen. Können Sie mir sagen, wofür ich mich eigne?" Der Robert Half-CEO hätte ihm gern mitgeteilt, wofür er sich nicht eignet.

Die Expertenstrategie
Sie kennen sich mit einer speziellen Aufgabe oder einem Themengebiet gut aus und haben mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich, dann könnte die Expertenstrategie die richtige sein. Wichtig ist, ihr Spezialgebiet so umfassend zu definieren, dass sie auf viele Angebote passen, aber gleichzeitig so viel Expertise zu besitzen, dass nicht viele mit Ihnen konkurrieren können. Die Autorin nennt sich zum Beispiel Expertin für neue Karrieren und nicht Spezialistin für MBA-Programme.
Die Power-E-Mail-Strategie
Schreiben Sie eine E-Mail, die der Leser nicht ignorieren kann. Finden Sie heraus, an welchen Stellen Ihr Lieblingsunternehmen Nachholbedarf hat und präsentieren Sie sich als Lösung. Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie in der Branche schon Erfahrungen und Kontakte haben. Für diese Variante muss "Ihr Können und Ihr Hintergrund" sehr interessant sein.
Die Baumeister-Strategie
Schaffen Sie sich Ihren Traumjob einfach selbst. Entdecken Sie den Bedarf an einer bestimmten Dienstleistung oder einem Produkt und schlagen Sie einem Träger vor, sich darum zu kümmern. Das funktioniert besonders gut im öffentlichen Bereich. Sind Sie von der Idee restlos überzeugt, können Sie es sogar wagen, einen eigenen Verein oder eine Stiftung zu gründen.
Die Projektstrategie
Oftmals ist Projektarbeit der Einstieg in die Festanstellung. Deshalb überlegen Sie sich genau, erstens welches Projekt Sie realisieren könnten und zweitens für welche Institutionen oder Firmen es interessant sein könnte. Treten Sie an die potentiellen Interessenten heran und überzeugen Sie sie von Ihrer Idee. Die Bereitschaft in ein Projekt einzuwilligen ist höher, als eine neue Stelle zu schaffen. So können beide Seiten herausfinden, ob es passt.
Die Anti-Aging-Strategie
Suchen Sie sich eine Aufgabe, die Ihrem Alter entspricht. Das hört sich erstmal hart an, ist aber ganz plausibel. Bewerben Sie sich nicht auf Inserate, die mindestens zwei bis drei Jahre Berufserfahrung voraussetzen, denn hier liegen nicht Ihre Stärken. Für viele ältere Führungskräfte, die es am Ende der beruflichen Laufbahn nochmal wissen wollen, ist die Position des Interimsmanager eine geeignete Aufgabe. Die Arbeitsagentur oder private Vermittler helfen gerne weiter.
Die Terminstrategie
Persönlich miteinander in Kontakt kommen, das ist die Idee hinter dieser Strategie. Suchen Sie sich Ihren Wunscharbeitgeber und überlegen Sie, wer vor Ort der beste Ansprechpartner sein könnte. Rufen Sie einfach an, erklären Sie Ihr großes Interesse an dem Unternehmen und bitten Sie um einen kurzen Termin zum Kaffeetrinken. So ist der erste Kontakt hergestellt.
Die Kettenbrief-Strategie
Schlagen Sie Ihr Adressbuch auf und suchen Sie zehn Kontakte heraus, die Ihnen bei der Suche nach Ihrem neuen Job behilflich sein könnten. Wichtig sind nicht nur Menschen, die direkt einen Arbeitsplatz für Sie haben könnten, sondern auch Personen, die viele interessante Kontakte haben. Schreiben Sie ein prägnantes Kurzprofil, schicken Sie es an Ihre Kontakte mit der Bitte es wiederum an zehn Kontakte weiterzuleiten.
Angebotsstrategie
Analysieren Sie, was Ihrem Traumarbeitgeber fehlt. "Das kann alles Mögliche sein vom Youtube-Werbevideo über neue Vertriebsmethoden bis hin zu Beziehungen in einen interessanten Auslandsmarkt", sagt Autorin Hofert. Die Kunst ist, das Defizit vor dem Arbeitgeber zu erkennen und ihn davon zu überzeugen, dass er es mit Ihrer Hilfe beheben kann.

