Wenn Unternehmen direkt von Windows XP auf Windows 8 umsteigen, ist meist ein aufwändiger Migrationsprozess erforderlich. Diesen gilt es allerdings rechtzeitig zu planen, denn im April 2014 läuft der XP-Support durch Microsoft aus. Zahlreiche Soft- und Hardware-Hersteller unterstützen das bereits 2001 eingeführte Betriebssystem seit geraumer Zeit nicht mehr.
Alleine in Deutschland betrifft die anstehende Ablösung von Windows XP schätzungsweise ein Drittel der größeren Unternehmen. Um diesen Prozess effizient und reibungslos zu gestalten, sollten bei der Planung und Umsetzung wichtige Schritte beachtet werden.
Technische und organisatorische Voraussetzungen schaffen
Zu Beginn müssen sämtliche Applikationen auf ihre Kompatibilität mit Windows 8 überprüft werden. In diesem Zuge empfiehlt es sich, Anwendungen auszusortieren, die nicht mehr benötigt werden. Als problematisch können sich zum Beispiel spezielle Geschäftsanwendungen entpuppen, für die es keine Updates gibt, oder selbstentwickelte Anwendungen, die lange nicht aktualisiert wurden und deren Entwickler nicht mehr verfügbar ist. Die größte Herausforderung ist die Erneuerung der gesamten Sicherheitsumgebung. Denn Anwendungen wie Firewalls, Virenschutz, Festplattenverschlüsselung und VPN sind meist dediziert für eine Version des Betriebssystems entwickelt worden und funktionieren auf anderen Versionen nicht oder nicht richtig.
Gründe dafür, dass Software-Anwendungen unter Windows 8 nicht laufen, liegen häufig in der Sicherheitsumgebung, die im Vergleich zu XP eine vollkommen neue Welt ist. Anwendungen für XP wurden häufig unter der Annahme von Administrationsrechten entwickelt, die es bei Windows 8 in dieser Art nicht mehr gibt. Diese werden in der neuen Version für jeden Prozess überprüft und müssen gegebenenfalls vom Anwender selbst bestätigt werden. Applikationen, die diesen Benutzerkontenschutz nicht unterstützen, bereiten häufig Probleme.
Abgesehen von Sicherheitslösungen funktioniert der Umstieg meist relativ einfach. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass 80 Prozent der XP-Applikationen den Kompatibilitätstest bestehen. Zudem haben viele Unternehmen, die mit Windows XP arbeiten, bereits neuere Software-Versionen installiert, die auf Windows 8 weiterhin funktionieren.
Darüber hinaus muss für alle neueren Microsoft Produkte - einschließlich Windows 8 - im Unternehmensnetz ein Lizenzverwaltungsdienst eingerichtet werden. Der sogenannte Key Management Service überprüft und aktiviert regelmäßig die vorhandenen Microsoft-Lizenzen.
Ist die Hardware Windows 8-kompatibel?
Einfacher ist die Vorbereitung der Hardware auf den Betriebssystem-Wechsel: Wenn das Unternehmen die Server, PCs und Peripheriegeräte wie Drucker und Scanner in üblichen Abschreibungszeiträumen erneuert hat, gibt es normalerweise keine Kompatibilitätsprobleme mit Windows 8.
Das neuere Betriebssystem stellt zudem von Haus aus keine hohen Hardware-Anforderungen und ist sehr ressourcenschonend. Wenn Hardware-Probleme auftauchen, dann meist bei älteren Netzwerkdruckern, für die keine passende Treiber-Software vorhanden ist.
32 oder 64 Bit?
Eine Überlegung, die Unternehmen vor der Migration zu Windows 8 abschließen müssen, ist die Entscheidung für eine 32 oder 64 Bit-Version. Zwar ist ein Parallelbetrieb beider Betriebssysteme möglich, aber grundsätzlich empfiehlt sich mit dem Schwenk auf Windows 8 ein Upgrade auf 64 Bit. Entscheiden sich Unternehmen für einen Parallelbetrieb, müssen sie eine doppelte Administration und damit einen erheblichen Mehraufwand in Kauf nehmen.
Interne Verantwortlichkeiten und Know-how-Aufbau
Bevor die eigentliche Migration beginnt, sind auch einige organisatorische Vorkehrungen zu treffen: Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, Verantwortliche zu benennen, die definieren, ob eine Software weiterhin verwendet und - wenn ja - wie sie konfiguriert wird. Dies ist umso wichtiger, wenn ein externer Dienstleister das Projekt leitet oder begleitet.
Zudem sind alle Projektmitarbeiter, insbesondere Systemadministratoren, je nach Vorkenntnissen zu schulen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie die Umrüstung selbstständig durchführen wollen. Denn Installation, Verteilung und Administration der Betriebssystem-Software hat sich seit Windows XP grundlegend verändert.
Native Windows 8-Anwendungen, die im Unternehmen intern und nicht per Windows Store verteilt werden sollen, müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Das sogenannte "Side-Loading" wird für die meisten Unternehmen bedeutend werden. Dies bedeutet, dass entsprechendes Know-how angeeignet und die passende Infrastruktur aufgebaut werden muss.
Mobilen Einsatz berücksichtigen
Mit dem neuen Betriebssystem steht die Frage im Raum, wie Client-Infrastrukturen neu gestaltet werden können und sollen. Windows 8 bietet Unternehmen die Chance, Arbeitsumgebungen zu modernisieren und sie besser an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen.
