Seit Jahrzehnten hat Microsoft etwa alle drei Jahre eine neue Windows-Version veröffentlicht. Damit gingen meist Änderungen in der Bedienung, eine neue Oberfläche und natürlich neue Funktionen einher. Ab Windows 10 will Microsoft das Client-Betriebssystem als Windows-as-a-Service-Modell anbieten.
Microsoft will in Zukunft keine Hauptversionen (Major Releases) mehr von Windows anbieten, sondern die aktuelle Version durch regelmäßige Aktualisierungen immer wieder verbessern. Diese Aktualisierungen bringen neue Funktionen, erweitern das System und verbessern die Sicherheit und Stabilität, ähnlich zu Servicepacks. Einfach ausgedrückt sollen nicht alle paar Jahre zahlreiche neue Funktionen durch eine neue Windows-Version eingeführt werden.
Microsoft will alle paar Monate durch Updates nach und nach neue Technologien und Funktionen in das System integrieren. Für Windows 10 sollen diese Updates kostenlos bleiben.
Windows Update für Business mit Windows 10
Unternehmen können über Mechanismen wie "Windows Update for Business" steuern, ob und wann auf Rechnern neue Funktionen installiert werden sollen oder nicht. Komplizierte Migrationsprojekte, wie zum Beispiel vom Wechsel von Windows XP zu Windows 7/8.1 oder Windows 10 sollen vermieden werden. Zukünftig bleibt Windows einfach Windows, Versionsnummern werden wohl auf Dauer ganz verschwinden. Windows-10-Rechner unterscheiden sich daher ab jetzt nur noch durch die installierten Updates, nicht durch die Hauptversion. Wann und wie diese installiert werden, legen Administratoren über Richtlinien fest.
Profis, die Mitglied im Insider-Programm sind, können weiterhin Vorabversionen auf Windows 10-Rechnern installieren. Die Vorabversionen sind im Grunde genommen neue Aktualisierungen, die noch nicht offiziell freigegeben sind. Auch hier können Insider konfigurieren ob sie gleich neue Versionen erhalten wollen (Fast Ring) oder erst nachdem die Version getestet wurde (Slow Ring). Im Gegensatz zu früheren Versionen von Windows, lassen sich Rechner im laufenden Betrieb über Windows-Update auf neue Versionen aktualisieren. Alle Daten und Programme bleiben dabei erhalten.
Die Build-Nummer von Windows 10 wird daher auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Diese ist über den Befehl winver am schnellsten zu finden und wird in Zukunft auch für Support-Mitarbeiter und Administratoren wichtig sein, um festzustellen, mit welchem System sie zu tun haben.
Windows 10 und die Lizenzen
Auch wenn es gerne anders kolportiert wird: Windows 10 wird für Endanwender auch nach einem Jahr kein Geld kosten. Wer eine gültige Lizenz von Windows 7/8 hat, kann Windows 10 dauerhaft kostenlos einsetzen. Für die Aktualisierung zu Windows 10 haben Anwender ein Jahr Zeit. Ist dieses Jahr abgelaufen, muss Windows 10 gekauft werden. Wer Windows 10 innerhalb dieses Jahres auf seinem Rechner installiert, erhält die Lizenz kostenlos. Anwender die eine Windows-10-Lizenz haben, dürfen das System dauerhaft kostenlos einsetzen.
Windows-as-a-Service bedeutet für Windows 10 nicht, dass Anwender Abo-Gebühren für das Betriebssystem zahlen müssen. Ähnliche Modelle gibt es zwar bereits für Office mit Office 365 und für Exchange/SharePoint mit Exchange Online und SharePoint Online, ebenfalls im Rahmen eines Office 365-Abos, für Windows 10 ist das derzeit nicht geplant. Wie es in 5 Jahren aussieht, wenn der erste Support von Windows 10 auslaufen soll, ist derzeit noch nicht klar. Fest steht aber, dass Windows-10-Anwender bis dahin kostenlos und ohne Gebühren mit Windows 10 arbeiten können.
Sicherheits- und Stabilitätsupdates bleiben innerhalb des Support-Zeitraumes von Windows 10 weiterhin kostenlos. Bedingung dafür ist, dass das Quell-System mit Windows 7/8.1 aktiviert sein muss und direkt auf Windows 10 aktualisiert wird. Für spätere Neuinstallationen des Rechners stellt Microsoft die ISO-Dateien von Windows 10 kostenlos zur Verfügung. Installieren Anwender ihren Rechner mit der ISO neu und geben keine Seriennummer ein, wird Windows 10 automatisch aktiviert, ohne dass vorher Windows 7 oder Windows 8.1 installiert sein muss. Bedingung dafür ist, dass der ursprüngliche Rechner aktiviert war.