Ein weiterer Anwärter war offenbar genervt von all den ausgefeilten Formulierungen, mit denen er sich hätte anpreisen sollen. So schrieb er denn ganz direkt: „Ich bin ein großartiger Mitarbeiter für jede Position. Wenn Sie wollen, langweile ich Sie mit zehn weiteren, ähnlichen Adjektiven." Schöne Offenheit, aber wohl erfolglos.

Grundsätzlich sei es positiv, wenn Bewerber sich nicht allzu sehr einengen. Dieser Kandidat hat es jedoch übertrieben: „Ich suche etwas Spezifisches oder auch überhaupt nichts Spezifisches", ließ er den Personaldienstleister wissen.

Ein Anderer bat in seinem Anschreiben: "Im Anhang finden Sie meinen Lebenslauf. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, ihn komplett zu lesen, bevor Sie mir eine Tätigkeit außerhalb meines Bereichs anbieten." Messmer fand aber, er habe schon genug gelesen.

Sichtbare Leistungen zeigen

Punkten können Bewerber immer mit sichtbaren Leistungen wie etwa Beförderungen. Allerdings nicht nach diesem Schema: "Einstieg als Assistant Brand Manager. Befördert worden. Nochmals befördert worden. Nochmals befördert worden. Und nochmals." Messmer wünschte, dieser Schreiber wäre etwas mehr ins Detail gegangen. "Wir können nur vermuten, dass er mittlerweile CEO geworden ist", orakelt er.

Robert Half ist immer auf der Suche nach mehr oder weniger gelungenen Bewerbungs-Beispielen. Der Personaldienstleister sammelt sie auf resumania.com.

Gelungene Selbstpräsentation
Wege zum Markt sind nicht nur Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen. Auch Möglichkeiten der Agentur für Arbeit, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) sollten ausgeschöpft werden. Um den Aktionsradius zu erweitern, ist ein berufliches und privates Kontaktnetzwerk wichtig.
Gelungene Selbstpräsentation
Erfolgreiche Bewerber zeichnet vor allem Eigeninitiative aus. Sie warten nicht, bis ihnen jemand den neuen Job auf dem Silbertablett serviert, sondern werden selbst aktiv.
Gelungene Selbstpräsentation
Im Vorstellungsgespräch zeigen erfolgreiche Bewerber, dass sie sich mit dem zukünftigen Unternehmen und der Tätigkeit dort intensiv beschäftigt haben. Sie geben zu erkennen, dass sie die anstehenden Aufgaben lösen können.
Gelungene Selbstpräsentation
Mit dem Stellenangebot sollte man sich gründlich auseinandersetzen, bevor es zur Bewerbung kommt. Die Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben.
Gelungene Selbstpräsentation
Eine gelungene Bewerbung knausert nicht und übertreibt nicht. Das Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter. Die schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Das Anschreiben passt auf ein Blatt; der Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken.
Gelungene Selbstpräsentation
Ein Schlüssel zum Erfolg sind die besonderen Stärken des Bewerbers. Daher wenden sie sich in eigener Initiative an Unternehmen, lange bevor diese ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließen Bewerber den verdeckten Stellenmarkt und verschaffen sich dadurch Vorteile.
Gelungene Selbstpräsentation
Warum sollen wir gerade Sie einstellen? Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch die passende Antwort bereit zu haben.
Gelungene Selbstpräsentation
Professionelle Bewerbungsunterlagen sind so gestaltet, dass Arbeitgeber die Eignung für den angestrebten Job erkennen können. Der Schwerpunkt liegt auf solchen Erfahrungen und Kompetenzen, die für den Job qualifizieren.
Gelungene Selbstpräsentation
Für viele CIOs ist mit ihrem Beruf auch ein Traum in Erfüllung gegangen. Wenn sie in der Firma ihren Job verlieren, finden sie im Handumdrehen etwas Neues oder machen sich selbstständig.
Gelungene Selbstpräsentation
Zielgerichtete Bewerber sehen ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für ihre Versorgungsansprüche. Vielmehr agieren sie wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält.