Im Vordergrund stehen Investitionen in neue Software und Hardware, während die Ausgaben bei den IT-Services konstant bleiben. Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass Investitionsentscheidungen in 2007 verstärkt unter dem Blickwinkel des geschäftlichen Wertbeitrages getroffen werden. Diese Entwicklung bietet nicht nur eine Wachstumschance für IT-Hersteller und Service-Anbieter, sondern wird deren Marketing- und Vertriebsstrategien auch vor neue Herausvorderungen stellen.
Forrester befragte IT-Verantwortliche von 318 europäischen Unternehmen, die aktiv an der Planung der IT-Budgets beteiligt sind, nach ihren Plänen für 2007. Dabei ergab sich folgendes Bild:
Europas IT-Budgets spiegeln unterschiedliche wirtschaftliche Dynamik wider
Nach zwei stimmungstechnisch nahezu unveränderten Jahren beurteilen die Unternehmen in Europa ihre geschäftlichen Aussichten für 2007 grundsätzlich optimistischer. 50 Prozent der Befragten beschreiben die Perspektiven in ihren Branchen als gut oder sehr gut - gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung von sieben Prozentpunkten. Im Durchschnitt hat diese Entwicklung lediglich einen moderaten Zuwachs von 0,7 Prozent bei den durchschnittlichen IT-Budgets in Europa zur Folge.
Ausnahmen bilden insbesondere Unternehmen aus Großbritannien mit einem Wachstum von bis zu 1,8 Prozent, sowie Deutschland mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent. In Frankreich spiegelt sich hingegen die anhaltende wirtschaftliche Flaute wider: hier sehen die IT-Entscheider rückläufige IT-Budgets von im Durchschnitt 1,6 Prozent in 2007.
Verbesserung bei der IT-Sicherheit hat hohe Priorität
Wie bereits in den Jahren zuvor nimmt das Thema IT-Sicherheit auch in 2007 wieder einen sehr hohen Stellenwert bei befragten Unternehmen ein: Für 31 Prozent der IT-Entscheider gilt das Thema Sicherheit als Priorität, 19 Prozent bewerten es sogar als hohe Priorität.
Durchschnittlich entfallen in 2007 rund neun Prozent des IT-Gesamtbudgets auf das Thema IT-Sicherheit; insbesondere Großunternehmen mit bis zu 20.000 Mitarbeitern werden hier wesentlich mehr investieren als in den Jahren zuvor, nämlich 9,5 Prozent in 2007 im Gegensatz zu 7,6 Prozent im vergangenen Jahr. Dieser Trend spiegelt sich auch bei der Frage nach den wichtigsten Investionsfeldern im Bereich Software wieder; hier gaben 42 Prozent der befragten Entscheider an, in Software-Lösungen für IT-Sicherheit mehr zu investieren, als in den Jahren zuvor. Dies ist der höchste Wachstumswert unter allen abgefragten Kategorien von Software-Lösungen.
Ausgaben für Hardware und Software steigen - Ausgaben für IT-Services konstant
Das gute wirtschaftliche Klima treibt insbesondere Investitionen in solche Software- und Hardware-Lösungen, die direkt oder indirekt das Wachstum der jeweiligen Geschäftsfelder unterstützen können. So gaben beispielsweise nahezu 40 Prozent der befragten Unternehmen an, in 2007 verstärkt in Web-Applikationen, sowie in die für wachsendes Geschäft stets auch notwendigen Speicher-Hardware-Lösungen zu investieren. Ähnlich verhält es sich mit der Absicht von rund 30 Prozent der befragten Entscheider, in diesem Jahr weiter im Bereich Software und Daten-Integration zu investieren sowie veraltete Software-Lösungen durch neue, flexiblere Lösungen zu ersetzen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Aussage von rund der Hälfte der untersuchten Unternehmen, die in diesem Jahr in etwa die gleichen Investitionen für die Inanspruchnahme von IT-Dienstleistungen wie im letzten Jahr tätigen wollen. Zugleich aber sehen 27 Prozent der Entscheider für 2007 insbesondere einen erhöhten Bedarf an Netzwerk- und Telekommunikationsdienstleistungen für ihre Unternehmen. Hier liegt die Annahme zugrunde, dass wirtschaftliches Wachstum eine bessere kommunikationstechnische Anbindung an Kunden und Märkte erfordert.
