Up-Skilling

Wie – und warum – Sie Ihre Mitarbeiter weiterbilden sollten

30.04.2024 von Linda Rosencrance
Wenn Mitarbeiter ihre fachlichen Kompetenzen erweitern, erhöht das nicht nur ihr Engagement und ihre Leistungsfähigkeit. Es steigert auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Up-Skilling ist ein effizientes Mittel gegen IT-Fachkräftemangel und für mehr Motivation im Job.
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Die Technologie entwickelt sich schneller als je zuvor - und damit auch die Fähigkeiten, die IT-Experten für ihre Arbeit benötigen. "Ein Drittel der Fähigkeiten, die Datenwissenschaftler vor fünf Jahren nutzten, sind heute veraltet und wurden durch neuere und andere Fähigkeiten ersetzt", erklärt Fiona Mark, Chefanalystin bei Forrester Research. Kein Wunder also, dass sich der anhaltende Fachkräftemangel in der Tech-Branche weiter verschärft.

Immer mehr Unternehmen konzentrieren sich deshalb nicht nur auf die Einstellung neuer Mitarbeiter, sondern auch auf die Erweiterung der technischen Fähigkeiten ihrer bestehenden Mitarbeiter, das sogenannte Up-Skilling. "Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeiter weiterbilden, damit sie die anfallenden Arbeiten erledigen und ihre Unternehmen sich an den technologischen Wandel anpassen können", so Mark.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren

Julie Schweber, Senior HR Knowledge Advisor bei der Society for Human Resource Management (SHRM), erklärt, dass das Erlernen neuer Fähigkeiten den Arbeitnehmern im Technologiesektor hilft, ihr Fachwissen zu erweitern, ihre Motivation im Job zu steigern und ihre Verdienstmöglichkeiten und zukünftigen Karrierechancen zu verbessern.

Thomas Vick, Senior Regional Director beim Personaldienstleister Robert Half, stimmt ihr zu. Mitarbeiter/innen, die neue Fähigkeiten und Technologien erlernen, werden für andere Abteilungen in ihren Unternehmen besser geeignet sein", fügt er hinzu. Und sie werden für andere Unternehmen interessanter, wenn sie den Arbeitsplatz wechseln.

Arbeitgeber wiederum sparen sich durch das Up-Skilling die Kosten für die Einstellung neuer Arbeitnehmer, die über die benötigten Fähigkeiten verfügen. Diese Einsparungen wiegen die Kosten für die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter mehr als auf, heißt es in dem Bericht "Rethinking the Build vs. Buy Approach to Talent" der Beratungsfirma Whiteboard Advisors aus dem Jahr 2020. Bei einem einigermaßen erfahrenen Softwareentwickler kann der Unterschied zwischen der Einstellung eines neuen und der Weiterbildung eines bestehenden Mitarbeiters über drei Jahre bis zu 116.000 Dollar ausmachen, rechnen die Berater vor.

Darüber hinaus kann das Erlernen neuer Fähigkeiten die Zufriedenheit, das Engagement und die Leistung der Beschäftigten steigern - Faktoren, die für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens entscheidend sind. Und es zeigt den Arbeitnehmern, dass das Unternehmen sie unterstützt und sich genug um sie kümmert, um in ihre berufliche Entwicklung zu investieren, so Schweber.

Außerdem könnten sich Unternehmen so schnell an Veränderungen anpassen, wettbewerbsfähig bleiben und ihre Relevanz in einer sich ständig wandelnden Wirtschaftslandschaft erhalten, so der HR-Experte weiter: "Der Aufbau einer fachlich besser ausgebildeten Belegschaft steigert Produktivität, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit".

Aber wie genau gehen Unternehmen vor, um ihre IT-Mitarbeiter weiterzubilden?

Eine Lernkultur etablieren

Megan Dixon ist Vice President of Data Science bei Assurance IQ, einem Unternehmen, das Verbrauchern bei der Suche und Auswahl von Versicherungen hilft. Sie leitet die Data Science-Abteilung, die mit funktionsübergreifenden Teams zusammenarbeitet, um Data Science-Produkte für die Plattform des Unternehmens zu entwickeln.

Ihr Team arbeitet ständig daran, die Daten- und Analysefähigkeiten der gesamten Technologieabteilung zu verbessern, erklärt Dixon. Auf diese Weise werde sichergestellt, dass alle technischen Mitarbeiter die Macht der Daten nutzen können, um gute Geschäftsentscheidungen zu treffen.

"Wir glauben, dass analytisches Denken und die Fähigkeit, Daten für die Entscheidungsfindung zu nutzen, wichtige Fähigkeiten für alle sind - sowohl für technische als auch für nicht-technische Mitarbeiter ", so Dixon.

