Mit seinem Handy-Betriebssystem Windows Phone 7 manövriert Microsoft sich ins Abseits des Smartphone-Geschäfts. Zumindest wenn man der Einschätzung der vom Verband der deutschen Internetwirtschaft "eco" befragten rund 50 Fach- und Führungskräfte der Mobile-Branche folgt. In der jüngsten "Mobile Entertainment"-Umfrage glaubten nur noch 7,1 Prozent daran, dass die App-Entwicklerplattform Silverlight für Windows mobile in den nächsten drei Jahren besonders wichtig bleibt. Vor einem Jahr waren noch 29,6 Prozent dieser Meinung.
Weit vorne liegen Google Android und die iPhone-Plattform, gleichauf bei 61,9 Prozent. Doch auch sie sind abgestürzt, um fast 20 Zähler von 80,8 Prozent im Vorjahr. Stark gewonnen hat vor allem die Überzeugung, dass man Apps künftig für mehrere Plattformen entwickeln muss. Hier stieg die Quote von 46,2 auf 54,8 Prozent. Dieses Jahr wurde auch nach RIM (Blackberry) gefragt, welches prompt auf 11,9 Prozent schnellte.
Android-Apps überholen Apple
Schlechte Nachrichten sind dies für Nokia, denn die Finnen setzen künftig auf Windows Phone 7. "Beide - Nokia und Microsoft - müssen Android und iPhone etwas entgegensetzen, um zukünftig einen bedeutsamen Platz im Mobile Business einzunehmen", äußerte sich Bettina Horster, bei eco die Direktorin des Arbeitskreises Mobile, zu dem Ergebnis. "Nokia hat sich zu lange auf die Märkte in Schwellenländern konzentriert und Microsoft hat das Thema jahrelang nicht ernsthaft betrieben."
Auch beim Verkauf der Apps trauen die befragten Experten Microsoft und Nokia nicht viel zu. An Microsofts App-Store, den Windows Marketplace, glauben aktuell 2,3 Prozent, Nokias OviStore wählte niemand. Spitzenreiter Google Android Market lässt mit 39,5 Prozent sogar den Apple App Store hinter sich, der bei 27,9 Prozent landete.
Die Apps der Zukunft sind der Umfrage zufolge Social Networks - im Jahr 2013 werden sie von den Verbrauchern am stärksten genutzt, glauben 40 Prozent der Befragten. Heute liegen die sozialen Netzwerke noch gleichauf mit Musik und Podcasts, die von jeweils 22 Prozent als gegenwärtig am wichtigsten gewertet wurden. Musik und Podcasts aber sollen bis 2013 auf neun Prozent abstürzen, während an ihre Stelle Location Based Services treten - also Routenplaner, Online-Schnitzeljagden oder Programme, die die aktuelle Position von Freunden anzeigen.
Die magische Preis-Grenze: ein Euro pro App
Spiele treten immer mehr in den Hintergrund. Waren sie 2010 mit 46,2 Prozent noch der Spitzenreiter in Sachen Wichtigkeit, rangieren sie heute mit elf Prozent an dritter Stelle, für 2013 halten noch neun Prozent sie für wichtig. Einen Absturz prognostizieren die Experten auch für Nachrichten und ähnlichen Content - von heute 16 Prozent auf fünf Prozent im Jahr 2013.
Apps dürfen zudem immer weniger kosten: Anfang vergangenen Jahres hielt knapp die Hälfte der Befragten einen Preis von fünf Euro pro App noch für in Ordnung. Diese Quote sank nun leicht auf 43 Prozent. "Die kritische Schwelle bewegt sich bei etwa einem Euro", so Bettina Horster. "Das wird für immer mehr Nutzer die magische Grenze für den Preis einer App."