Blackberry 2.0 - so lässt sich wohl am einfachsten beschreiben, dass das Unternehmen Blackberry Ende 2014 nicht mehr viel mit dem Smartphone-Bauer des Jahres 2013 gemeinsam hat, der sich sehr stark über seine Endgeräte identifizierte. Im neuen Unternehmen ist die Devices-Gruppe nur noch eine von vier Business Units neben den Technology Services, der BBM Messaging Services und den Enterprise Services. Hinter den Technology Services verbergen sich unter anderem QNX und andere Technologien, mit denen die Kanadier künftig beim Internet of Things (IoT) mitmischen wollen.
Allerdings deckt die Company nicht alle IoT-Bereiche ab, sondern spezialisiert sich derzeit auf vertikale Lösungen für Automotive, Medizin/Diagnostik sowie das Flotten-Management. Unter der BBM Messaging Services sind die Consumer-Dienste der Company zusammengefasst. Sims zufolge haben dieses Services derzeit um die 200 Millionen Abonnenten. Unternehmensthemen adressiert die Enterprise-Gruppe etwa mit dem neuen Blackberry Enterprise Server 12 sowie neuen Cloud-Diensten.
Der neue Blackberry Enterprise Server 12
Nach den Worten von Sims war der Transformationsprozess der letzten zwölf Monate durchaus schmerzlich, "aber er war notwendig, denn wir bewegten uns in der Vergangenheit nicht schnell genug". So hat die Company laut Sims lange den Umstand negiert, dass in den Unternehmen mittlerweile auf ein Blackberry-Device 12 bis 15 andere Endgeräte kommen. Diesem Umstand habe man jetzt bei der Neuentwicklung des Blackberry Enterprise Servers 12 (BES12) Rechnung getragen. Er sei von Grund auf neu programmiert worden, wobei man einen besonderen Wert auf den plattformübergreifenden Ansatz gelegt habe.
Von Haus aus werden nun die vier wichtigen Smartphone-Betriebssysteme Android, Blackberry, iOS sowie Windows Phone unterstützt. Zudem soll sich die Plattform für das Management von IoT-Devices eignen. Dabei kann der BES on premise installiert werden, aber auch als Cloud-Lösung (Public, Private, Hybrid) genutzt werden. Allerdings stehen zum Start im Dezember noch nicht alle Cloud-Varianten zur Verfügung. Diese sollen sukzessive im Laufe des Jahres 2015 folgen. Beim Lizenz-Modell hält Blackberry am Jahresabo pro Device, wobei allerdings Sims ergänzt, "wir diskutieren intern auch eine User-orientierte Lizenzierung, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen".
Plattformübergreifende Services
Plattformübergreifend positioniert sich die Company auch bei ihren neuen Services. Um dies nach außen zu dokumentieren, heißen die Produkte künftig "xy by Blackberry", statt wie bisher üblich mit "Blackberry" zu beginnen. Dazu zählt etwa "Worklife Balance by Blackberry". Dabei handelt es sich um eine virtuelle SIM-Karte, die es erlaubt Business-Rufnummer und private Handynummer auf einem Endgerät zu nutzen. Die Lösung wird Telefonie, SMS und Daten-Dienste umfassen und sowohl in privaten Netzwerken als auch in Roaming-Situationen funktionieren.
Offen ist allerdings noch, welche Mobilfunkbetreiber in Deutschland diesen Service unterstützen werden. Im Gespräch mit uns räumte Sims lediglich ein, dass man mit den drei wichtigen Anbietern Gespräche führe. Ein weiterer Service ist Enterprise Identity by BlackBerry. Er soll Mitarbeitern per SingleSign-on den sicheren und jederzeit administrierbaren Zugriff auf Cloud-basierte Dienste für alle Apps in der Cloud ermöglichen. Den sicheren Zugang zum Unternehmensnetz soll dagegen VPN Authentification by Blackberry gewährleisten.
Der Service bietet die Möglichkeit, dass Mitarbeiter auf Passwörter oder PINs und zusätzliche Token-Hardware verzichten können und dennoch ein sicherer Zugriff auf die Daten möglich ist. Blackberry Blend for Enterprise ermöglicht es Mitarbeitern, über ein anderes Gerät einfach und sicher auf die persönlichen und geschäftlichen Daten ihres BlackBerry Smartphones zuzugreifen. Letztlich verschiebt Blend Fokus von der Verwaltung der Geräte hin zur Verwaltung der Informationen verschiebt. Die letzte Neuerung ist schließlich BBM Meetings, eine auf die mobile Kollaboration ausgerichtete App. Als Zielgruppe sieht Blackberry Konferenzschaltungen mit bis zu 20 Teilnehmern, wobei nicht jeder Teilnehmer eine Lizenz benötigt, sondern lediglich der Initiator.
Dienste aus der Cloud
Alle Dienste sind laut Sims Cloud basiert und werden entweder in den NOCs von BlackBerry gehostet oder gemeinsam mit den Mobilfunk-Providern betrieben. Zudem ist Sims zufolge eine Zusammenarbeit mit Managed-Services-Anbieter wir IBM oder HP geplant und eine Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern nicht ausgeschlossen.
Eine engere Zusammenarbeit hat Blackberry zudem mit Samsung geschlossen. Im ersten Schritt geht es darum, Samsung Knox-Geräte effizient mit dem BES 12 zu administrieren. Wie eine darüber hinausgehende Partnerschaft aussehen könnte ist offen. "Wir sind wie Teenager, die zum ersten Mal gemeinsam auf einem Schulball tanzen und überlegen, was sie noch gemeinsam tun könnten", skizziert Sims den aktuellen Stand der Partnerschaft mit Samsung.