Um sich im War for Talents von der Konkurrenz abzuheben, müssen Unternehmen kreativ werden. Gamification, also die Integration von spielerischen Elementen und -mechaniken in nicht-spielerische Kontexte, kann dabei einen wahren Gamechanger darstellen. Sie kann Aufmerksamkeit generieren, tiefere Erkenntnisse über die Kandidatinnen und Kandidaten liefern und die Motivation der Zielgruppe erhöhen. Dabei macht sie sich die menschliche Neigung, Herausforderungen anzunehmen und Belohnungen zu suchen, zu Nutze.
Spielerische Elemente können an unterschiedlichen Punkten des Bewerbungsverfahrens verschiedene Zwecke erfüllen. Besonders spannend kann der Einsatz von Gamification im Employer Branding, im Selektionsprozess und im Onboarding sein.
Gamification im Employer Branding
Ein erster Firmenrundgang, den potenziellen Arbeitsplatz ansehen und die Arbeitsumgebung kennenlernen - und erst dann entscheiden, ob man sich auf eine Vakanz bewerben möchte oder nicht. Das kann der Einsatz von Virtual Reality - beispielsweise auf der Karriereseite oder in den sozialen Medien - ermöglichen. So kann die Arbeitgebermarke gestärkt werden: Zum einen, weil den potenziellen Bewerbenden schon vorab ein ausgewähltes Bild vom Unternehmen vermittelt werden kann und nicht zuletzt, weil es einen innovativen und kreativen Eindruck vermittelt.
Im sogenannten Recruitainment können Online-Spiele zum Beispiel im Quiz-Format dazu eingesetzt werden, die Branche, das eigene Unternehmen und dessen Werte vorzustellen und greifbar zu machen. Die Kandidatinnen und Kandidaten können so vorab einschätzen, was sie in der Firma erwartet, vielleicht auch welche Fähigkeiten und Eigenschaften dafür erforderlich sind und ob sie sich mit der Firmenkultur identifizieren können. Für Unternehmen hat das den positiven Nebeneffekt der Vorselektion: Viele ungeeignete Bewerber werden schon vorab ausgesiebt, was den anschließenden Recruitingprozess schneller und effizienter gestaltet.
Aber auch Social-Media-Challenges auf Instagram, TikTok und Co., bei denen die Nutzer selbst aktiv werden müssen, können wertvoll sein. Sie sorgen für eine vergrößerte Reichweite; außerdem kann der Wettbewerbsgedanke das Engagement und die Interaktionen der Zielgruppe mit dem eigenen Unternehmen erhöhen.
Gamification im Selektionsprozess
Aber auch im Selektionsprozess hat sich Gamification als eine innovative und effektive Methode erwiesen. Verschiedene Elemente sollen die Kandidatinnen und Kandidaten herausfordern und ihre Eignung für die ausgeschriebene Position auf die Probe stellen. Gleichzeitig schaffen sie ein ansprechendes und motivierendes Setting. Eine beliebte Herangehensweise stellen beispielsweise Simulationen dar, in denen die Bewerbenden ihr Können in bestimmten Bereichen wie Problemlösung, Entscheidungsfindung oder strategischem Denken beweisen können.
Sogenannte "Serious Games" zielen darauf ab, die Fähigkeiten und Kompetenzen der Kandidatinnen und Kandidaten zu bewerten. Diese Spiele können interaktive Elemente wie zum Beispiel Quizze oder Multiple-Choice-Fragen enthalten, die die Bewerbenden auf unterschiedliche Weise herausfordern. In Gruppensituationen bieten sich Rollen- oder Teamwork-Spiele sowie Gemeinschaftsaufgaben an.
Gamification im Onboarding
Gamification kann auch auf kreative Weise in den Onboarding-Prozess integriert werden, um neue Mitarbeitende auf eine ansprechende und unterhaltsame Weise in die Unternehmensstrukturen einzuführen. Hierfür eignen sich Onboarding-Spiele, die eine intuitive Navigation durch das Unternehmen ermöglichen: Mithilfe von interaktiven Elementen wie Quizfragen, Rätseln oder Schatzsuchen können die Neulinge spielerisch in die neue Arbeitsumgebung eintauchen.
Gamifiziertes Lernen durch interaktive Videos oder realitätsnahe Simulationen vermitteln den neuen Talenten notwendiges Wissen und Fähigkeiten. Und auch das Engagement der Mitarbeitenden lässt sich durch Gamification steigern: Anreize wie Belohnungen oder Punkte, die die Angestellten für erfolgreich abgeschlossene Aufgaben oder herausragende Leistungen verliehen werden, können dazu beitragen, dass diese sich stärker mit dem Unternehmen identifizieren und mit erhöhter Motivation an ihren Aufgaben arbeiten.
Nicht zuletzt können Unternehmen - beispielsweise bei Remote besetzten Stellen - auch auf virtuelle Realität setzen, um das Onboarding noch interaktiver und interessanter zu gestalten. Mit virtuellen Touren durch die Arbeitsumgebungen lernen neue Mitarbeitende von zu Hause aus sowohl das restliche Team als auch die Unternehmenskultur kennen, was zu einem tieferen Verständnis und einer rascheren Integration führt.
Gamification muss zur Firmenkultur passen
Obwohl Gamification im Recruiting zweifellos innovative und kreative Möglichkeiten bietet, gibt es Situationen, in denen es ratsam sein kann, auf diesen Ansatz zu verzichten. Zuerst und vor allem sollten Arbeitgeber sie nicht nur aus Gründen des Trends oder der Unterhaltung einsetzen. Stattdessen müssen die gamifizierten Elemente zur Stellenanforderung passen und einen wirklichen Mehrwert für den Bewerbungsprozess bieten. Auch sollten Unternehmen sicherstellen, dass die gewählten Methoden sowohl mit der Unternehmenskultur als auch mit seinen Werten im Einklang stehen.
Nicht alle Bewerbenden sprechen gleichermaßen auf gamifizierte Ansätze an. Einige könnten sich von einer zu starken Betonung auf spielerische Elemente sogar abgeschreckt fühlen, da ihnen die Ernsthaftigkeit des Bewerbungsprozesses fehlt. Deshalb sollten Unternehmen Gamification in Maßen einsetzen. Außerdem ist das Thema Chancengleichheit unbedingt zu beachten. Alle Maßnahmen müssen fair und für alle Bewerbenden gleichermaßen zugänglich sein. Hierbei geht es sowohl um den Zugang zu Technologie als auch um Sprachkenntnisse, denn Firmen dürfen keinen Kandidaten aufgrund dieser Faktoren benachteiligen.
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