Effektiver Einsatz im Unternehmen

Wieso Wearables auf die CIO-Agenda gehören

09.06.2015 von Sebastian Paas
CIOs wandeln sich zunehmend zum Digital Leader und Visionär mit Blick in die Zukunft. Welche CIOs von diesem Wandel betroffen sind, veranschaulicht der Autor am Beispiel "Enterprise Wearables".

CIOs müssen nicht mehr nur den Status Quo analysieren und optimieren, sondern Innovationen im Unternehmen aktiv vorantreiben. Dazu zählt das frühzeitige Erkennen von wichtigen und relevanten Trends, wie beispielsweise Wearables, welche aktuell enorm an Momentum gewinnen. Für viele Unternehmen ist diese Technologie noch Zukunftsmusik.

Während Wearables mit dem Verkaufsstart der Apple Watch zwar endgültig am Consumer Market angekommen sind, wird die Relevanz von sogenannten Enterprise Wearables von vielen CIOs noch nicht erkannt und daher bisher auch nicht in der IT-Strategie berücksichtigt. Warum also gehört dieser in der Geschäftswelt unterschätzte Trend auf die CIO-Agenda und für wen ist dieses Thema tatsächlich interessant?

In der aktuellen "KPMG Emerging Trend Analysis" wurde der Stellenwert und die Auswirkungen verschiedener Trends untersucht und es wurde festgestellt, wie brandaktuell Enterprise Wearables sind und wie sie die Geschäftswelt über alle Branchengrenzen hinweg verändern werden (sh. Abbildung 1). Allein in den nächsten drei Jahren wird mit einem Wachstum des Marktes um knapp 100 Prozent auf etwa 40 Milliarden US-Dollar gerechnet.

Diese Prognosen allein sollten Grund genug sein, sich mit der Relevanz und Bedeutung für das Business und die IT zu beschäftigen. Für CIOs sind Wearables in zweierlei Hinsicht beachtenswert.

Abb. 1: Ein Ende des Trends ist noch lange nicht in Sicht.
Foto: KPMG

Einfluss auf IT-Infrastruktur und Strategie

Zum einen beeinflussen Wearables die operativen Funktionen eines CIO auf klassischer IT-Ebene und können helfen, einen effizienten IT-Betrieb für das Business zu gewährleisten. Beispielsweise kann durch den Einsatz von Smart Glasses im IT-Support oder bei der Wartung von IT-Infrastrukturen ein besserer Performancegrad erreicht und gleichzeitig eine höhere Funktionsfähigkeit der IT-Systeme gewährleistet werden.

Für den erfolgreichen Einsatz im IT-Betrieb ist jedoch eine zentrale Strategie und Planung für die Beschaffung und den Einsatz der Geräte notwendig. Vor dem Einsatz muss sichergestellt werden, dass Enterprise Wearables effektiv in das bestehende Firmennetzwerk integriert werden können und die Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Verfügbarkeit für den Einsatz im Unternehmen eingehalten werden.

