Eins steht nach Überzeugung von PWC fest: Bis zum Jahr 2020 bleibt kaum noch ein Stein auf dem anderen. Bei ihrer Gedankenarbeit für die Studie "The Future of Work 2020" haben die Analysten von PriceWaterhouseCoopers - gestützt auf eine Umfrage unter 3.000 Hochschulabsolventen aus USA, China und Großbritannien - drei Haupttrends ausgemacht.
1. Die traditionellen Business-Modelle werden sich radikal ändern. Das Veränderungstempo werde dabei noch höher sein, als in den vergangenen Jahren, schätzen die Forscher. Technologie, Globalisierung und demografische Faktoren werden Organisationsstrukturen und -kulturen massiv beeinflussen. Dabei werden drei Organisationsmodelle dominieren: Große Unternehmen würden den Charakter kleiner Staatsgebilde annehmen und mit eigener Infrastruktur (Häuser, Schulen, Einrichtungen für Gesundheit und Freizeit) eine prominente Rolle in der Gesellschaft einnehmen. Klimawandel und Nachhaltigkeit werden diese grundlegende Änderungen in den Business-Strategien beschleunigen.
2. Der pflegliche Umgang mit Menschen wird eine der größten Herausforderungen im Business. Im Moment kämpft die Geschäftswelt mit Engpässen beim Fachwissen sowie mit der Aufgabe, ihre Mitarbeiter durch den Wandel zu führen und dabei eine effiziente Arbeitsumgebung zu schaffen. Im Jahr 2020 wird die Realität anders aussehen: Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen immer mehr. Zugleich übernehmen die Unternehmen damit eine größere Verantwortung für das soziale Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Das soziale Kapital und die Beziehungen innerhalb eines Unternehmens werden für den Geschäftserfolg immer wichtiger.
3. Die Rolle des Bereichs Human Resources (HR) wird dabei einen fundamentalen Wandel erleben. Von einem Bereich, der bislang vor allem reagiert und begleitet, wird sich HR-Management zu einer proaktiven Aufgabe entwickeln, die sich an der Business-Strategie ausrichtet. Ein großer Teil von HR wird, so PWC, aus den Unternehmen ausgegliedert werden. Innerhalb des Unternehmens kümmert sich dann HR in erster Linie nur noch um die Personal-Akquise.
Auch die hochqualifizierten Beschäftigten werden sich in ihrer Mehrheit auf andere Arbeitsverhältnisse einstellen müssen: Die Globalisierung der Märkte, der Technologien und des Kapitals fordert von ihnen eine weitaus höhere Mobilität als heute.
2020: Die Hälfte arbeitet außerhalb ihres Heimatlandes
In den kommenden zehn Jahren werden rund 50 Prozent aller Arbeitnehmer außerhalb ihres Heimatlandes arbeiten, so PWC. Das ist sowohl für die Angestellten der Unternehmen wie für ihre Arbeitgeber eine große kulturelle und organisatorische Herausforderung. Erfolgreich in der Zukunft würden nur diejenigen sein, die es schaffen, die richtigen Talente zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu versammeln.
Das Gute an diesen Aussichten ist, dass die neue Generation von Mitarbeitern, die bei PWC "Millenials" und anderswo "Digital Natives" heißt, das Arbeiten im Ausland als wichtigen Teil ihrer Karriereplanung ansieht. Vier von fünf der von PWC befragten 4.200 Hochschulabsolventen möchten von sich aus im Ausland arbeiten, 70 Prozent von ihnen erwarten, dass sie bei der Arbeit auf ihre Muttersprache verzichten werden. Für fast alle Befragten, 94 Prozent, unterscheidet sich allein damit ihre Berufskarriere fundamental von der ihrer Eltern.
PWC kritisiert in diesem Zusammenhang Barrieren in möglichen Zielländern etwa bei Steuer- oder Einwanderungsregeln. Das könne es kompliziert und teuer machen, Fachkräfte in neue Arbeitsorte zu delegieren.
Auf der anderen Seite leiste moderne Technik einen Beitrag dazu, solche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Zudem vereinfache die Angleichung der Lebensverhältnisse und Arbeitsentgelte über Grenzen hinweg und bei vergleichbaren Fähigkeiten und Branchen die Sache ebenfalls.
Neue Märkte verdrängen traditionelle Fertigungsstätten
Bis 2020, so die Vorhersagen von PWC, werden die sogenannten E7-Länder wie China, Indien oder Brasilien die bisher führenden Industrienationen der G8-Staaten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) eingeholt und bis 2030 sogar um 30 Prozent überholt haben. Die E7 würden damit nicht nur zu einem ernst zu nehmenden Herausforderer für bestehende Märkte, sondern auch zu einem wachsenden Pool für Talente.
Dieses regionale Wachstum werde die bisher bekannte Welt verändern. Von den 30 noch 1950 populärsten Metropolen der Erde haben sich bereits elf von der Liste verabschiedet und sind durch andere ersetzt worden. Zu den Nachrückern gehören Städte wie Lahore und Chennai in Indien, oder das chinesische Shenzhen. Bis 2025 werden heutige Metropolen wie London und Lima ebenfalls aus der Liste verschwinden, schätzt PWC. Auf diese Situation müssten sich die Unternehmen weltweit einstellen, fordert PWC.
Blau, orange, grün: Die drei Welten im Jahr 2020
In seiner Studie skizziert PWC eine "Drei-Welten-Theorie". Diese Welten, heißt es, würden durchaus auch nebeneinander existieren können, eventuell auf einzelne Branchen oder geografische Regionen beschränkt.
Small is beautiful: Die orange Welt
In der orangen Welt werden große Unternehmen in kleinen Einheiten organisiert, die als Netzwerk eng miteinander arbeiten. Die Spezialisierung der Mitarbeiter dominiert diese Art von Unternehmen.
Das Unternehmen kümmert sich: Die grüne Welt
Die grüne Welt ist von der soziale Verantwortung für den demografischen Wandel und das Klima geprägt. Nachhaltigkeit wird zu einer der Haupttriebkräfte dieser Welt.
In der blauen Welt von PWC dominieren die Großkonzerne. Hier geht es allein um Wachstum; individuelle Präferenzen sind wichtiger als soziale Verantwortung. Anders gesagt: In der blauen Welt ist vorne, wo diese Unternehmen das Sagen haben.
Außer ihrer Größe haben "blaue" Unternehmen nur noch viel Geld zu bieten. Ihr Jahresumsatz übersteigt das Bruttosozialprodukt der meisten Staaten in der Welt und sie locken neue Mitarbeiter mit Leistungen, die den Haushalt der meisten Länder locker übersteigt. Die Großkonzerne sind der Bestimmer; für alle anderen bleiben regionale und thematische Nischen.
Nicht auf die Zukunft warten, sondern sie gestalten
Ob das so eintrifft, wie von PWC prognostiziert? Michael Rendell, Partner bei PriceWaterhouseCoopers zitiert in seinem Vorwort den Satz, dass die Zukunft nicht der Ort sei, zu dem man gehe, sondern der, den man sich erschaffe. Wir werden sehen.