Am Donnerstag, 21. Oktober, kommen in Deutschland die ersten Smartphones mit Microsofts Betriebssystem Windows Phone 7 auf den Markt. HTC, LG und Samsung Electronics bieten eigene Geräte auf der neuen Plattform an. Mobile Geräte gehören zu den Wachstumsmärkten der IT- und TK-Branche. Microsoft konnte sich in den vergangenen Jahren jedoch nicht gegen RIM, Apple oder Google durchsetzen. Anwender bemängelten die Leistungsfähigkeit der Geräte (Hardware und Betriebssystem) hinsichtlich Performance und Bedienkomfort. Mit Windows Phone 7 soll das verlorene Terrain zurück gewonnen werden. Axel Oppermann vom Beratungsunternehmen Experton Group hat das neue Betriebssystem für mobile Geräte unter die Lupe genommen.
Im Rahmen der Produkteinführung zielt Microsoft auch auf die Business-User. Diese brauchen nicht nur Office-Lösungen, sondern auch eine Integration in Geschäftsbereichlösungen. Für beides ist Windows Phone 7 nach Ansicht von Oppermann gerüstet.
Der Office Hub, in dem Anwender Word-, Excel- oder PowerPoint-Dateien ansehen und bearbeiten können, ist integriert. Zudem handelt es sich bei dem mitgelieferten Share Point Client um eine reine Businessfunktion. Sie unterstützt über eine nahtlose Integration die Arbeitsabläufe. Als wichtige Komponente im Office-Paket bezeichnet der Analyst die One Note-Applikation. Diese bietet unterschiedliche Synchronisierungsmöglichkeiten. Abgerundet werden die Funktionalitäten durch die Optionen für dynamische Aktualisierungen aus unterschiedlichen Quellen. Zu diesen gehören beispielsweise Microsoft Outlook, sowie die Verbindung zu Microsoft Exchange Server oder Exchange Online.
Doch nicht nur Geschäftsleute sollen das mobile Betriebssystem nutzen. Mit der Integration XBox Live und dem Player „Zune“ liefert Microsoft auch zwei starke Argumente für Privatanwender. Außerdem ist der Zugriff auf alle wichtigen Aufgaben und Informationen, wie E-Mails oder Aktualisierungen aus sozialen Netzwerken, sehr einfach. Damit hebt sich Microsoft Phone 7 von den Mitbewerbern ab.
Axel Oppermann bezweifelt dennoch, dass das Betriebssystem im Privatsegment sehr erfolgreich sein wird. „Viele Privatanwender legen neben Funktionalitäten auch einen gewissen Wert auf die Produkteigenschaft Image und wollen, wie zum Beispiel beim ersten iPhone, einen Wow-Effekt erleben“, sagt Oppermann. Zudem seien die Geräte zu teuer. Während die OEMs zunehmend Billig-Smartphones mit Android anbieten, liegen die Windows Phone 7 Geräte im mittleren bis oberen Preissegment.
Hardware-Hersteller sollen helfen
Eine Vielzahl von Hardware-Herstellern wie Dell, LG und HTC wollen die Software-Plattform auf ihren Geräten nutzen. Microsoft bekommt zusätzlich Unterstützung von großen Telekommunikationsprovidern. Allerdings muss abgewartet werden, welche Rolle das Betriebssystem in der Portfolio-Planung dieser Unternehmen einnehmen wird.
Microsoft gibt klare Anweisungen und Vorgaben bei der technischen Ausstattung der Geräte. Axel Oppermann zufolge engen die Vorgaben die OEMs (Original Equipment Manufacturer) massiv ein und erschweren die Positionierung am Markt, weil es kaum Chancen für die Etablierung von Alleinstellungsmerkmalen gibt. Es könne davon ausgegangen werden, dass sich die OEMs sehr opportunistisch verhalten werden. Der Grund: Im Gegensatz zum PC-Markt haben sie hier alternative Möglichkeiten, ihre Hardware mit leistungsfähigen und vom Markt akzeptierten Betriebssystemen zu bestücken.
Es sei zu befürchten, dass die OEMs die Microsoft-Werbemillionen abgreifen und auf Alternativen setzen, sollte kein schneller Erfolg eintreten. Gleiches gilt laut Oppermann für die Provider. Sie wollten am liebsten Neukunden gewinnen und den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer erhöhen. Maßstab sei das iPhone.
Noch viel wichtiger für den Erfolg seien die Entwickler - in diesem Fall seien das die professionellen ISVs (Independent Software Vendor), so Oppermann. Microsoft muss im Zusammenhang mit der Markteinführung Entwicklungspartner für die Plattform gewinnen. Hierbei geht es allerdings nicht um die populären Apps, sondern um die Integration von Geschäftsanwendungen und Office-Lösungen auf der Plattform. Im Vergleich zu Apple und Google kann Microsoft dabei auftrumpfen und die langjährigen Partnerschaften zu ISVs nutzen.
Dem Analysten zufolge bietet Microsoft mit Windows Phone 7 den „Platzhirschen“ auf dem Markt für mobile Betriebssysteme eine starke Antwort. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Plattform auch Erfolg haben wird. Mit dem starken Focus auf Privatanwender soll auch bei Geschäftsleuten das Interesse geweckt werden. Doch diese Marketingstrategie wird vermutlich nicht aufgehen, denn im Privatsegment ist der Vorsprung von Apple und Google/Android zu groß.
Deployment-Konzepte unzureichend
Der Erfolg hängt erheblich davon ab, ob sich Microsoft mit dem Windows Phone 7 in den Köpfen der Anwender als leistungsfähiger Plattformanbieter verankert. IT-Entscheider und Administratoren legten viel Wert auf Sicherheits- und Management-Lösungen sowie Deployment-Konzepte. Diese Anforderungen könne die neue Plattform noch nicht umfassend erfüllen - und sei damit noch nicht „Enterprise ready“.