Mehr als 90 Prozent der befragten Studienteilnehmer haben Wissensmanagement-Projekte aufgesetzt. Bei über zwei Drittel der Unternehmen ist es sogar Bestandteil mehrerer Projekte. Oft wurde Wissensmanagement auch als eigenständige Initiative implementiert. Die Verantwortlichen trieben dann die Entwicklung einer Wissenskultur im Unternehmen aktiv voran.
Die entsprechenden Lösungen haben in der Vergangenheit den angestrebten Nutzen allerdings häufig verfehlt. Da nun aber immer mehr ausgereifte Tools verfügbar sind, prognostizieren Analysten wie Gartner eine Renaissance des Wissensmanagements als zunehmend wichtige Unternehmensdisziplin.
Fast alle Studienteilnehmer halten die Wiederverwendung des Wissens im Unternehmen für wichtig. Das zeigt einerseits die große Erwartungshaltung der Unternehmen bei der Nutzung des existierenden Wissens. Andererseits wird deutlich, dass Initiativen für Wissensmanagement eine durchgängig hohe Akzeptanz erlangt haben.
Die Unternehmen sind sich uneinig darüber, wie viel des möglichen jährlichen Umsatzes sie durch mangelhaftes Wissensmanagement nicht realisieren: Mehr als zwei Drittel der Befragten schätzen den Anteil auf über fünf Prozent, einige gehen gar von 20 Prozent aus. Die breite Streuung der Antworten zeigt hier jedoch, dass die meisten Unternehmen die Auswirkungen kaum quantifizieren können.
Erwartungen müssen quantifiziert werden
Die Untersuchung nennt drei wichtige Faktoren für ein erfolgreiches Wissensmanagement.
Erstens darf dieses nicht primär als IT-Projekt angesehen werden. Worauf es vielmehr ankommt, ist die Balance zwischen IT, Mitarbeiter und Organisation. Fast 90 Prozent der Unternehmen setzen im Wissensmanagement auf eine Kombination aus persönlichen Netzwerken und strukturierten Datenbanken. Anreizsysteme wie die Aufnahme von Wissensmanagement in individuelle Balanced Scorecards leisten einen signifikanten Beitrag zur erfolgreichen Implementierung. Dennoch nehmen über 40 Prozent der Befragten Wissensmanagement-Ziele nicht in Anreizsysteme auf.
Zweitens sollten Unternehmen vor der Einführung des Wissenssystems den angestrebten Nutzen klar definieren. Während der Implementierungsphase muss zudem eine laufende Neubewertung des Nutzens erfolgen. In der Realität sieht es aber so aus, dass drei Viertel der Studienteilnehmer Kosten und Zeit einsparen wollen, ohne sie zu messen. Wissensmanagement kann das Unternehmensergebnis tatsächlich verbessern. Doch die Unternehmen versäumen es, den wirtschaftlichen Effekt in monetären Einheiten zu ermitteln. Folglich bleibt die Realisierung des Nutzens oft problematisch: Nur ein Drittel der Firmen sieht seine Erwartungen an das Wissensmanagement erfüllt. Ein Viertel dagegen nicht oder nur teilweise.
Drittens empfiehlt die Studie, Implementierung und Optimierung des im Unternehmen vorhandenen Wissens konsequent voran zu treiben. Viele Unternehmen setzen Wissensmanagement nicht als übergreifendes Projekt um. Die Etablierung einer Koordinationsstelle ist jedoch sinnvoll. Mit einem Verantwortlichen für das Programm steigen innerbetriebliche Positionierung und realisierter Nutzen. Allerdings hat fast die Hälfte der befragten Firmen Wissensmanagement noch nicht an einen bestimmten Verantwortungsbereich geknüpft. Nur fünf Prozent haben einen dedizierten "Chief Knowledge Officer", der für die Wissensbasis der Organisation verantwortlich ist.
An der branchenübergreifenden Befragung beteiligten sich 40 Unternehmen aller Größen in Deutschland.
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