Kienbaum-Studie

Wie Unternehmen Mitarbeiter finden wollen

19.08.2010 von Werner Kurzlechner
Die Suche und Förderung von Talenten sowie die Optimierung von Führungsqualität stehen derzeit ganz oben auf der Agenda der Personalentscheider. Deren Brust ist breiter geworden, weil ihr Beitrag zur Bewältigung der Krise in vielen Unternehmen anerkannt wird.

Im verschärften Wettbewerb kommt es immer mehr darauf an, die besten Köpfe einzustellen und Schlüsselpositionen mit den richtigen Leuten zu besetzen. Die aktuelle Human Resources-Trendstudie der Managementberatung Kienbaum bestätigt diese Erkenntnis nachdrücklich. Talent Management steht bei den Personalchefs weit oben auf der Agenda. Für CIOs ist das insofern von Belang, weil angesichts des kaum abwendbaren Nachwuchsmangels in den kommenden Jahren in der IT besondere personelle Engpässe drohen.

Die Prioritäten der Personalchefs: eine Agenda, die nicht von Kostenzwängen geprägt ist.

Drei Viertel der Personalentscheider in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehen die Besetzung von erfolgskritischen Positionen im Unternehmen als wichtige Herausforderung an (hohe Priorität: 41 Prozent). Nach Einschätzung von Kienbaum bleibt die Rekrutierung von Topkräften für Schlüsseltätigkeiten auch in den kommenden Jahren für die meisten Firmen eine Frage mit mittlerer bis hoher Priorität.

71 Prozent bezeichneten das „Employer Branding“ als wichtig, also die Positionierung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber (hohe Priorität: 39 Prozent). Zwei Drittel wollen ihr Talent Management professionalisieren, also Mitarbeiter mit besonderem Potenzial effektiv erkennen und fördern (hohe Priorität: 43 Prozent).

Talent Management kann indes nur gelingen, wenn die Führungsqualität im Unternehmen insgesamt hoch ist. Das haben die befragten 194 Personalchefs offenbar erkannt. 72 Prozent sagen, dass sie sich mit aktuell um eine Optimierung der Führungsqualität bemühen (hohe Priorität: 41 Prozent).

Höchst relevant sind auch Sicht der Personalchefs außerdem Change Management, Stärkung von Motivation und Engagement sowie Effizienzsteigerung. Weniger von Bedeutung hingegen scheinen derzeit Themen wie Flexibilisierung der Workforce, Senkung der Personalkosten, Entwicklung neuer Vergütungskonzepte oder Outsourcing von HR-Prozessen zu sein.

Kienbaum: Unternehmen setzen richtige Prioritäten

Erfreut stellt Kienbaum fest, dass die Frage nach den größten Herausforderungen fast genauso beantwortet wurde wie jene nach den Prioritäten. „Die Personalbereiche setzen also die richtigen Prioritäten“, lautet ein Fazit der Berater.

Gewachsenes Selbstbewusstsein: Die Personalentscheider haben nach eigener Ansicht einiges zur Überwindung der Krise geleistet.

Das Selbstbewusstsein der HR-Manager ist seit Beginn der Wirtschaftskrise größer geworden, weil sich das Know-how der Mitarbeiter offenbar als kritischer Faktor in schwierigen Zeiten erwiesen hat. 70 Prozent der Befragten bewerten den Beitrag ihrer Abteilung zur Bewältigung der Turbulenzen in jüngster Zeit als hoch oder sehr hoch.

42 Prozent sagen, der Stellenwert von HR im Unternehmen sei während der Krise gestiegen. 52 Prozent halten ihn für unverändert. Gleichwohl sehen die Verantwortlichen noch Spielraum nach oben. Nur 44 Prozent halten den Stellenwert der HR in der eigenen Firma für hoch, 46 Prozent für mittel.

Als Zukunftsthema entdecken die Personalchefs derzeit die „Employer PR“, also die Ansprache an potenzielle Mitarbeiter durch PR-Maßnahmen. Ein Viertel erachtet diesen Bereich schon jetzt als sehr wichtig. Geschlagene 80 Prozent gehen davon aus, dass Employer PR 2015 eine sehr hohe Bedeutung haben wird.

Als Instrument dafür setzen 57 Prozent der Unternehmen stark auf Recruiting-Websites, das heißt auf Werbung auf der eigenen Homepage. 50 Prozent betreiben sehr aktives Hochschulmarketing, 41 Prozent zeigen häufig Präsenz auf Recruiting-Messen.

Unternehmen suchen Nähe zu Hochschulen

„Außerdem setzen viele Unternehmen im Rahmen ihrer Employer PR auf Kooperationen mit Schulen und Universitäten, TV-Spots, Kongresse und ein Engagement bei Jugend forscht“, heißt es in der Studie.

37 Prozent der Unternehmen ziehen bei der Employer PR externe Dienstleister hinzu. Nur 21 Prozent überprüfen ihre Maßnahmen in diesem Bereich mit speziellem Controlling. 83 Prozent ziehen dabei als Indikator insbesondere Personalstau und Fluktuation heran. 61 Prozent achten stark auf die Click-Rates ihrer Recruiting-Website. 47 Prozent analysieren gehäuft, ob ihre Mitarbeiter von Wettbewerbern kamen oder als Neu- oder Quereinsteiger zum Unternehmen stießen.

Für die Studie „HR 2010: Strategische Pole Position“ befragte Kienbaum große, mittlere und kleine Firmen aus diversen Branchen.