IT-Verantwortliche sehen Verbesserung des geschäftlichen Wertbeitrags als Priorität
Der wirtschaftliche Aufschwung erhöht auch den Druck auf interne IT-Organisationen, den eigenen Wertbeitrag stäker an den geschäftlichen Zielsetzungen auszurichten. Zwar hat für 71 Prozent der Befragten die Steigerung der operationalen Effizienz der IT hohe Priorität in diesem Jahr; gleichzeitig jedoch sehen 58 Prozent der IT-Entscheider die Notwendigkeit die Erbringung interner Dienstleistungen verstärkt auf der Basis von geschäftlichen Metriken und Zielen zu bemessen. Dabei sind die meisten IT-Organisationen sich ihrer eigenen Schwächen durchaus bewusst. Rund die Häfte der Entscheider räumt freimütig ein, derzeit keinen aktiven Wertbeitrag leisten zu können, wenn es etwa um den Zugewinn von Anteilen an neuen Kundengruppen oder die Erschliessung neuer Märkten geht.
Praktisch jede IT-Investition basiert auf einem Business Case
Um der Forderung nach einer Verbesserung des geschäftliche Wertbeitrags der IT gerecht zu werden, setzen weit mehr also die Häfte der befragten IT-Entscheider in Europa verstärkt auf die Ausarbeitung von Business Cases für ihre IT-Investitionen. Unter den zahlreichen Berechnungsmethoden, ist die Ermittlung des Return-on-Investment (ROI) derzeit die Gebräuchlichste: über 60 Prozent der untersuchten Unternehmen greifen auf diese Methodik zurück. Zwar ist die Berechnung der "Total Cost of Ownership" (TCO) die zweitpopulärste Wahl, die von 50 Prozent der untersuchten Unternehmen genutzt wird. Allerdings nutzen insbesondere Unternehmen der "Global 2000", also Firmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern, verstärkt Methoden basierend auf der Berechnung von Payback Period, Net Present Value oder Internal Rate of Return, zur Ermittlung des betriebswirtschaftlichen Nutzens von IT-Investitionen.
Steigende IT-Budgets als Chance und Herausforderung für IT-Anbieter
Mit der wirtschaftlichen Erholung verschieben sich auch die zugrunde liegenden geschäftlichen Prioritäten und Zielsetzungen der Unternehmen. Standen bislang vor allem die Themen Kostenreduktion sowie die Verbesserung der operationalen Effizienz im Vordergrund, fokussieren sich Unternehmen nunmehr verstärkt auf den Zugewinn von Marktanteilen und ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Gerade für Anbieter komplexer IT-Lösungen ist dies Chance und Herausforderung zugleich.
Während die Investitionsbereitschaft ihrer Kunden steigt, müssen sie sich zugleich der veränderten Rahmenbedingugen bewußt sein, und die neuen Erfolgsfaktoren aufgreifen und verarbeiten. Insbesondere müssen Marketing- und Vertriebs-Strategien auf die geänderten Zielsetzungen der Kunden abgestimmt werden, d.h. weg von dem reinen Fokus auf Kostenreduktion im Sinne von "Total Cost of Ownership", hin zu einer stärkeren Herausarbeitung des langfristigen strategischen Mehrwerts Ihrer Lösung auf der Basis geschäftlich relevanter Erfolgskriterien.
Pascal Matzke ist Principal Analyst und Dr. Thomas Mendel Vice President und Research Director bei Forrester Research.