Microsoft plant nicht nur die Neuauflage seiner Betriebssysteme für Desktop und Server, sondern wird auch die mobile Plattform Windows Phone erneuern. Mittlerweile gibt der Konzern einige Neuheiten bekannt, die in Windows Phone 8 und Windows Phone 7.8 Einzug halten werden.
Die größte Änderung erfolgt optisch. Die charakteristische Kachel-Oberfläche mit den so genannten Live-Tiles wird um eine senkrechte Reihe erweitert. So wird es möglich, vier kleine oder eine kleine und ein große Live Tile pro Reihe zu zeigen. Diese Vierecke sind das Markenzeichen von Windows Phone. Sie sind nicht nur die Verknüpfungen zu den jeweiligen Applikationen, sondern können auch Daten wie eingehende E-Mails oder Updates in sozialen Netzwerken darstellen.
Neuerungen speziell für den Einsatz in Firmen
Dazu kommen zahlreiche Änderungen unter der Haube, diesmal werden auch die Unternehmen reichlich bedacht. Diese können die Geräte künftig nicht nur aus der Ferne verwalten, sondern erhalten auch einen eigenen Marktplatz für Applikationen. So lassen sich die selbst entwickelten Apps im Unternehmen zentral auf die Geräte ausrollen, aktualisieren - oder entfernen, wenn der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Auch bei der Sicherheit zieht Microsoft die Schraube an. Apps laufen künftig in einer Sandbox, ähnlich wie beim iPhone. Dazu kommt die Unterstützung für Bitlocker, die Verschlüsselungslösung von Microsoft. Damit lassen sich das Betriebssystem und alle anderen Informationen verschlüsseln und so gegen unbefugten Zugriff schützen.
Zu den weiteren Neuerungen in Windows Phone 8 zählen:
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Multi-Core-Unterstützung: Neue Windows-Phones werden mehr als einen Prozessorkern unterstützen. Damit zieht das Microsoft-OS mit iOS und Android gleich.
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Höhere Auflösung: Windows Phone 8 bringt zwei neue Bildschirmauflösungen mit - künftig können Inhalte auch in 1280x768 und 1280x720 Pixeln dargestellt werden. Das bedeutet, dass die Smartphones Daten künftig auch in 720p anzeigen können.
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Speicherkarten: Endlich bringt auch Microsoft die Unterstützung für Speicherkarten. Das ist vor allem für Besitzer von großen Video- oder Musiksammlungen eine gute Nachricht - schließlich ist man so nicht mehr auf die Vorgaben der Hardware-Hersteller angewiesen.
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NFC-Unterstützung: Die nächste Generation der Windows Smartphones wird die Funktechnik NFC unterstützen, wenn die passenden Module integriert sind. Damit lassen sich beispielsweise Daten austauschen.
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Wallet: Ähnlich wie bei Apple kann man in der Wallet seine Kundenkarten, Bordkarten und Kreditkarteninformationen speichern. In Kombination mit NFC könnte man so auch einen Bezahldienst ermöglichen.
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Internet Explorer 10: Windows Phone 8 wird die aktuellste Version des Microsoft-Browsers mitbringen, den IE10.
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Neues Kartenmaterial: Dank der Kooperation mit Nokia kann Microsoft künftig das exzellente Kartenmaterial von Nokia (das aus der Übernahme von Navtec stammt) für Windows Phone mitnutzen.
Windows Phone 7.8 für ältere Geräte
Die Änderungen in Windows Phone 8 zeigen, dass künftige Geräte mit dem Microsoft-OS eine ganze Reihe an Hardware-Komponenten benötigt, um einwandfrei funktionieren zu können. Die bisherigen Geräte können da nicht mithalten, weswegen Microsoft ein separates Update veröffentlichen wird. Dieses erhält den Namen Windows Phone 7.8 und bringt beispielsweise die überarbeitete Start-Ansicht mit.
Allerdings fehlen einige der Software-Funktionen, die in Windows Phone 8 Einzug halten werden. Windows Phone 7.8 setzt beispielsweise weiter auf den Internet Explorer 9 als Browser, Apps wie DataSmart oder Skype werden als separate Anwendung installiert und sind nicht direkt in das Betriebssystem integriert.
Allerdings ist noch nicht bekannt, ob und wie die Business-Funktionen von Windows Phone 8 in Windows Phone 7.8 Einzug halten werden. Die Bitlocker-Verschlüsselung oder das neue Sandboxing wird wohl nicht an Bord sein, da diese Techniken spezielle Hardware erfordern. Der Unternehmensmarktplatz oder das Geräte-Management könnte allerdings durchaus mit an Bord sein. Wann die Updates erhältlich sind, ist allerdings noch nicht bekannt.
Fazit: Microsoft so konservativ wie Apple
Die neuen Funktionen und die erweiterten Features von Windows Phone 8 können sich in jedem Fall sehen lassen. Microsoft scheint aber insgesamt ähnlich konservativ vorzugehen wie Apple. Keine der Funktionen ist wirklich neu oder revolutionär, aber sie wirken ordentlich durchdacht und ausgereift.
Dennoch fehlen noch immer einige Dinge, beispielsweise im Bereich VPN. Hier gibt es noch keine direkte Zusage, ob und wie Microsoft einen sicheren Netzwerkzugriff auf das Unternehmensnetzwerk realisieren will. Dabei fehlen etwa auch Techniken wie DirectAccess, eine Funktion, die im Windows Server 2012 und Windows 7 groß beworben wird und den sicheren Zugriff auf Unternehmensressourcen verspricht.
Rückblickend auf die Kommentare zu Windows Phone 7.8 hätte Microsoft aber auch hier die Strategie von Apple fahren sollen. Der Konzern aus Cupertino baut im Grunde ebenfalls separate Updates für ältere Geräte, die nicht alle neuen Funktionen beinhalten. Allerdings tragen diese dieselbe Versionsnummer, auch wenn teilweise kritische Komponenten (ein Beispiel ist etwa Siri) vorenthalten werden.
Hoffentlich können die Hardware-Hersteller die neuen Funktionen von Windows Phone 8 entsprechend umsetzen. Unter anderen werden Geräte von Nokia, Huawei, Samsung und HTC produziert, wann diese aber veröffentlicht werden, ist nicht bekannt.