Herr Naumann, der VHitG veranstaltet in diesem Jahr zum zweiten Mal einen Branchentreff unter dem Namen conhIT und zum fünften Mal überhaupt eine Branchenmesse. Was sind die wichtigsten Neuerungen in diesem Jahr?
Jens Naumann: Das entscheidend Neue ist sicher, dass die Gesellschaft für Medizinische Informatik, Epidemiologie und Biometrie (GMDS) und der Bundesverband Medizininformatik (BVMI) die inhaltliche Trägerschaft des conhIT-Kongresses übernommen haben. Wir erfüllen damit jetzt definitiv unseren Anspruch, mit der conhIT die ganze Branche zu repräsentieren, also die Industrie, die Anwender und die Wissenschaft.
Was war der Grund für diesen Zusammenschluss?
Jens Naumann: Es lag schon nahe, die wichtigste deutsche Branchenmesse und eine der wichtigsten Anwendertagungen, die KIS-Tagung von GMDS und BVMI, zusammen zu legen. Denn die Anwender sind ja unsere Kunden. Der Austausch zwischen Unternehmen und Anwendern ist bei einer gemeinsamen Veranstaltung sehr viel unmittelbarer möglich. Dazu kommt, dass der Veranstaltungskalender bei der Gesundheits-IT ziemlich zerfasert war. Das ein wenig zusammen zu führen, ist sowohl im Interesse der Unternehmen als auch im Interesse der Anwender. Wir haben jetzt die conhIT als den großen, eher national ausgerichteten Branchentreff im Frühjahr, und dann noch die Medica als ein Gesundheits-IT-Ereignis mit eher internationalem Anspruch im Herbst.
Wie schlägt sich die Zusammenarbeit mit den Medizininformatikverbänden ganz konkret nieder?
Jens Naumann: In erster Linie sicher in einem sehr ambitionierten Kongress- und Akademie-Programm. Wir haben bei der conhIT 2009 dafür ähnlich wie im Vorjahr eine Zweiteilung vorgenommen: Morgens ab 9 Uhr starten wir mit dem Kongress- und Akademieprogramm. Mittags um 13 Uhr öffnet dann die Industrie-Messe. So ähnlich machen das auch die Amerikaner bei ihrer HIMSS-Tagung. Das hat den Vorteil, dass die ausstellenden Unternehmen die conhIT explizit auch zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nutzen können. Die Mitarbeiter können vormittags ungestört Veranstaltungen besuchen, ohne zwischendurch am Stand sein zu müssen. Das ist gut für das Knowhow in den Unternehmen. Es hilft aber auch bei der internen Abrechnung der Veranstaltung…
Die primäre Zielgruppe der conhIT sind die Gesundheits-IT-Entscheider auf Anwenderseite, also die CIOs und Rechenzentrumsleiter von Kliniken oder auch die Manager von Versorgungsnetzen. Was können diese Besucher konkret erwarten?
Jens Naumann: Ich glaube wirklich, dass für fast jeden Anspruch etwas dabei ist. Wir kümmern uns zum Beispiel einen ganzen Vormittag lang um das Thema Business Intelligence, ein klassisches Managementthema also. Es gibt eine Session zum IT-gestützten Organisationsmanagement, die sich an die unterschiedlichen Leitungsebenen mit Personalverantwortung richtet. Wir haben aber auch eine Reihe explizit klinischer Sitzungen von hoher praktischer Relevanz im Angebot, etwa zu dem sehr budgetrelevanten Thema Tumordokumentation oder zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Zum ersten Mal testen wir in diesem Jahr schließlich Pavillons, in denen sich mehrere Unternehmen gleicher Stoßrichtung versammeln. Hier können sich IT-Entscheider sehr effektiv, aber dennoch breit informieren. Ein Beispiel wäre unser Beraterpavillon, wo sich Beratungsunternehmen vorstellen. Viele Klinik-IT-Leiter wünschen sich hier mehr Überblick. Dem versuchen wir, mit diesem Pavillon Rechnung zu tragen.
Es gab auch in diesem Jahr wieder Diskussionen um den Standort Berlin. Wäre eine Veranstaltung im Westen der Republik für die Mehrzahl der Anwender nicht rein geographisch günstiger?
Jens Naumann: Wir haben diese Diskussion eigentlich abgeschlossen. Schon im letzten Jahr hatten wir prozentual mehr Gäste aus den südlichen Bundesländern als im Jahr davor, bei der ersten Berliner Veranstaltung, die damals noch ITeG hieß. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Berlin hat einfach zu viele Vorteile. Die conhIT ist neben allem anderen auch ein wichtiges Networking-Event. Und hierfür bietet Berlin einfach mehr als andere deutsche Städte. Die Nähe zur Gesundheitspolitik ist ein Faktor. Das attraktive Drumherum ist auch nicht unwesentlich. Und dann ist Berlin als Kongressort noch immer sehr preisgünstig, das darf man auch nicht vergessen.
Wie beurteilen Sie die Marktsituation bei der Gesundheits-IT in Deutschland?
Jens Naumann: Ich denke, im Bereich der Klinikinformationssysteme haben wir die Konsolidierungswelle im Wesentlichen hinter uns. Hier geht es derzeit vor allem um eine Vertiefung der Funktionen beim bestehenden Kundenstamm. Die IT ist keine reine Abrechnungsmaschine mehr. Sie wird mehr und mehr zur Dokumentation und zur Prozessoptimierung eingesetzt, was unter anderem dazu führt, dass der Bedarf nach stärker individualisierten Lösungen spürbar wächst. Es bleibt aber ein Bestandsgeschäft. Anders sieht das bei den Sekundärsystemen aus, also beispielsweise bei der Spracherkennung, bei den Kommunikationsservern, bei den Bildsystemen und im Bereich digitaler Archive. Hier ist gerade sehr viel Dynamik im Markt.
Eine abschließende Prognose zur conhIT 2009?
Jens Naumann: Wir gehen davon aus, dass wir die Vorjahreszahl von 144 Ausstellern in diesem Jahr mindestens wieder erreichen werden. Bei den Gästen erwarte ich einen deutlich signifikanten Anstieg gegenüber den 2.500 Fachbesuchern, die wir im Vorjahr hatten. Dank der Kooperation mit GMDS und BVMI sollte das auch erreichbar sein. Im Übrigen darf man nicht vergessen, dass wir zurzeit in eine Wirtschaftskrise steuern. Die Health-IT-Branche ist davon sicherlich nicht in erster Linie betroffen. Aber wir haben auch keine Sonderkonjunktur…
Dieses Interview wurde uns zur Verfügung gestellt von HealthTechWire.