Hierfür lohnt es sich, Windows 8 nicht einfach als XP-Nachfolgesystem zu betrachten, sondern zu analysieren, wie Mitarbeiter am besten unterstützt werden können, etwa mit einem Tablet zum mobilen Einsatz, einem All-in-One-PC im Büro oder einem Gerät, das für mobile und stationäre Aufgaben geeignet ist. Die Möglichkeiten, die das neue Betriebssystem bietet, sind ebenso vielfältig wie attraktiv, weil sie die Produktivität der Mitarbeiter signifikant steigern können.
Mit diesen Kosten müssen Unternehmen rechnen
Durchschnittlich können Unternehmen die Migration von Windows XP zu Windows 8 mit Kosten zwischen 200 und 500 Euro pro Client veranschlagen. In dieser Schätzung sind allerdings indirekte Kosten wie etwa der Arbeitsausfall für die Zeit, in der die Geräte upgedatet werden, nicht mit eingerechnet. Doch wie die Zeitangaben hängen auch die Kosten maßgeblich von den Rahmenbedingungen und Anforderungen der Unternehmen ab, etwa die Standortverteilung und die Anzahl der Anwendungen.
Um ein neues Betriebssystem in das Unternehmen effizient einführen zu können, ist ein professionelles Projektmanagement unentbehrlich. Diese Aufgabe wird von vielen Firmen unterschätzt. Durchschnittlich sind zwei bis drei Tage pro Applikation einzukalkulieren, angefangen vom Kompatibilitätstest über die Paketierung bis hin zur Konfiguration der Verteilung. Die Größe des Unternehmens bildet einen Aspekt für die Zeitdauer des Migrationsprozesses.
Allerdings sind viele Aufgaben, wie etwa die Konzeption der Client-Umgebungen bei kleinen Firmen wie großen Konzernen ähnlich. Die Projektplanung nimmt bei großen Unternehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch, weil in der Regel mehr Abteilungen eingebunden sind und beispielsweise Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse deutlich länger dauern.
Der richtige Zeitpunkt für die Migration auf Windows 8
Was den optimalen Zeitpunkt der Umrüstung angeht, so haben IT-Dienstleister Unternehmen längst empfohlen, auf Windows 8 zu migrieren. Zahlreiche Soft- und Hardware-Hersteller haben ihren XP-Support bereits seit längerem eingestellt, sodass Unternehmen mit Sicherheits- und Kompatibilitätsproblemen rechnen müssen, wenn sie nicht neuere Betriebssysteme nutzen. Spätestens im Frühjahr 2014 stellt mit Microsoft die XP-Unterstützung ein.
Der Migrationsprozess: Arbeitsschritte klar definieren
Der eigentliche Prozess der Migration zum neuen Betriebssystem Windows 8 läuft in den typischen Projektphasen (Analyse-, Planungs- und Umsetzungsphase) ab, deren Abschluss die Übergabe an den Betrieb bildet. Innerhalb der einzelnen Phasen ist es für den Erfolg des Prozesses entscheidend, die einzelnen Arbeitspakete eindeutig zu definieren und Verantwortlichkeiten zu bestimmen.
Die Analysephase beginnt mit der Budgetplanung im Zusammenhang mit der Definition des Projektziels, das sich an dem zur Verfügung stehenden Budget orientiert. Der nächste Schritt ist das Assessment: eine Ist-Soll-Analyse der Hard- und Software hinsichtlich der eingangs beschriebenen Kompatibilität mit Windows 8.
Im darauf folgenden Schritt wird die neue Clientumgebung konzipiert und das eigentliche Migrationskonzept erstellt. Das heißt, der Übergang von der alten zur neuen Umgebung muss geplant und getestet werden. Im Fokus stehen dabei die Aufrechterhaltung des Parallelbetriebs und die Migration persönlicher Daten und Einstellungen. Zudem sind Verfahren zu entwickeln, wie die einzelnen Software-Anwendungen, einschließlich des Betriebssystems selbst, automatisiert auf die Arbeitsplätze verteilt werden. Idealerweise schließt die Planungsphase den Test der Konzeption in einer vom Produktionsnetz abgetrennten Umgebung ein.
Den Startpunkt der Umsetzungsphase bildet eine Pilot-Installation: Eine gewisse Untermenge an Anwendern wird bereits in der produktiven Umgebung testweise auf das neue Betriebssystem umgestellt. Auf Basis dieser ersten Migration unter realen Bedingungen wird die Vorgehensweise für den gesamten Rollout, falls nötig, angepasst. Anschließend folgt die Implementierung an allen Standorten und Arbeitsplätzen des Unternehmens. Parallel werden die Mitarbeiter möglichst zeitnah geschult und mit Windows 8 vertraut gemacht. Zudem sind vorher geplante Anpassungen im Backend vorzunehmen, zum Beispiel die Aktualisierung des Client-Management-Systems.
Innerhalb der Umsetzungsphase unterschätzen Unternehmen meist zwei Phänomene: den Aufwand für den Parallelbetrieb von XP und Windows 8, der sich in größeren Unternehmen über mehrere Monate oder bei schleichenden Rollouts sogar Jahre hinziehen kann, sowie die Zeit für die Migration der lokalen Benutzerdaten. Abschließend findet die Betriebsübergabe an das Unternehmen statt. (Tecchannel)