Volkswirte

Wirtschaftsaufschwung hängt am Erfolg der Impfkampagne

07.03.2021
Impfungen gegen das Coronavirus sind nach wie vor die große Hoffnung im Kampf gegen die Krise - nicht nur für Virologen und Politiker, sondern auch für die Wirtschaft.
Volkswirte verknüpfen schnelles, erfolgreiches Impfen direkt mit einer Besserung der Wirtschaftslage.
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Volkswirte führender Finanz- und Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland sehen eine wirtschaftliche Erholung in direkter Abhängigkeit von einem Erfolg der Impfkampagne gegen das Coronavirus. "Die Beschleunigung der Impfungen ist für die wirtschaftliche Erholung ein ganz entscheidender Faktor. Das ist der wesentliche Knackpunkt" sagte die Nürnberger Professorin und Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, Veronika Grimm. "Geht es mit den Impfungen zu langsam, so werden auch die Einschränkungen länger andauern", betonte die "Wirtschaftsweise".

Katharina Utermöhl, Volkswirtin bei der Allianz-Gruppe, pflichtete bei. "Mit dem Fortschritt an der Impffront könnte es zu Entlastungen kommen", sagte sie. Und auch Marc Schattenberg von der Deutschen Bank sieht im Impfen einen wesentlichen Faktor für die konjunkturelle Entwicklung. "Es spielt eine tatsächliche Rolle, wie schnell das Impfen in Schwung kommt", sagte er.

Fritzi Köhler-Geib, Chef-Volkswirtin der staatlichen KfW-Gruppe betonte: "Wenn wir davon ausgehen, dass alle geschlossenen Betriebe spätestens im April wieder öffnen können und dass die Impfstrategie erfolgreich ist, dann können wir ab dem Frühjahr einen kräftigen, dauerhaften Aufschwung erleben."

Das Potenzial für einen Aufschwung sehen die Volkswirte aufs Gesamtjahr gerechnet bei einem Wirtschaftswachstum zwischen 3,4 und 4,0 Prozent. Allerdings: Im ersten Quartal geht es wegen der anhaltenden Schließungen im Lockdown erst noch einmal nach unten. Marc Schattenberg von der Deutschen Bank sagt für das erste Quartal ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um zwei Prozent im Vergleich zum Vorquartal voraus. Auch Utermöhl geht davon aus, dass es zu einem leichten Minus kommen wird.

Die Experten rechnen auch damit, dass die Zahl der Arbeitslosen im Falle einer günstigen Pandemieentwicklung ab Mitte des Jahres wieder sinken wird. "Unter dieser Annahme wird die Zahl der Erwerbstätigen im Verlauf des Jahres voraussichtlich um 700.000 steigen. Die Zahl der Arbeitslosen wird um etwa 300.000 zurückgehen", sagte Köhler-Geib. Die Arbeitslosigkeit wäre dann allerdings immer noch höher als vor der Krise, und sie hätte eine ungünstigere Struktur: "Während die Zahl der vorübergehend Arbeitslosen seit vergangenem Sommer wieder gesunken ist, ist die der Langzeitarbeitslosen stetig gestiegen", sagte die KfW-Expertin.

Ihre Allianz-Kollegin Utermöhl geht auch europaweit von einem Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen aus. Sie könnte in Europa schon im dritten Quartal um 1,8 Millionen auf 6,6 Millionen steigen. Gleichzeitig herrsche Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt - denn in der Krise hätten vor allem Angelernte und Ungelernte ihre Jobs verloren.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt seien kurzfristig aber keine größeren Einbrüche zu erwarten, sagte Grimm. Die Kurzarbeit werde noch einmal ansteigen, aber nicht in dem Maße wie zu Beginn der Krise im April vergangenen Jahres. "Es wird aber auch nicht die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt geben", sagte Marc Schattenberg. Hinzu komme die Frage, wie viele kleine Unternehmen die Krise überhaupt überleben werden. Diese sei noch nicht beantwortet. (dpa/rs)