"Nur die Krawatte wegzuschmeißen und Turnschuhe anzuziehen, bringt noch keinen kulturellen Wandel." Das ist zumindest die Erfahrung von Alexander Graf. Der Founder des ZF IoT Lab von ZF Friedrichshafen diskutiert Mitte April auf dem Innovationsforum des Beraters Accenture über die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen. Seine These: Startups und Corporate sind oft nicht aufeinander vorbereitet.
3 Fragen im Umgang mit Digital Labs
Das Lab der ZF Friedrichshafen AG entstand aus einer gemeinsamen Initiative von zentraler IT und Forschung & Entwicklung. Dort können die Kollegen in einem geschützten Bereich arbeiten und verfügen über ausreichend Ressourcen.
Entscheider in einer Funktion wie dieser sollten sich drei Fragen stellen: "Erstens: Incentiviere ich Risikobewusstsein? Zweitens: Incentiviere ich Dedication? Drittens: Bin ich politisch frei?" Eine gute Haltung zum Risikobewusstsein heißt für ihn, Menschen Erfahrungen machen zu lassen, diese Erfahrungen weiterzugeben und daraus zu lernen.
Innovationen dürfen nicht "fernab liegen"
Grafs Wertschätzung der Einsatzbereitschaft seiner Mitarbeiter zeigt sich ganz handfest etwa daran, dass das Lab eigene Räumlichkeiten bekommen hat. Im Vorfeld hat er andere Labs besucht, um sich das einmal anzusehen. Nicht alles hat ihn überzeugt: "Es gibt Labs, da darf man nicht einmal eine Lampe verrücken, weil amerikanische Architekten das eingerichtet haben." Der Founder grinst: "Da stellt sich natürlich die Frage, ob das zielführend ist…"
Graf kennt die Bedenken, dass die Innovationskraft aus solchen isolierten Labs ohne Wirkung auf das Gesamtunternehme verpuffen könnte. Seine Antwort: "Maßgabe für Projekte im Lab ist, dass sie einen Sponsor aus den Unternehmensbereichen haben. So entsteht von Anbeginn eine Verflechtung." In der Tat funktioniere das nur bei Innovationen, die entweder mit der Kernkompetenz oder dem Kernmarkt der Unternehmensbereiche zu tun haben.
"Bei Innovationen, die fernab liegen, geht der Prozess nicht", sagt er weiter. Allerdings müsse man sich bei Letzteren fragen, ob diese nicht reine Investment Cases darstellen und besser durch Merger und Akquisitionen getrieben werden.