Wipro sieht sich nach Kaufgelegenheiten in Deutschland, wie ein erneuter Pressebericht bestätigt. Die Software-Firma sei vor allem an IT-Sparten großer und kleiner Unternehmen wie Lufthansa interessiert, berichtet die britische Zeitung "The Economic Times" unter Berufung auf Bankkreise.
Es sei zu früh, um sagen zu können, das sei ein potenzieller Übernahmekandidat, zitiert das Blatt den für Strategie verantwortlichen Wipro-Manager Sudip Nandy. Klar ist aber, dass die Kriegskasse des IT-Dienstleisters mit 500 Millionen Euro gefüllt ist. Fest steht auch, dass das Unternehmen ein Auge auf den deutschen IT-Markt geworfen hat.
Keine Überraschung
Vor kurzem erst hieß es von Seiten Wipros, dass Deutschland ein zu großer Markt sei, um ihn zu ignorieren. Dass in diesem Zusammenhang jetzt der Name Lufthansa Systems auftaucht, überrascht Stephan Kaiser vom Analystenhaus PAC nicht im Geringsten: "Lufthansa Systems ist ein spannender Anbieter von IT-Dienstleistungen.“
Das Spiel, wer wen übernimmt, ist offen. Dass Lufthansa Systems im derzeitigen Konsolidierungs-Karussell der nächste Kandidat ist, der aufgekauft wird, hält der Analyst nicht für undenkbar: "Innerhalb der IT-Community wird Lufthansa Systems immer wieder als heißer Übernahmekandidat gehandelt.“
Lufthansa Systems ist einer der größten deutschen Anbieter im IT-Beratungs- und Systemintegrationsgeschäft. Im vergangenen Jahr nahm die Lufthansa-Tochter laut aktuellen PAC-Schätzungen rund 500 Millionen Euro auf dem deutschen Markt ein. Was das Unternehmen für potenzielle Käufer zudem interessant macht, ist der hohe Anteil am Drittmarktgeschäft. Damit erhält der Käufer neben dem Mutterkonzern auch noch weitere externe Kunden. Derzeit erzielt Lufthansa Systems rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes mit diesen Unternehmen.
Das Geld liegt bereit
Auch, dass es sich beim möglichen Käufer um Wipro handeln könnte, sei nicht überraschend, meint Kaiser. "Es ist bekannt, dass Wipro als einer der wichtigsten indischen IT-Dienstleister weiter in Deutschland vorstoßen und verstärkt Fuß fassen will.“ Gerade die indischen Anbieter hätten ihre Kassen gefüllt, um auf Einkaufstour zu gehen.
Bei Lufthansa Systems selbst will man sich wie es heißt, nicht zu den Spekulationen äußern. Die Sache bleibt also spannend. Unklar ist, wie lange der Mutterkonzern dem Druck standhalten kann. Ganz freiwillig wird sich der Konzern wohl nicht von seiner IT-Sparte trennen wollen, wie Analyst Kaiser meint: "Lufthansa wird nicht unbedingt daran interessiert sein, seinen hauseigenen IT-Dienstleister zu verlieren und die Zügel aus der Hand geben zu müssen. Denn IT-Know-how spielt in der Airline-Branche eine wesentliche Rolle.“