Am Samstag trafen sich tausende Fans und Macher von Internetvideos zum "Videoday" in Köln. Doch einen
Youtube-Superstar gibt es in Deutschland noch nicht, sagt Markus Hündgen im Gespräch mit der dpa. Er beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Internetvideos und organisiert den Webvideopreis mit, der jedes
Jahr die besten Filme auszeichnet.
Wie unterscheiden sich Internetvideos von klassischen Fernsehbeiträgen?
Markus Hündgen: Der Grundgedanke, wieso man fürs Netz produziert, ist ein ganz anderer. Die meisten professionell produzierten Inhalte auf Youtube haben gar nicht den Drang, ins Fernsehen zu kommen, sondern wollen ihre Zuschauer im Netz erreichen. Es ist unglaublich wichtig, eine eigene Fangemeinde aufzubauen und die Videos so zu gestalten, dass die Leute sie kommentieren und teilen.
Gibt es bestimmte Themen, die besonders beliebt sind?
Markus Hündgen: Die Themengebiete sind eigentlich die gleichen, die auch im Fernsehen gut ankommen. Das fängt an mit allem, was lustig ist. Nicht nur Comedy, sondern auch Musikparodien bis hin zu Sketchen und gesellschaftskritischen Themen. Auch das wird immer mehr angegangen. Wenn es Leute interessiert, wird es auch dazu ein Video geben.
Im Internet werden stündlich Unmengen Videomaterial hochgeladen. Allein auf der Videoplattform Youtube von Google sind es pro Stunde 100 Stunden. Wie sticht man heraus?
Markus Hündgen: Das ist ein großes Problem, wenn man neu anfängt: Wie wird man bekannt? Social Media gehört einfach dazu. Jeder erfolgreiche Webvideomacher versteht es auch extrem gut, mit Twitter und Facebook umzugehen. Das gehört einfach dazu. Eine der größten deutschen Youtube-Produzenten sind Y-Titty, die haben mehr als 500 000 Fans auf Facebook.
Wer guckt denn diese ganzen Videos?
Markus Hündgen: Noch ist das Publikum natürlich vornehmlich jugendlich. Das liegt auch an den Formaten selbst, die sind teilweise Jugendfernsehen-Ersatz. Gleichzeitig kommen immer mehr Formate und Videomacher, die sich an ein älteres Publikum richten - darunter verstehe ich jetzt Leute über 30. Es ist keine Sache mehr nur der 14- bis 16-jährigen Schüler.
Wie verdienen die "Youtuber" damit Geld?
Markus Hündgen: Geld verdienen kann man durch Reichweite. Youtube schaltet Werbung vor den Videos und die Videomacher bekommen einen Teil dieser Werbeeinnahmen ab. Das ist das verbreiteteste Modell auf Youtube. Es gibt aber neue Entwicklungen: Youtube testet in den USA grade, dass man für einen Kanal ein Abo abschließt und eine monatliche Gebühr bezahlt. Das sind zwischen 99 Cent und 15 Dollar. Das ist die nächste Evolutionsstufe.
Gibt es in Deutschland Youtube-Stars, die auch außerhalb der Szene bekannt sind?
Markus Hündgen: Es fehlt in Deutschland ein Megasuperstar. Wir haben viele Stars, die eine gute Reichweite haben, die aber in den klassischen Medien keine Stars sind. Das heißt, wir sind noch etwas davon entfernt, dass diese Stars auch anerkannt werden in der Gesellschaft.