Unternehmen, die auf Windows 7/8 Enterprise setzen, können dagegen nicht kostenlos zu Windows 10 Enterprise aktualisieren. Diese Edition ist Bestandteil einer Volumenlizenz und muss daher auch immer über eine solche Volumenlizenz abgedeckt werden. Da in solchen Verträgen in den meisten Fällen aber neue Versionen enthalten sind, lassen sich auch diese Rechner über einen Installationsdatenträger zu Windows 10 Enterprise aktualisieren.
Windows effizienter bereitstellen
Um den Windows-as-a-Service-Modell Rechnung zu tragen, hat Microsoft auch die Windows-Update-Funktion überarbeitet. Administratoren haben die Möglichkeit Rechner in so genannte "Verteilungsringe" aufzunehmen. Diese legen fest wann Rechner neue Updates mit neuen Funktionen erhalten sollen. Außerdem können Administratoren in Windows 10 Pro und Windows 10 Enterprise Updates auch zurückstellen. Davon sind keine Stabilitäts- und Sicherheitspatches betroffen, sondern Patches die neue Funktionen in das System integrieren.
Auch wenn neue Updates nicht installiert werden, stellt Microsoft den Support nicht ein, sondern bietet weiterhin die Möglichkeit Support zu erhalten. Unternehmen werden daher nicht mehr dazu gezwungen neue Windows-Versionen einzuführen deren Funktion sie nicht benötigen, die auf Grund der Support-Richtlinie aber eingesetzt werden müssen.
Anwender mit Windows 10 Home haben dagegen keine Einstellungsmöglichkeiten. Hier werden neue Funktionen und Updates immer automatisch installiert. Microsoft überprüft, ob neue Funktionen im Consumer-Bereich optimal laufen und gibt diese erst danach für die Unternehmensversionen frei, wenn in den Einstellungen die Updates zurückgestellt wurden. Dadurch werden Heimrechner sozusagen zu Testern für Firmenrechner in der neuen Windows-as-a-Services-Strategie.
Long Time Service Branch für Windows 10 Enterprise
Für Windows 10 Enterprise bietet Microsoft auch eine Long Time Service Branch (LTSB)-Version an. Bei dieser müssen keinerlei Aktualisierungen mit neuen Funktionen installiert werden. Dennoch erhält die Version 10 Jahre Support. Sicherheits- und Stabilitäts-Patches werden aber auch in dieser Version automatisch installiert. Unternehmen mit dieser Lizenz müssen also keinerlei Aktualisierungen installieren, erhalten aber dennoch uneingeschränkten Support.
Windows-as-a-Service aktuell nicht für Server
Vom geänderten Update-Modell ist allerdings nicht die kommende Windows-Server-Version betroffen. Bisher hat Microsoft kein solches Modell für Windows-Server angekündigt. Das heißt, alle paar Jahre wird eine neue Version von Windows-Server erscheinen, die neue Funktionen bietet. 2016 erscheint der Windows Server 2016, der Nachfolger von Windows Server 2012 R2. Die neue Version bietet zahlreiche neue Funktionen, muss aber dafür auch neu lizenziert werden.
Eine kostenlose Aktualisierung, wie von Windows 7/8.1 zu Windows 10 ist bei dem Server nicht möglich. Auch die Zugriffslizenzen (CALs) müssen für Windows Server 2016 neu gekauft werden. Ob Microsoft in Zukunft auch für die Server entsprechende Windows-as-a-Services-Modelle einführen will, steht derzeit noch nicht klar, würde aber zur Strategie von Microsoft passen. Das Service-Modell für Server ist aktuelle Microsoft Azure.
Unternehmen, die Windows-Server als Windows-as-a-Service-Modell einsetzen wollen, sollten sich daher die Cloud-Lösung ansehen. Wer auf dieser Basis eine Private-Cloud einführen will, kann die Funktionen von Microsoft Azure über das Azure Pack auch im internen Unternehmen betreiben. Für Windows Server 2016 hat Microsoft hier signifikante Verbesserungen angekündigt und zahlreiche neue Funktionen um Anwendungen besser in Cloudbasierten Servern zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel ist die Integration von Docker-Container in Windows Server 2016. (mje)