50-30-20-Regel

Wie Sie in der Krise Geld sparen

19.07.2022 von Julia-Eva Seifert
Wegen der hohen Preise wird bei vielen Beschäftigten das Geld knapp. Die 50-30-20-Regel kann helfen, mit dem Einkommen auszukommen und auch noch zu sparen.
Aufgrund der aktuellen Preisentwicklung sowie zur Absicherung persönlicher Bedürnisse und der Altersvorsorge ist es ratsam, die persönlichen Einkommensverhältnisse immer wieder neu zu kalkulieren. Dabei kann die 50-30-20-Regel als Kalkulationshilfe dienen.
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Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie einen genauen Überblick über all die Kosten, die Monat für Monat auf Sie zukommen und wissen Sie außerdem genau, wofür Sie ihr Geld ausgeben? Oder gehören Sie eher zu derjenigen Gruppe von Erwerbstätigen, die nicht groß darüber nachdenkt, sondern sich morgens auf dem Arbeitsweg einen Kaffee beim Bäcker holt und das Brötchen gleich mit - obwohl man beides auch ebenso gut von zu Hause mitbringen könnte?

Stimmen Sie eher dem zweiten Szenario zu, sollten Sie jetzt unbedingt weiterlesen, denn in diesem Fall gehen Sie sehr wahrscheinlich etwas zu verschwenderisch mit Ihrem Einkommen um. Denn wer während seines Erwerbslebens vorsorgt, kann im Alter entspannter seinen Ruhestand genießen. Man muss wohl nicht extra erwähnen, dass die gesetzliche Rentenversicherung dazu vermutlich nicht ausreichen dürfte.

Aber auch Personen, die von sich sagen, dass sie gut mit Geld umgehen können und so sparsam wie möglich leben, sollten die 50-30-20-Regel kennen. Denn mit ihr fällt es leichter, nach einer klaren Strategie zu sparen und gleichzeitig ein festes Budget für die Freizeitgestaltung zu haben. Schauen wir uns lieber an, wie diese Strategie auch für Sie funktionieren kann. Doch wie funktioniert diese Faustformel genau?

50-30-20-Regel: Die Methode dahinter

Die 50-30-20-Regel ist eine Strategie, um einen besseren Überblick über Ihre Finanzen zu bekommen und einen festen Betrag pro Monat zurücklegen zu können. Die Regel ist außerdem so konzipiert, dass Sie damit sparen können, ohne sofort in einen asketischen Lebensstil verfallen zu müssen. Nach der Formel werden die regelmäßigen Ausgaben in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:

50 Prozent für laufende Ausgaben

Der größte Teil der monatlichen Einkünfte ist für sogenannte Grundausgaben vorgesehen. Dazu gehören Miete, Heizkosten und Strom ebenso wie Versicherungen und natürlich auch Lebensmittel. Aktuell dürfte es besonders schwierig sein, nur 50 Prozent des monatlichen Nettoverdienstes für diese Ausgaben bereitzuhalten. Denn gerade die Energie- und Lebensmittelpreise sind derart gestiegen, dass viele Arbeitnehmer und Rentner nicht mehr wissen, wie sie die laufenden Kosten decken sollen.

Folgt man der 50-30-20-Regel, sollten Sie in diesem Fall zunächst überprüfen, ob Sie wirklich alle Ausgaben, die zu diesem Block gehören, in dem gewohnten Umfang benötigen. Natürlich müssen Sie wohnen, weshalb sich am Posten "Miete" nur selten sparen lässt, außer sie ziehen in eine kleinere Wohnung um. Aber das ist nur in den wenigsten Fällen eine echte Option. Möglicherweise gibt es aber Optimierungspotenzial an anderer Stelle: Den Deutschen sagt man gerne nach, sie seien überversichert. In vielen Fällen stimmt das auch. Überprüfen Sie daher auf jeden Fall, ob Sie aktuell für Versicherungen zahlen, die Sie gar nicht benötigen. Krankenhaustagegeldversicherung ist beispielsweise eine Police, die sich nur selten lohnt.

Auch für Handy- oder Festnetzverträge gibt es mittlerweile recht günstige Alternativen. Ein Vergleich der verschiedenen Anbieter im Netz kann mit etwas Glück bares Geld sparen. Apropos Anbieter: Auch wenn Sie einen Kredit abbezahlen, lohnt sich ein Vergleich. Bevor Sie einen Kredit aufnehmen, sollten Sie ebenfalls die zur Verfügung stehenden Optionen nutzen, beispielsweise mit einem Kreditrechner.

30 Prozent für den privaten Konsum

Gemäß der 50-30-20-Regel stehen 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für private Ausgaben zur Verfügung. Gemeint sind damit Mitgliedschaften in einem Fitnessstudio ebenso wie Kinobesuche oder aber das neue T-Shirt, das Sie nicht unbedingt benötigen.

Natürlich bedeutet dieser Posten nicht, dass Sie diese 30 Prozent jeden Monat ausgeben müssen, denn auch Reisen oder andere große Anschaffungen sollen von diesem Geld bestritten werden. Heißt im Klartext: Wenn Sie sich etwas Größeres gönnen möchten, legen Sie einen Teil oder eben so viel wie möglich von diesen 30 Prozent zurück. Wenn Sie lange genug gespart haben, sind auch teurere Dinge realisierbar.

20 Prozent für den Vermögensaufbau

Das Thema Sparen hatten wir zwar bereits bei den 30 Prozent für privaten Konsum angesprochen, doch damit ist noch nicht Schluss. Die 50-30-20-Regel hat nämlich einen Posten, der ausschließlich dem Thema Sparen und Vermögensaufbau gewidmet ist. Idealerweise sollten Sie 20 Prozent ihres Einkommens für diese Zwecke nutzen. Dazu gehört in erster Linie, dass Sie laufende Kredite abbezahlen, denn die Zinsen, die Sie für den Kredit zahlen, sind aktuell vermutlich höher als die Rendite, die Sie mit dem Geld erwirtschaften, wenn es auf dem Tages- oder Festgeldkonto liegt.

Falls Sie ihr Geld in Aktien oder andere Wertpapiere investieren, könnten Sie unter Umständen höhere Rendite erzielen, jedoch schwanken aktuell viele Werte an den Börsen, so dass dieses Vorgehen ein gewisses Risiko birgt. Wenn Sie einen Kredit zügig abbezahlen, wissen Sie hingegen, was Sie haben.

Neben der Schuldentilgung sollten Sie jedoch auch anstreben, Geld gezielt zu sparen und zum Beispiel für den Ruhestand oder aber den Erwerb einer Immobilie zur Seite zu legen. Natürlich ist klar, dass es bei geringem Einkommen schwerfällt, davon auch noch 20 Prozent zu sparen. Trotzdem sollten Sie es versuchen.

50-30-20-Regel anwenden: 3 Umsetzungstipps

Sie wollen die 50-30-20-Regel einmal ausprobieren, wissen aber nicht so recht, wie Sie anfangen sollen? Hier eine Starthilfe für Sie:

  1. Überblick verschaffen: Zunächst einmal sollten Sie über einen längeren Zeitraum auflisten, welche Kosten monatlich auf Sie zukommen. Angefangen bei den Kosten zur Lebenshaltung wie Miete, Strom und Versicherungen, über private Ausgaben bis hin zu etwaigen Kreditzinsen. Dazu können Sie zum Beispiel ein Haushaltsbuch nutzen - die gibt es mittlerweile auch digital. Je länger und gründlicher Sie ihre Ausgabe notieren, umso leichter fällt es Ihnen, Einsparpotenziale zu entdecken.

  2. Gut gerüstet einkaufen: Gehören Sie zu denjenigen Menschen, die hungrig einkaufen gehen? Das sollten Sie in Zukunft unbedingt unterlassen. Denn das schadet dem Geldbeutel - und unserer Gesundheit. Wer mit Hunger in den Supermarkt geht, greift häufiger ins Regal und außerdem eher zu ungesunden Snacks und Süßigkeiten. Besser: Schreiben Sie sich einen detaillierten Einkaufszettel und kaufen Sie nur diejenigen Sachen ein, die auf diesem Zettel stehen. Im nächsten Schritt können Sie einen Essensplan für die gesamte Woche schon im Voraus festlegen und wenn möglich nur noch ein oder zwei Mal pro Woche einkaufen. Denn - auch das zeigt sich leider immer wieder - wer fünf statt zwei Mal pro Woche einkauft, gibt mehr Geld aus. Und genau das wollen Sie ja vermeiden.

  3. Anstehende Ausgaben einplanen: Ihre Waschmaschine ist schon 13 Jahre alt? Dann wird es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis Sie eine neue brauchen. Um von dieser Ausgabe nicht überrascht zu werden, sollten Sie schon rechtzeitig ein wenig Geld zur Seite legen. So verhält es sich auch mit anderen Dingen wie Reparaturen oder Neuanschaffungen, die mit Sicherheit kommen werden. Für diese Fälle sollten Sie einen Notgroschen parat haben, um keinen Kredit aufnehmen und hohe Zinsen zahlen zu müssen. (pg)