Die Aussteller setzen damit auf den nächsten vermeintlichen Hype: Derzeit sind rund 32.000 Hotspots in Betrieb. 2006 sollen es 135.000 sein, die Nutzerzahl von 1,5 Millionen auf 23 Millionen steigen. Bis dahin sollen zwei von drei Laptops, jeder dritte Handheld und auch jedes fünfte Mobiltelefon mit WLAN ausgerüstet sein. Damit begehen die Anbieter einen alten Fehler: Sie sind zu sehr auf die neuen technischen Möglichkeiten fixiert und vergessen, den Nutzen im Geschäftsprozess zu entwickeln.
Noch halten sich die IT-Entscheider deshalb mit Investitionen in Wireless Networking zurück: Erst 19 Prozent der deutschen Unternehmen haben hier investiert. Der Grund: Allein die Datenübertragung für reisende Mitarbeiter rechtfertigt keine außerordentlichen IT-Budgets. GPRS, WLAN und UMTS werden erst zum Thema für CIOs, wenn mit ihnen Kern-Geschäftsprozesse unterstützt und effizienter abgewickelt werden können. Doch davon sind wir noch weit entfernt.
Im Gegenteil. Das vielgelobte WLAN hat noch einige Kinderkrankheiten: Erstens haben WLAN-Sender und Empfänger mit maximal 54 MBit/s noch eine eingeschränkte Übertragungsbandbreite im Vergleich zum Gigabit-Ethernet. Zweitens ist mobiles, ortsungebundenes Arbeiten, beispielsweise während einer Bahnfahrt, nicht möglich. Diese hochmobilen Anwendungen werden erst mit UMTS lösbar. Drittes Problem bei WLAN ist die eingeschränkte Sicherheit der Verbindung. Hier müssen die Unternehmen noch auf neue Entwicklungen in der Kryptografie warten.
So fallen die Anwendungsszenarien bislang dürftig aus: So soll das "Hotelling-Prinzip" in Unternehmen durch WLAN Realität werden. Die Mitarbeiter haben dann keinen festen Platz im Unternehmen, sondern suchen sich freie Arbeitsplätze im Haus. Das senkt die Raumkosten, da insgesamt weniger Arbeitsplätze verfügbar sein müssen. Es erfordert für die Mitarbeiter aber einen einfachen Zugang zum IT-Netz. Wird hierfür beispielsweise WLAN eingesetzt, so soll die Zeitersparnis bei der Einrichtung der IT-Verbindungen vier bis fünf Stunden pro Woche betragen. Bleibt nur noch die Frage, welches Unternehmen tatsächlich den Mut aufbringt, jedem Mitarbeiter statt eines eigenen Schreibtisches nur noch einen persönlichen Roll-Container anzubieten.
So beschränken sich bislang die Visionen der Telekommunikationsbranche auf die Klassiker: Reisende Mitarbeiter steigern ihre Produktivität, weil sie Leerlaufzeiten an Bahnhöfen oder Flughäfen besser nutzen können. Und der Außendienst kann dank aktueller Daten auf dem Notebook seine Kunden besser beraten. Das ist schön - aber zu wenig, um Begeisterung bei IT-Entscheidern zu schüren. Noch bewegen wir im Entscheidungsniveau auf der Frage, ob es sinnvoll ist, Mitarbeiter WLAN-Karten auszustatten.
Spannend werden mobile Datenlösungen, wenn sie fundamental Geschäftsprozesse unterstützen. Da werden wir aber noch eine geraume Zeit warten müssen bis die nächsten Entwicklungsstufen genommen sind. Bis dahin bleibt der WLAN-Hype ein Randthema für CIOs.
Bernd Janke ist Telekommunikations-Analyst bei der Mummert Consulting AG.
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