Es gibt keine gute Ausrede mehr, Windows Azure nicht auszuprobieren. James Staten hat das kürzlich in seinem Blog bei Forrester Research ausführlich dargelegt. „Alle alten Entschuldigungen fürs Abstandnehmen sind mittlerweile obsolet“, schreibt der Analyst im Hinblick auf längst ausgeheilte Kinderkrankheiten der Cloud-Plattform von Microsoft. Einen empirischen Beleg für Statens Begeisterung erbringt nun die jährliche Benchmark-Studie des Storage-Anbieters Nasuni. In diesem Performance-Test der Cloud Service Provider hat Azure gegenüber Amazon Web Services (AWS) klar die Nase vorn.
Wie unsere amerikanische Schwesterpublikation Network World berichtet, entpuppte sich Azure im Vergleich mit AWS S3 um 56 Prozent schneller beim Übertragen von Daten in die Cloud. Beim Lesen der Daten in der Wolke ist Azure um 39 Prozent schneller. Vorteile für Microsoft als Provider stellt Nasuni auch bei der Konsistenz wiederholter Prozesse fest. Beim Ausführen einer repetitiven Aufgabe alle 60 Sekunden über 30 Tage beträgt der Geschwindigkeitsvorsprung von Azure ein Viertel.
Studie: "Klare Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr"
Insgesamt positionierte Nasuni Azure bereits in der ersten Ausgabe seiner Studie vor einem Jahr nur mit hauchdünnem Abstand in Lauerstellung. Seither haben die Optimierungen nach Einschätzung des Storage-Anbieters ihre Wirkung entfaltet: „Beim Test der Cloud Service Provider waren klare Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr zu beobachten – eine höhere Performance und eine geringere Anzahl von Fehlern eingeschlossen“, heißt es in der Studie.
Besondere Erwähnung finden Microsofts Investitionen, durch die die Azure-Cloud vom auf Platform-as-a-Service (PaaS) fokussierten Angebot für Anwendungsentwickler in Richtung Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ausgebaut worden sei. Das heißt, dass auf Stundenbasis Computing- und Storage-Kapazitäten gebucht werden können. Sogar Virtual Machines auf Linux-Basis würden angeboten, lobt Network World.
An dieser Stelle hakt auch der Forrester-Analyst Staten ein. Seit dem letzten Release sei Windows Azure ein ernst zu nehmender Bewerber für die Spitzenposition unter den Cloud-Plattformen. Seit dem Erscheinen der Version 1.0 im Jahr 2008 habe der Software-Riese aus Redmond nicht locker gelassen mit der Optimierung. „Mit jeder neuen Ausgabe hat Microsoft die Anwenderfreundlichkeit, die Attraktivität und die Reife vorangetrieben“, so Staten. Noch einmal dramatisch beschleunigt habe sich der Wandel, seit Satya Nadella für Azure verantwortlich sei. Kein Wunder, denn er bringe in seine Führungsarbeit die Erfahrungen aus den Internet-Diensten von Microsoft mit. Dort sei ein Release neuer Features und Funktionalitäten binnen Wochen üblich.
Quantensprung durch IaaS
Der Analyst attestiert also höchste Manövrierfähigkeit. Aber was bedeutet das für die Anwender? Im Laufe der Jahre seien bei Azure immer neue Support-Funktionalitäten für Development Frameworks, Sprachen und Runtimes hinzugekommen. Den Quantensprung sieht Staten indes in der Ausdehnung auf IaaS im vergangenen Sommer.
„Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem sich das Versprechen erfüllt, dass Windows Azure tatsächlich Windows in der Cloud ist“, konstatiert der Analyst in seinem Blog. Somit könne jede Anwendung, die in Visual Studio gebaut oder auf Windows oder einer Virtual Machine laufe, genauso gut auf Windows Azure verlagert werden. Das bedeute zwar nicht, dass deshalb alles zwingend in die Cloud wandern müsse. „Aber die Ausrede, dass ein Workload nicht auf Azure laufen könne, zieht größtenteils nicht mehr“, so Staten.
Das kürzlich angekündigte Preis-Schema Azure Commitment dürfe man sich als Mischung aus einem Pauschalpreis für Gesprächsminuten mit dem Handy und einem All-You-Can-Eat-Menü vorstellen. „Azure Commitment gewährt einen pauschalen Rabatt auf die Ressourcen-Nutzung pro Stunde über alle Azure-Services hinweg – inklusive SQL Server und Storage-Stunden plus höherwertige Services wie Azure Media Services und ihre MBaaS“, erläutert Staten. Sein Fazit hierzu: Im Vergleich zur Konkurrenz erleichtere dies die Cloud-Kostenplanung beträchtlich.
Lob gibt es von Forrester Research auch für die diversen Brücken, die Microsoft in Azure mittlerweile eingebaut hat. Von Beginn an bewährt habe sich die Verbindung mit Visual Studio – ein Ansatz, der die Lösung für Entwickler höchst attraktiv machte. Dank der Integration mit Team Foundation Server haben die Verantwortlichen für Software-Entwicklung die Möglichkeit, den Fluss in und von der Wolke zu kontrollieren und Azure als Collaboration-Plattform für diverse Development-Teams zu nutzen.
Im Infrastructure & Operation-Bereich sei im Prinzip das Gleiche durch die Integration mit System Center passiert. „Jetzt kann man Workload an Azure geben – und der IT-Betrieb kann das mit Hilfe vertrauter Tools beobachten und warten“, so Staten. Weil bei Windows Azure IaaS mit Windows Server 2012 das gleiche Betriebssystem und mit Hyper-V der gleiche Hypervisor unterlegt sei, hätten die Anwender plötzlich die Gelegenheit, eine umfassende Hybrid-Cloud-Strategie zu entwickeln – und das mit Assets, deren Nutzung bereits vertraut ist. Die Übernahme von StorSimple wird diesen Trend nach Einschätzung des Experten weiter verstärken.
Immer mehr Business-Anwender
Auch eine letzte Ausrede zieht laut Staten nicht mehr: dass man warten wolle, bis andere Windows Azure nutzen. Denn das sei branchenübergreifend längst der Fall. Mehr als 100.000 separate Accounts seien schon vergeben, monatlich kämen Tausende hinzu, und die Nutzung verdopple sich im Halbjahresrhythmus. Vor diesem Hintergrund sei Microsoft längst zu einem glaubwürdigen Top-Anbieter für die Cloud-Nutzung in Unternehmen aufgestiegen, so Staten.