Zu diesem Zweck bietet Assurance IQ über die Assurance Analytics Academy Online-Schulungen und -Module an, damit sowohl technische als auch nicht-technische Mitarbeiter selbständig etwas über Analytik lernen können. "Wir wollen, dass sie besser verstehen, wie sie Daten für ihre Entscheidungsfindung nutzen können", so die Managerin.

Strategisch weiterbilden

Wie Forrester-Analystin Mark betont, reicht es jedoch nicht aus, Weiterbildungskurse anzubieten. Wichtig sei es, ein geeignetes Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter mit dem Thema auseinandersetzen können.

Vor allem sollte jeder Arbeitgeber über einen strategischen Plan verfügen, der die Ziele des Unternehmens festlegt und sicherstellt, dass diese Ziele an die Mitarbeiter weitergegeben werden, fügt Susan Vroman, Senior Lecturer, Management an der Bentley University, hinzu. Die Geschäftsleitung müsse herausfinden, über welche technischen Fähigkeiten ihre Mitarbeiter bereits verfügen und welche Fähigkeiten sie in Zukunft brauchen werden. Dann könne man die Mitarbeiter fragen, ob sie daran interessiert sind, die benötigten Skills zu erlernen.

In den Weiterbildungsrichtlinien eines Unternehmens sollte klar festgelegt sein, welche Schulungen der Arbeitgeber bezahlt und wie die Mitarbeiter beim Erwerb neuer Skills unterstützt werden, so Schweber. "Der Arbeitgeber muss die Mitarbeiter zum Beispiel von der Arbeit freistellen, wenn sie Zeit für die Weiterbildung benötigen."

Und damit die Mitarbeiter über alle Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten informiert sind, sollten diese Richtlinien das ganze Jahr über kommuniziert werden, so die HR-Expertin, zum Beispiel beim Onboarding, bei der Leistungsbeurteilung, bei der Kommunikation von Sozialleistungen und bei den jährlichen Mitarbeitergesprächen.

Interne und externe Weiterbildung

Vick von Robert Half empfiehlt Unternehmen, so viele Kurse wie möglich intern anzubieten. Je mehr man inhäusig anbieten kann, desto besser versteht man, was die Mitarbeiter lernen", erklärt er. Außerdem könne man die Kurse auf das zuschneiden, was die Mitarbeiter lernen sollen.

Gleichzeitig sollten Unternehmen aber auch offen für externe Weiterbildung sein und diese unterstützen, so Vick. Sie könnten ihren Mitarbeitern zum Beispiel die Kosten für das Erlernen neuer Fähigkeiten erstatten und flexible Arbeitszeiten unterstützen, damit sie an Kursen, Konferenzen oder anderen Schulungen teilnehmen können.

Dieser Ratschlag gilt auch für Unternehmen, die ihre nicht-technischen Mitarbeiter für technische Berufe weiterbilden wollen. "Unternehmen sollten sich bei den örtlichen Volkshochschulen, Technikerschulen und Hochschulen/Universitäten erkundigen, die Einführungskurse für nicht-technische Mitarbeiter anbieten", so Schweber von SHRM.

Einen Mentor zur Seite stellen

Das theoretische Lernen in E-Learning-Kursen sollte durch soziales oder beziehungsorientiertes Lernen ergänzt werden, etwa indem der Lernende mit einem Mentor zusammengebracht wird, um gemeinsam und voneinander zu lernen, empfiehlt Graham Waller, Vice President und Analyst bei Gartner. Außerdem sollten Unternehmen dafür sorgen, dass der Mitarbeiter, der eine bestimmte Fertigkeit lernt, mit jemandem zusammenarbeitet, der diese Fertigkeit bereits beherrscht.

Dazu könnten der Lernende und der erfahrene Mitarbeiter beispielsweise persönlich oder virtuell nebeneinander sitzen und gemeinsam programmieren, nennt er ein Beispiel für ein solches Learning by Doing. "Wir haben festgestellt, dass die Kombination aus theoretischem Lernen, sozialem Lernen und praktischem Lernen wirklich entscheidend ist."

Nicht-technische Mitarbeiter nicht vergessen

Es gibt mehrere Gründe dafür, nicht-technischen Mitarbeiter/innen die Gelegenheit zu bieten, technische Skills zu erlernen. "Möglicherweise können sie dadurch ihre tägliche Arbeit effizienter erledigen", sagt Dixon von Assurance IQ. Außerdem könnten sie in frei werdende technische Positionen hineinwachsen, wenn IT-Fachkräfte sich weiterbilden und anspruchsvollere Aufgaben im Unternehmen übernehmen.

"Es gibt technische Aufgaben, die nicht-technische Mitarbeiter lernen und für das Unternehmen übernehmen können", erklärt Vroman von der Bentley University. "Und sie werden wahrscheinlich begeistert sein, wenn sie die Chance bekommen, neue Fähigkeiten zu erlernen. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.