Wearables im Business-Einsatz
Vuzix M100
Reparatur und Wartung sind neben der Lagerarbeit ein starker Fall für Smart Glasses wie die Vuzix M100. Die Brille nimmt dabei nicht nur wichtige Informationen auf, sondern vermittelt dem Fachmann auch solche.
Vuzix M100 II
Die Datenbrillen zeigen den Mitarbeitern die Position der gesuchten Ware im Lager.
Vuzix M100 III
Die entsprechende Software für die Datenbrillen hat beispielsweise SAP entwickelt.
Marktaussichten
Noch sind Sport-und Fitness-Tracker ganz weit vorn im Wearable-Markt. ABI Research zufolge werden sich bis 2017 aber Smartwatches an die Spitze drängen. Der Gesamtmarkt soll sich bis 2018 ungefähr verzehnfachen
Hands free
Ob im Warenlager, bei der Kommissionierung oder Wartung von Maschinen, erlauben Smart Glasses das freihändige Arbeiten....
Hands free II
SAP hat mit Brillen von Google und Vuzix schon entsprechende AR-Lösungen vorgestellt.
Google
Im Ausland kann sich beim Lesen von Straßenschildern die Übersetzungshilfe von Google Glass bezahlt machen. Gleiches gilt natürlich auch im Lager. Denn Postsprache ist immer noch Französisch.
Google II
Google Glass ist noch gar nicht auf dem Markt, dennoch wurden wie hier von Onoffre Consulting am brasilianischen Instituto Lubeck schon mehrere OPs damit geführt, oft über Hunderte von Kilometern.
Google III
Ein Szenario, das Google für die eigenen Smart Glasses mit integriertem GPS aufzeigt, ist die Navigation einschließlich Anzeige von Mautstellen.
Metaio
AR-Spezialist Metaio hat im September 2013 die erste interaktive Bedienungsanleitung auf Google-Glass-Basis mit neuer 3D-Tracking-Technologie vorgestellt.
Metaio II
Vorläufer der Metaio-Lösung ist die eKurzinformation für Audi.
Navigationsjacke
Ein australisches Unternehmen namens We:Ex (Wearable Electronics) hat unter anderem diese Navigate Jacket entwickelt, welche die Trägerin über optische und haptische Signale sicher zum Ziel führen soll.
BioHarness
Zephyrs Bioharness 3 wird zusammen mit dem PSM Responder ECHO im amerikanischen Profisport zu Trainingszwecken eingesetzt.
Smartwatches
Smartwatches wie die Samsung Galaxy Gear, Sony Smartwatch 2, Pebble und Co. werden meist als reine Consumer-Gimmicks gesehen. Gepaart mit Health oder Fitness Tracking wird daraus aber auch schnell ein B2B-Fall.
Adidas MiCoach
Dieses MiCoach genannte System von Adidas wird unter anderem zum Training der deutschen Fußballmannschaft im Vorfeld der WM 2014 in Brasilien eingesetzt.
Zeiss Cinemizer Oled
Zeiss Bajohr Lupenbrille
Die 3D-Brillen von Zeiss werden unter anderem als Ablenkung bei Angstpatienten eingesetzt.

Auf der anderen Seite ergeben sich durch den Wandel vom klassisch-orientierten CIO zum Digital Leader auch weitere strategische Gründe, wieso Wearables auf die Agenda eines CIOs gehören.

Neben dem Einsatz in der IT, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten für Wearables in allen Bereichen entlang der Wertschöpfungskette, ob als Vertriebsapp am Handgelenk, für digitale Produkttests oder für Assisted Manufacturing durch Augmented Reality.

Wearables können einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung betrieblicher Arbeitsprozesse und Serviceabläufe leisten und haben Einfluss auf den Informationsfluss innerhalb eines Unternehmens. Zusätzlich bieten sie innovative Möglichkeiten zur Interaktion mit Kunden, ermöglichen eine Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle eines Unternehmens, erhöhen die Mobilität im Unternehmen und schaffen neue Möglichkeiten zur betrieblichen Weiterbildung.

Abb. 2: Übersicht der Anbieter von Wearables.
Foto: KPMG

Die Aufgabe eines CIOs wird es sein, die Vielzahl an Einsatzgebieten neuer Technologien zu untersuchen und Chancen und Risiken für das Unternehmen aufzuzeigen. CIOs müssen auch dafür sorgen, dass für Ideen mit hohem Potenzial die notwendigen Infrastrukturen bereitgestellt werden, um den Einsatz dieser neuen Technologien testen zu können. Ein CIO muss gezielt Pilotprojekte anstoßen und Innovationen aktiv im Unternehmen vorantreiben.

Herausforderungen für den CIO

Für CIOs wird es somit immer wichtiger die Brücke zwischen dem zuverlässigen Betrieb der IT-Infrastruktur und der Öffnung der IT-Systeme für neue Services und innovative Technologien zu schließen.

Neben den klassischen Fragen aus dem operativen Alltag eines CIOs, wird sich der CIO von morgen unter anderem fragen müssen:

Fazit

Unternehmen, deren CIOs sich frühzeitig mit diesen und ähnlichen Fragen auseinandersetzen, erwartet ein klarer und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil. Deshalb ist es wichtig, dass ein digitaler CIO seinen Blick aktiv nach vorne richtet und bereits früh die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellt.